Im Zentrum des nördlichen Campus befindet sich das Campusgebäude. Neben der Mensa finden in wichtigen Räumen viele Tagungen und Veranstaltungen statt. Daher ist es wichtig, dass die Grünflächen des Eingangsbereichs eine besondere Bepflanzung erhalten. Als Reminiszenz an den ursprünglichen Kräutergarten vor den Gewächshäusern ist hier Anfang des Jahres 2023 ein Kräuter-Schaugarten entstanden. Er zeigt über 70 verschiedene Pflanzenarten und deren Sorten.
In den verfügbaren Pflanzflächen sind mehrjährige Kräuter thematisch angeordnet. Pflanzen mit ähnlichen Herkunftsgebieten, Standortbedingungen, sowie Sortimente verschiedener Gattungen und Arten sind zu einer repräsentativen Pflanzung kombiniert, dessen Formsprache sich an der Architektur des Campusgebäudes anlehnt. Die Auswahl besteht überwiegend aus Pflanzen heißer, trockener Regionen wie beispielsweise dem Mittelmeerraum.
Der Kräutergarten ist bewusst als eine Mischung aus klassischen, "gärtnerischen" und daher deutlich pflegeintensiveren Kräutergärten und den Ansprüchen pflegeleichter, öffentlicher Grünflächen entworfen worden. So gibt es zwar auch hier einige notwendige Pflegeeingriffe, doch deutlich weniger als in einem Kräutergarten, der auch wechselnde, ein- bis zweijährige Pflanzen enthält. Das saubere und ausgewogene Pflanzusubstrat, sowie die Mulchauflagen sorgen dafür, dass die Pflanzen möglichst gut und dauerhaft versorgt sind. Eingriffe in die Oberflächen sollen möglichst vermieden werden.
Wie kann das sein, der Boden des Kräutergartens ist großflächig abgedeckt - ausgerechnet mit SCHOTTER. Schotter ist in aller Munde, doch ist dieser inzwischen absolut tabu. Die sogenannten "Schottergärten" müssen verbannt werden, Bundesländer erlassen Verbote - Städte Satzungen. Wie kann es nun sein, dass ein neu angelegtes Beet solch einen faux pas begeht?
Das liegt in erster Linie daran, dass es sich bei dem Kräutergarten gar nicht um einen Schottergarten handelt. Es ist eine Bepflanzung mit über 70 verschiedenen Pflanzenarten, die in einem nachhaltigen Pflanzbeet sitzen und sich dort entwickeln. Zu Beginn mag dies recht erschreckend aussehen, da der Schotter - in der Fachsprache "Mineralmulch" genannt - noch so präsent ist. Mit der Zeit werden sich die Pflanzen jedoch so weit entwickelt haben, dass der Untergrund kaum noch zu sehen ist. Warum also der ganze Schotter?
Mineralmulch - Schotter, Splitt, Kies, Sand - dient als nachhaltiger Verdunstungsschutz für das eingebrachte Pflanzsubstrat. Die Mulchauflage bedeckt den Boden mit einer Schichtdicke von ca. 8 cm und verhindert somit, dass signifikante Mengen Wasser durch Sonne, Hitze und Wind verdunstet werden. Der Boden kann seine Feuchtigkeit stärker halten und somit den Pflanzen das Wasser länger zur Verfügung stellen. Gleichzeitig wird dieser vor Schäden des Bodengefüges durch z.B. Austrocknung oder Verdichtung durch das Begehen der Flächen geschützt. Somit kann wiederum Regenwasser besser vom Boden aufgenommen werden. starke Regengüsse versickern stärker in der Grünfläche und spülen den Boden nicht aus. Dies kommt ebenfalls dem Regenwassermanagement bei Starkregenereignissen zu Gute.
Die entstehende Wärme der Steinoberfläche ist für die Pflanzung zudem erwünscht. Hier wachsen viele Pflanzen aus dem Mediterranraum und aus wärmeren Gefilden, die eine solche Bodenwärme begrüßen oder sogar benötigen um vital wachsen zu können. Je vitaler die Pflanze ist, desto besser kann sie jegliche Funktionen erfüllen und dazu noch attraktiv aussehen. Im Sommer ist dieser Effekt durch das Laub der Pflanzen abgemildert, im Winter jedoch freuen sich wärmeliebende Arten über sich schnell erwärmende Steinflächen, so können sie die hiesigen feuchten Winter besser überstehen.
