Der Rudolf-Goethe-Park bietet mit seinen ca. 3ha ein großes Spektrum an exotischen Gehölzen und urigen Grünräumen. Studierende, Angestellte und Besuchende des Hochschulgeländes haben zu jeder Zeit die Möglichkeit sich in dem öffentlich zugänglichen Park eine Pause zu gönnen oder über die geschwungenen Wege zu spazieren. Der Park wird für Feste und Abschlussfeiern der Hochschule gerne genutzt und der diverse und besondere Pflanzenbestand wird aktiv in die Lehre eingebunden.
Einige sehr alte Gehölze wie z.B. der alte Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) an der Festwiese, großen Ginkgo-Bäume (Ginkgo biloba) und die imposante Schwarznuss (Juglas nigra) stammen vermutlich noch aus der ursprünglichen Anlage.
Die Entstehung des heutigen Rudolf-Goethe-Parks steht in direktem Zusammenhang mit der Gründung der Hochschule Geisenheim University. Mit der Gründung der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau durch Eduard von Lade 1872 wurde zeitgleich ein über 2ha großer Obstpark angelegt. Die Obstgehölze des Parks waren zwar schematisch sortiert, doch wurden sie gruppiert angeordnet, sodass ein attraktives Bild entstehen sollte. Gerüchteweise soll der Park von den Gebrüdern Siesmayer aus Frankfurt am Main gestaltet worden sein. Historisch ist dies jedoch nicht eindeutig belegt.
Das geplante attraktive Bild stellte sich scheinbar nicht ein, denn als Rudolf Goethe 1879 zum Direktor der Lehranstalt berufen wurde, strukturierte er nicht nur den Lehrbetrieb um, sondern gleich auch den gesamten Obstpark. Berichten zufolge sei dieser "unschön" gewesen und habe sein Ziel "verfehlt". Der neue Park sollte ein Zierpark sein, daher wurden alle Obstgehölze in einem reduzierten Obstgarten versetzt und im Park stattdessen über 200 Laub- und Nadelgehölze gepflanzt. Dieser neue Landschaftspark enthielt die typischen Elemente der Parks jener Zeit wie z.B. Hecken, Pavillons, Wasserbecken, Teppichbeete, Pergolen und Alleen. Doch auch der Aspekt der Lehre war stets relevant, die besonderen Gehölze des Parks wurden mit Etiketten versehen und zum Zwecke der Lehre genutzt. Das Zentrum des Parks stellte das heutige Verwaltungsgebäude dar, umgeben von einigen weiteren Gebäuden und Gewächshäusern. Der neue Zierpark entwickelte sich gut und wurde zunehmend beliebter. Auch die exotische und besondere Pflanzenauswahl fand große Beachtung.
Anfang des 20. Jhd gab es einige Änderungen und Erweiterungen, unter anderem wurden einige neue Gebäude errichtet, darunter z.B. auch die Aula. Beschreibungen aus dieser Zeit zeigen, dass einige Gehölze, die sich auch jetzt noch im Park befinden, bereits zu dieser Zeit stattliche Exemplare waren. Hervorgehoben wurden hierbei z.B. die große Schwarznuss (Juglans nigra), die bereits in den 30er Jahren zu den größten Bäumen des Bestands gehörte. Auch der Riesenmammutbaum im Westen des Parks, der weibliche Ginkgo (Ginkgo biloba) auf der Hauptwiese vor der Verwaltung, der hängende Schnurbaum (Styphnolobium japonicum 'Pendula') am Pavillon sind bereits erwähnt. Besonders hervorgehoben wird auch der malerisch überhängende Schnurbaum (Styphnolobium japonicum) auf der Hauptwiese, der noch heute eine besondere Atmosphäre erzeugt.
Während und nach dem zweiten Weltkrieg gibt es nur wenige Informationen zum Baumbestand und der Parkanlage. Berichte größerer Änderungen zeigten sich erst in den 60er Jahren. Neben den Erweiterungsmaßnahmen auf dem Campusgelände und allgemeinen Ausbau der Infrastruktur gab es auch im Park einige Eingriffe. Der dicht zugewachsene Baumbestand musste ausgelichtet und einige besondere Gehölze umgepflanzt werden um den Charakter des Parks zu erhalten.
