Die Parkanlage der Villa Monrepos hat seit ihrer Zeit als Privatgarten von dem Gründer der Lehranstalt, Eduard von Lade, schon viele unterschiedliche Gesichter gehabt. Jetzt, in ihrer finalen Form steht sie unter Denkmalschutz und wird weitestgehend in ihrer Form gehalten. Die Relikte verschiedener Stilrichtungen zeichnen einen durchwachsenen Charakter ab. Weder ihre größte Prunkzeit, noch ihre schlimmste Notlage sind heute noch erkennbar. Das jetzige Bild zeigt eine harmonische, weiche, landschaftliche Gestaltung mit fröhlichen Pflanzungen.
Doch so ganz unveränderlich kann auch diese Form zukünftig nicht bleiben. Die besonderen Pflanzen und auch die intensive, repräsentative Gestaltung lassen sich mit den klimatischen, ökologischen und ökonomischen Aspekten der heutigen Zeit kaum noch vereinbaren.
Eduard von Lade, der Gründer der Lehranstalt in Geisenheim und Urvater der Hochschule, kehrte in den 1860er Jahren nach seinen Tätigkeiten im In- und Ausland zurück nach Geisenheim. 1861 erbaute er die Villa Monrepos und ließ sich von dem herzoglichen Hofgärtner Karl Friedrich Thelemann eine ca. 3,5 ha große Gartenanlage gestalten, die sich im Laufe der Zeit noch veränderte. Aufgeteilt war der artenreiche Garten in verschiedene Bereiche. Im Süden befanden sich terrassierte Schmuckbeete und ein später ergänztes Rosarium. Im Westen wurde ein Obstpark angelegt und im Osten ein landschaftlicher Park mit Obsthalle (jetzt: Studio) und Gewächshäusern. Die in Fachkreisen vielgelobte Artenauswahl der Gartenanlage war sehr divers und enthielt viele verschiedene Koniferen, wie z.B. den Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum).
Mit Eduard von Lades Tod 1904 gingen die Villa und die Gartenanlage zuerst in den Besitz des preußischen Staats über, um 1907 schließlich der Königlichen Lehranstalt zur Verfügung gestellt zu werden. So wurden bereits zu dieser Zeit z.B. die Obstanlagen oder die Villa selbst zu Lehrzwecken genutzt.
Bereits der 1. Weltkrieg sorgte dafür, dass Beete der Parkanlage zur Nahrungsproduktion umgenutzt wurden und, dass die Parkanlagen durch mangelnde Pflege verwahrlosten. Um die Parkanlagen wieder der Lehre zugänglich zu machen wurde Arthur Glogau, seit 1913 Fachlehrer für Gartenkunst & Gartenarchitektur, damit betraut, den Park zu entwickeln.
Da im Park der Lehranstalt bisher kaum Platz für Staudenpflanzungen bereitgestellt wurde, entstand zwischen 1923 und 1932 im Monrepos Park ein Staudenpark mit verschiedenen Pflanzthemen. Es fanden auch weitere kleinere Umgestaltungen statt, jedoch achtete Glogau darauf, dass bestehende Elemente wie z.B. das Blumenparterre im Süden in die neue Gestaltung integriert wurden. Auch der alte Baumbestand, mit z.B. der alten Hänge-Blutbuche (Fagus sylvatica ‚Pendula‘; seit 2022 Habitatbaum), den Platanen (Platanus x hispanica) und wertvollen Nadelhölzern blieb erhalten.
Diese Gestaltung ging mit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs verloren, da nach Einstellung des Lehrbetriebs um 1941 ein Großteil der Parkanlage Nutzflächen wurden. Auch wurde der Baumbestand durch Firmen reduziert, die dort pachteten. Später beschrieb Gerd Däumel diese kurze Phase, die kurz vor seiner Zeit als Institutsleiter stattfand, als „Ausschlachtung der Anlagen von Monrepos“.