In einem solchen Umfeld können sich auch wärmeliebende Insekten und Kleintiere wohlfühlen, da es hier eine Vielzahl an Materialien und Nahrungsquellen gibt.
Der erste und wichtigste Unterschied ist, dass es sich hierbei um ein artenreiches Beet handelt. Bei einem Schottergarten handelt es sich um eine unbegrünte Fläche. In seltenen Fällen befinden sich in diesen Flächen vereinzelte Pflanzen oder bepflanzte Kübel, die den Boden beschatten können. Doch die Fläche liegt größtenteils frei uns kann sich ungehindert aufheizen. Die Hitze speichert sich bis in die Nacht hinein uns sorgt dafür, dass sich das Umfeld im urbanen Raum noch stärker aufheizt.
Um Unkraut zu unterdrücken - da die Schichtdicken meist zu gering sind um Unkräuter vor dem Keimen zu hindern - wird häufig eine Kunststofffolie zwischen Boden und Schotter, Splitt oder Kies gelegt. Klingt pflegeleicht? - dies ist leider ein Trugschluss. Meist entwickeln sich hieraus sehr arbeitsaufwändige Flächen, da "Unkräuter" einfliegen oder durch die Vliese dringen und auf der konkurrenzlosen Fläche stark wachsen. Das Entfernen ist durch den Schotter und die Vliese sehr aufwändig. Hier entsteht gerne eine ganze Menge Sondermüll, da nicht alle Unkrautvliese aus biologisch abbaubaren Materialien entstehen, jedoch stetig zerkleinert oder abgerieben werden. Für die meisten Lebewesen ist dies kein attraktiver Lebensraum und auch der Boden leidet unter Verarmung und Vermüllung.
Im Gegensatz zu Schottergärten kann ein Beet, das mit Mineralmulch abgedeckt ist pflegeleichter sein als herkömmliche Beete. Dies bedarf jedoch einer sorgfältigen Vorbereitung.
Bevor Mulch irgendeiner Art auf das Beet aufgebracht wird, sollte der anstehende Boden möglichst frei von unerwünschten Wildkräutern sein. Einjährige, lichtkeimende Arten sind hierbei nicht das Problem, da diese unter einer Mulchschicht nicht mehr keimen. Viel wichtiger ist das gründliche Entfernen von Wurzeln ausdauernder Pflanzen sowie wuchernder "Wurzelunkräuter" wie z.B. Quecke. Wenn dies nicht möglich ist, oder ein intensiver Einflug nicht verhindert werden kann, so sollte kein Mineralmulch verwendet werden.
Um dies zu umgehen wird - besonders im urbanen Raum mit wenig "gesunden" anstehenden Böden - ein Bodenabtrag vorgenommen. Dort wird anschließend ein Pflanzsubstrat, dass frei von Unkräutern und Samen ist, aufgetragen. Als Verdunstungsschutz wird schließlich eine Schichtdicke von mind. 6 besser 8 cm Mulch aufgetragen. Die Schichtdicke sorgt bei mineralischen Mulchen dafür, dass es Samen von Wildkräutern schwer wird zu keimen. In organischen Mulchen lassen sich Sämlinge in schnellen Handgriffen entfernen. Mineralische Mulche reichen von Sanden und Splitten bis hin zu Lavagranulat, organische Mulche, wie Rinden, Grünschnittkompost und Holzfasern können besonders in schattigeren, waldigeren Beeten zum Einsatz kommen. Diese müssen dann regelmäßig erneuert werden. Jede Auflage hat seine Stärken und Schwächen.
Sofern hier alle Schritte sauber gearbeitet wurden und auch das Pflanzgut nicht allzu viel unerwünschten Aufwuchs mit sich bringt, können diese Beete sehr pflegeleicht sein. Die erwünschten Pflanzen haben den Boden für sich alleine und können sich prächtig entwickeln. Die Verdunstung ist geringer und es sind weniger Gießgänge nötig. Aber auch hier muss die Pflege alles im Auge behalten und verhindern, dass nicht doch ein Wurzelunkraut einwandert oder sich zu viel organisches Material durch z.B. Laubfall einbringt, denn sonst entsteht zwischen den Steinen Erde und dort keimen unerwünschte Wildkräuter.
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