Mit den beginnenden 70er Jahren wurde die Parkanlage durch neue Eingangssituationen im Bereich der Gebäude und durch den Parkplatz im Westen (heute Baustelle für das neue Hörsaalgebäude) und neue Hörsaalgebäude auf den heute noch vorhandenen Rahmen reduziert. Der Haupteingang, der zuvor durch den Park führte, erfolgt seitdem von der Falterstraße im Norden. Aus dieser Zeit stammen auch die Unterführung sowie der Brückenbau auf den westlichen Teil des Hochschulgeländes. Durch die umfangreichen Baumaßnahmen fanden größere Eingriffe in den Baumbestand statt. Dies wurde von Prof. Däumel, dem Institutsleiter für Landschaftsbau als Anlass genommen, Mitte der 70er Jahre umfassende Gehölzinventuren vorzunehmen. Doch 1978 verließ Däumel das Institut, dass anschließend 10 Jahre lang unbesetzt war. Die Verantwortung des Parks wurde aufgeteilt. In dieser Zeit gab es kaum Veränderungen oder Maßnahmen in der Parkanlage.
Erst unter der Leitung von Prof. Dr. Hey, die 1988 begann, fanden Anfang der 90er Jahre größere Rodungsmaßnahmen und Gehölzneupflanzungen nach diversen Sturmereignissen statt. Viele abgängige Bäume waren zudem geschwächt oder wiesen Krankheiten auf. Hey brachte diese größeren Ausfälle bereits mit Auswirkungen eines wandelnden Klimas in Zusammenhang.
Aufgrund personeller Umstrukturierungen verschwanden in dieser Zeit viele der intensiv gepflegten Zierbeete.
Im Zuge des 125-jährigen Jubiläums der Forschungsanstalt 1997 fanden neben einigen baulichen Maßnahmen und Umgestaltungen weitere Baumsanierungen statt. Im Zuge des Baus der Unterführung in der Beinstraße wurde 2001 der Eingang der Parkanlage umgestaltet. Aus dieser Zeit stammt die Kleinbaumallee, die den Nebeneingang säumt. Abermals wurde die Verantwortung Parkpflege auf verschiedene Institute aufgeteilt und Pflegemaßnahmen folgten keinem gemeinsamen Konzept. Eingriffe in den Baumbestand waren meist aus Gründen der Verkehrssicherung nötig. Unter anderem wurden hier auch einige seltene Gehölze wie eine Pyrenäen-Eiche (Quercus pyrenaica) und eine Orangenkirsche (Idesia polycarpa) gefällt.
In den letzten Jahrzehnten häufen sich Baumschäden durch Trockenheit und Schädlingsbefall. Viele Ausfälle und Schädigungen kommen bei Nadelgehölzen vor. Ein Zusammenhang mit dem sich verändernden Klima ist erkennbar.
Der heutige Park ist ein wichtiges Gartendenkmal und steht unter Denkmalschutz. Die Zukunft der Parkanlage wird eine Herausforderung, die sich mit den Ansprüchen des Denkmalschutzes, dem Erhalt von gefährdeten Bestandsbäumen im Klimawandel und der geeigneten Auswahl und Pflege neuer Bäume beschäftigt.
Wichtig ist der Erhalt des noch heute erkennbaren Grundgedankens der Vielfalt, Besonderheit und der Lehre, der den Rudolph-Goethe-Park von Beginn an prägt.
Quelle, alle Abschnitte: Frei zusammengefasst nach der umfangreichen Rechercharbeit von Marie‐Louise Faber aus ihrer Masterthesis "Bäume in historischen Parkanlagen im Klimawandel am Beispiel der Hochschulparkanlagen der Hochschule Geisenheim University" von 2020 (In der Bibliothek der Hochschule Geisenheimm University einsehbar)
Rudolf Goethe war ein Önologe und Pomologe, der 13.4.1843 in Sachsen-Anhalt geboren wurde und 1911 in Darmstadt verstarb.
Goethe studierte am Pomologischen Institut in Reutlingen und bildete sich im landschaftsgärtnerischen Themen in Bad Muskau. Er leitete und entwickelte eine Baumschule in Cannstatt und war Direktor der kaiserlichen Obst- und Gartenbauschule in Brumath bei Grafenburg im Elsass. Als letzte Station seines Werdegangs bis zu seiner Pensionierung leitete er von 1879 bis 1903 die Lehranstalt für Wein- und Gartenbau in Geisenheim.
Neben seinem Schwerpunkt im Obst- und Weinbau war Goethe sehr an der Gartenkunst interessiert und plante durchaus selbst. Seine Familie soll tatsächlich entfernt mit Johan Wolfgang von Goethe verwandt sein.
Warum ist der Park nach Rudolph Goethe benannt?
Er gestaltete den ursprünglichen Park, dessen landschaftliche Gestaltung, vielfältige Bepflanzung und das Konzept der Verwendung in der Lehre bis heute erkennbar sind.
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