Bevor Gerd Däumel sein Amt 1954 antrat wurde ab 1951 fast der gesamte Bestand der Parkanlagen gerodet...
Mit Antritt von Gerd Däumel 1954 als Leiter des Instituts für Garten- und Landschaftsgestaltung, befanden sich nur noch 12 Bäume im Monrepospark. Darunter die drei alten Platanen (Platanus x hispanica) an der Rüdesheimer Straße, die Hänge-Blutbuche (Fagus sylvatica ‚Purpurea Pendula‘) und der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum).
Däumel begann noch im selben Jahr mit der Planung und Neuanlage des Monreposparks. Vorgesehen war ein „Lehrgarten für Gartenarchitektur und Garten- und Landschaftsbau“ den er bis 1972 in Bauabschnitten umsetzte. Enthalten waren Elemente der 1950er und 1960er Jahre, die besonders in Sonderbereichen wie z.B. den Wasser-, Beton- und Rosengarten hervortraten und in eine stilisiert-landschaftliche Gestaltung integriert wurden. Ein wichtiges Ziel der Gestaltung war es, die Villa wieder einzugrünen und sie an die Grünstrukturen der Umgebung anzuschließen.
Die Fläche westlich der Parkanlage wurde 1973 abgetrennt und als Sichtungs- und Forschungsgarten angelegt. Dort sollten außerdem hitze- und trockenheitsliebende Gehölze zur Beobachtung gepflanzt werden.
Bis heute sind viele der Strukturen aus Zeiten Däumels erhalten, unter anderem 89 Bäume.
Mit der Leitung von Prof. Christoph Hey ab 1988 kamen neue Elemente im Park hinzu. Dieser sollte nun auch als Lehrgarten für Baumaterialien fungieren. Hey knüpfte damit an den bereits Anfang der 1980er Jahre begonnenen Lehrpfad für Betonsteine an. Im Nordosten des Parks wurden Wege aus verschiedenen Betonpflastersteinen angelegt, gezeigt wurden auch Palisaden und Kunststeine. Ergänzt wurde zudem ein Fahrradstellplatz. Aufgrund von Personalmangel, fand kein weiterer Ausbau des Lehrpfades statt und auch in den folgenden Jahren sind kaum Veränderungen im Park überliefert.
Eingriffe fanden vor allem im Kontext Pflege und Verkehrssicherheit statt, sodass einige Gehölze z.B. wegen Borkenkäferbefall oder Trockenheit gefällt werden mussten. Das 2011 vorgestellte Pflege- & Entwicklungskonzept der Firma Löw gab den Anstoß zu Sanierungsmaßnahmen von Parkbestandteilen und historischen Sonderelementen wie z.B. den Wassergarten oder den Pergolen. Aufgrund der hohen historischen Dichte war seit dem das Ziel der Pflege, den Bestand zu erhalten. Eingriffe finden vorallem bei Reparaturen statt wie z.B. 2018, als ein Teil der historischen Betonpergola durch eine umstürzende Stinkesche zerstört wurde, der Neubau dauerte bis 2023. Auch Vandalismusschäden spielen leider eine große Rolle, da der Park der Bevölkerung zu jeder Zeit frei zur Verfügung steht.
Bis heute legt die Pflege und Entwicklung besonderen Wert auf den Erhalt der erkennbaren Bestandsschichten und den besonderen Baumbestand, der Zeitzeuge von fast einem Jahrhundert Lehre an diesem Ort ist.
Quelle, alle Abschnitte: Frei zusammengefasst nach der umfangreichen Rechercharbeit von Marie‐Louise Faber aus ihrer Masterthesis "Bäume in historischen Parkanlagen im Klimawandel am Beispiel der Hochschulparkanlagen der Hochschule Geisenheim University" von 2020 (In der Bibliothek der Hochschule Geisenheimm University einsehbar)
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