Wie bei den Kolleginnen und Kollegen war die Umstellung der vornehmlich stattfindenden Präsenzlehre auf die digitale Lehre im Sommersemester 2020 eine große Herausforderung. Es war eine gute Gelegenheit, das gesamte didaktische Konzept zu überprüfen und die Vorlesungsinhalte noch einmal von Grund auf kritisch zu betrachten. Diese Umstellung war eine enorme Herausforderung, hat aber trotzdem unglaublich viel Spaß bereitet.
Von Grund auf die Vorlesung noch einmal zu hinterfragen, das didaktische Konzept an die neuen Gegebenheiten anzupassen und das Erlernen von technischen Möglichkeiten war sehr spannend. Natürlich war es auch mit einem extrem hohen Arbeitsaufwand verbunden, der aber in einem guten Feedback der Studierenden resultierte. Während der Entwicklung der neuen Lernmaterialien hat das Hineinversetzen in die Lage der Studierenden extrem geholfen. Es war vor allen Dingen wichtig, sie im Lernprozess mitzunehmen. Für die komplexeren Themen hat es sich dabei bewährt, Visualisierungen in kürzeren Lernvideos (max. 15 Minuten) in den Fokus zu stellen. Durch das stückweise Aufbauen von Schaubildern konnten auch die komplexeren Themen heruntergebrochen werden. Vorteil hierbei ist, dass die Studierenden die Lerninhalte auch immer wieder stoppen, pausieren und zurückspulen können. So können sie in ihrem eigenen Tempo lernen. Das Eigenstudium stand dabei mehr als sonst im Fokus.
Neben dem Eigenstudium war aber auch der persönliche Kontakt extrem wichtig. Als Lehrender bin ich nach meinem Verständnis eher ein Partner der Studierenden, der diese im Lernprozess begleitet; ähnlich wie das Verhältnis zwischen Bauherren und Landschaftsplanern. Jeder der zu uns kommt, bringt etwas mit. Man muss nur schauen, wo die individuellen Stärken liegen und wie wir diese für alle positiv nutzen können. Neben der persönlichen Wertschätzung ist aber auch von hoher Bedeutung, dass es Spaß macht, den Inhalten zuzuhören. Ohne Begeisterung ist es deutlich schwieriger, die wichtigen Inhalte zu vermitteln. Außerdem müssen die Studierenden sich mit ihren Anfragen ernst genommen fühlen.
Auch aus diesem Grund war es mir in dieser besonderen Situation wichtig, immer erreichbar zu sein. Neben Videokonferenzterminen konnten die Studierenden von 8:00 bis 20:00 Uhr telefonisch oder per E-Mail Kontakt aufnehmen und Fragen stellen. Trotz all der Bemühungen kam es dennoch vor, dass der/die eine oder andere der Studierenden sich immer mal wieder verloren vorkamen und die Beteiligung im Semesterverlauf dadurch abnahm. Dies war eine der größten Herausforderungen. Durch das Fehlen der nonverbalen Kommunikation, die eine Präsenzvorlesung mit sich bringt, sieht man nicht sofort, dass man die Studierenden gegebenenfalls verloren hat.
Auch an dieser Stelle war offene Kommunikation der Schlüssel. Zu jedem Zeitpunkt habe ich den Studierenden kommuniziert, dass dies auch für mich eine komplett neue Situation ist und ich mir jederzeit Feedback wünsche. Dazu ist bedingungslose Kritikoffenheit wichtig. Es war nicht immer einfach, auf das Feedback der Studierenden hin oder auch der Kritik meiner eigenen Kinder, mein Konzept noch einmal komplett zu überdenken, aber es hat in diesem Fall enorm geholfen.
Neben der Umsetzung der Vorlesungen zum Thema Kostenermittlung, fand parallel das Modul „Projekte der Freiraumplanung“ als Stegreifentwürfe statt. Die Studierenden konnten hierbei den zukünftigen Campus West nach eigenen Vorstellungen gestalten. Es stellte sich heraus, dass das Korrigieren von Plänen online deutlich schwieriger ist als in der Präsenzlehre. Die Werkzeuge, etwa in Adobe Acrobat, waren nicht ausreichend. Auch das Ziehen von geraden Linien mit der Maus (trotz selbst gebastelter Führungsschiene aus Linealen) war eine Herausforderung. Um diesem Problem entgegenzuwirken, habe ich ein Stativ für das Handy erstanden, mit dem ich mich und den Plan von oben abfilmen konnte. So konnte die Korrektur der Pläne mittels Skizzenpapier fast so gut erfolgen wie in einem persönlichen Gespräch – und alle Studierenden konnten gleichermaßen die Arbeitsweise bei einer Planungsleistung verfolgen.
Die Umsetzung der neuen Lehrformate war eine riesige Herausforderung, aber sie hat unglaublich viel Spaß bereitet. Wertschätzende Kommunikation und Kritikoffenheit waren dabei für mich von zentraler Bedeutung. Aber auch meine Kinder: Sie waren sowohl meine größten Kritiker als auch meine größte Unterstützung.
Lehrender | Dipl.-Ing. Dieter Dirlenbach, Institut für Landschaftsbau und Vegetationstechnik |
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Titel der Lehrveranstaltung | Kostenermittlung, Projekte der Freiraumplanung – Stegreifentwerfen |
Studiengang/Studiengänge | Landschaftsarchitektur (B.Eng.) |
Anzahl der Studierenden | 24 |
Verwendete Tools/Plattformen | BBB, Stud.IP, Videotool (Web Launch Recorder) |