VitiFIT

Projektkoordination

Stellvertretung

Projektmanagement

Stefan Klärner
Dipl.-Ing. (FH) Stefan Klärner
Gebäude 6101
Raum 00.05
Stefan.Klaerner(at)hs-gm.de Details

Verbundprojekt VITIFIT: Gesunde Reben (Vitis vinifera) im Ökoweinbau durch Forschung, Innovation und Transfer

Die Bekämpfung des Falschen Mehltaus der Rebe, hervorgerufen durch Plasmopara viticola, ist eine der großen Herausforderungen im Weinbau. Dies gilt insbesondere für den ökologischen Weinbau. Aufgrund des drohenden Verbots kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel und wegen massiver Auswirkungen des Klimawandels gerät der ökologische Weinbau zunehmend in eine wirtschaftliche Krise. Das katastrophale Peronospora-Jahr 2016 ist allen Winzerinnen und Winzern noch in schlechter Erinnerung. Ziel des in 2019 gestarteten Verbundvorhabens VITIFIT ist, in enger Zusammenarbeit mit den Öko-Anbauverbänden und der Weinbaupraxis einen Maßnahmenkatalog mit praxistauglichen Strategien zur Gesunderhaltung der Rebe zu erarbeiten. Dabei steht der Erreger des Falschen Mehltaus im Zentrum.

 

Im Rahmen des Projektes sollen Anbaubedingungen verbessert und die Produktionssicherheit konsolidiert werden, um eine solide betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit bei der ökologischen Keltertraubenproduktion zu gewährleisten. Die organisatorische Basis des Verbundprojektes mit elf Partnern, fünf Öko-Weingütern, drei kleinen bzw. mittleren Unternehmen (KMUs) sowie drei assoziierten Verbänden ist ein Kompetenz- und Praxisforschungsnetzwerk, welches über ein vielfältiges Verstetigungskonzept nach Abschluss des Vorhabens fortbestehen soll.

Die Bekämpfungsstrategien im Bereich der Pflanzengesundheit werden im Wesentlichen auf Kupferminimierung (z. B. mit mikroverkapselten Kupfersalzen) und Kupferersatz (z. B. Pflanzenextrakte; UVC-Technologie) sowie deren Kombination basieren. Flankierende anbau- und kulturtechnische Maßnahmen sollen das Inokulumpotential von P. viticola senken.

Bereits existierende und neu gezüchtete pilzwiderstandsfähige Rebsorten (PIWIs) spielen in den erarbeiteten Handlungskonzepten eine zentrale Rolle. Hierbei stehen die Verbesserung der oenologischen Weinstilistik, die Marktakzeptanz von PIWIs sowie deren betriebliche Einführung im Fokus. Die Züchtung von PIWIs soll durch die Identifikation neuer Resistenzen gegen P. viticola und Einkreuzung in aktuelle Zuchtstämme stärker vorangetrieben werden.

Ein weiterer Schwerpunkt sieht die Adaption des Prognosemodells "VitiMeteo Rebenperonospora" an PIWIs sowie an die spezifischen Produktionsbedingungen des ökologischen Weinbaus vor. Molekularbiologische Analysen werden sich dem pilzlichen Mikrobiom des Blattes unter den o.g. Bedingungen widmen. Ein besonderes Augenmerk soll im Projekt VITIFIT auf den Pflanzenschutzmittelwirkstoff Kaliumphosphonat gelegt werden.

Nicht zuletzt soll das Projekt VITIFIT einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung eines der Ziele der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie leisten: 20 % Flächenanteil an der Landnutzungsfläche für den ökologischen Landbau, in diesem Fall bezogen auf den ökologischen Weinbau. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist das zu etablierende Praxisforschungsnetzwerk, um den intensiven Austausch zwischen Forschung und Praxis, die angestrebte Partizipation sowie ein solides Multiplikatoren-Konzept realisieren zu können.

Das Verbundvorhaben wird von der Hochschule Geisenheim University (HGU) koordiniert. Verbundkoordinatorin ist Frau Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz (Institut für Phytomedizin der HGU), ihr Stellvertreter Herr Prof. Dr. Randolf Kauer (Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau der HGU).

Beteiligte Institute der HGU sind das Institut für Phytomedizin, das Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau, das Institut für Getränkeforschung, das Institut für Rebenzüchtung und das Institut für Wein- und Getränkewirtschaft.

Folgende Verbundpartner gehören zum VITIFIT-Konsortium:

Das Vorhaben wird mit einer Zuwendung aus Bundesmitteln in Höhe von insgesamt 6,3 Mio. Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren (3 + 2 Projektjahre) gefördert.

Um die Komplexität des Verbundprojektes VITIFIT darzustellen, werden nachfolgend die vier Themenbereiche (A, B, C und D) und die darin enthaltenen Arbeitspakete aufgeführt.

THEMENBEREICH A:

Entwicklung, Optimierung und Etablierung von Verfahren und technischen Lösungen im ökologischen WeinbauLeitung: Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz, HGU, Geisenheim

  • A1 – Überprüfung der biologischen Wirksamkeit von (neuen) Pflanzenschutzmitteln.
  • A2 – Entwicklung von Strategien zur Kupferreduzierung bei klassischen Rebsorten – Entlaubung, Bodenabdeckung, Einsatz von neuen Pflanzenschutzmitteln, Kaliumphosphonat sowie UV C-Strahlung.
  • A3 – Untersuchungen zur Aufnahme, Verlagerung und Depotbildung von Kaliumphosphonat in der Rebe sowie zu Rückständen in Most und Wein.
  • A4 – Pflanzenschutzstrategien bei PIWI-Rebsorten.
  • A5 – Optimierung der Wirksamkeit mikroverkapselter Kupfersalze (CuCaps) zur Kupferminimierung.
  • A6 – Gewinnung, Stabilisierung, Analytik von Stilben-Extrakten aus Rebholz sowie deren Wirkung auf P. viticola an Topfreben und im Freiland.
  • A7 – Veränderungen der mikrobiellen Diversität der Phyllosphäre in Abhängigkeit von ökologischen Pflanzenschutzmaßnahmen gegenüber P. viticola.

 

THEMENBEREICH B:

Weiterentwicklung züchterischer Aktivitäten im Kontext neuer Sorten (pilzwiderstandsfähige Rebsorten; PIWIs), Verbesserung der oenologischen Weinstilistik von PIWIs, der Marktakzeptanz von PIWIs sowie betriebliche Umsetzung

Leitung: Prof. Dr. Reinhard Töpfer, JKI-Rebenzüchtung, Geilweilerhof

  • B1 – Züchtung und genetische Ressourcen.
  • B2 – Oenologische Weinstilistik.
  • B3 – Markteinführung und Verbraucherkommunikation.
THEMENBEREICH C:

Erweiterung und Adaption des Prognosemodells „VitiMeteo Rebenperonospora“ an PIWIs und die besonderen Anforderungen des ökologischen Weinbaus

Leitung: Dr. René Fuchs, WBI Freiburg

  • C1 – Weiterentwicklung des vorhandenen VitiMeteo Prognosemodells zur Vorhersage des Falschen Mehltaus mit dem Ziel der Anpassung an PIWI-Rebsorten.

 

THEMENBEREICH D:

Entwicklung von Maßnahmen zur Optimierung von Wissenstransfer, Vernetzung und Kommunikation zwischen den Systemen Wissenschaft und Praxis

Leitung: Dr. Charlotte Hardt, DLR-RP, Neustadt/Weinstr.

  • D1 – Darstellung des Verbundprojektes VITIFIT (DLR-RP).
  • D2 – Wissenstransfer und Informationsaustausch sowie Weiterentwicklung von Praxisforschungsnetzwerken und Netzwerkaktivitäten der Öko-Verbände (ECOVIN).
  • D3 – Entwicklung eines Nachhaltigkeitskonzepts (Bioland).
  • D4 – Erstellung und Pflege einer Web-Applikation zum Projekt VITIFIT (DLR-RP).
  • D5 – Optimierung und Installierung der Forschungsmethode „Partizipative Forschung“ sowie Implementierung von Gütekriterien für diese Methode (DLR-RP).
  • D6 – Entwicklung einer “Bildungsinitiative” zu VITIFIT (DLR-RP).
  • D7 – Weiterentwicklung von Netzwerken und Netzwerkaktivitäten aller Akteure (DLR-RP).
  • D8 – Entwicklung eines Schulungskonzepts zur Weiterbildung von Multiplikatoren (Naturland).
  • D9 – Teil 1 à Aufbereitung aller Ergebnisse und Überführung in alle Kommunikationskanäle der Weinbaubranche (DLR-RP).
  • D9 – Teil 2 à Überführung der Ergebnisse in Kommunikationskanäle der Öko-Verbände (Demeter).

Alle beschriebenen Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Pflanzenschutz ressourcenschonender zu gestalten, die Existenz von Öko-Weinbaubetrieben nachhaltig zu sichern und die Umstellung auf eine ökologische Produktionsweise zu fördern.

Nicht zuletzt sollen integriert wirtschaftende Weinbaubetriebe von VITIFIT profitieren. So werden die im Rahmen des Verbundprojektes erarbeiteten Strategien auch im integrierten Weinbau helfen, den derzeit notwendigen sehr hohen Einsatz an Fungiziden – hier organisch-synthetische Mittel – zu reduzieren.

Gefördert wird das Verbundprojekt VITIFIT durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft.

 


Bildergalerie

Das Konsortium mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im September 2019; Bildquelle: BMEL
Bildquelle: BMEL
Kick-Off-Treffen an der Hochschule Geisenheim im November 2019; Bildquelle: Winfried Schönbach