Die AG Kernobstzüchtung unter Leitung von Dr. Andreas Peil erhielt den Preis als Anerkennung für ihre mehr als zwanzigjährige Arbeit am Apfel, die neben der Entwicklung der Marker-gestützten Selektion sowie von widerstandsfähigen Zuchtklonen und Sorten auch die genetische und funktionelle Charakterisierung von Resistenzen gegenüber biotischen und abiotischen Schadfaktoren umfasst. Die Forschungsarbeiten des Kernobstteams um Dr. Andreas Peil, Dr. Ofere Emeriewen und Dr. Janne Lempe zur Bekämpfung des Feuerbrandes, eines bakteriellen Schaderregers, sind weltweit führend, da sie einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der weit über die Strategie der Züchtung neuer resistenter Sorten hinausgeht.
Darüber hinaus erforscht die AG die genetischen Mechanismen der Blütenbildung. Diese spielen bei der bevorstehenden Anpassung von Obstgehölzen an das sich ändernde Klima eine zentrale Rolle, so die Forscher:innen bei Vorstellung ihrer Arbeit im Rahmen der Preisverleihung an der Hochschule Geisenheim. Ein besonderer Fokus der AG liegt auch auf dem Wissenstransfer: Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeiten, die in den letzten 20 Jahren entstanden sind, wurden in insgesamt 74 Publikationen in referierten Fachzeitschriften, einem Buchbeitrag, 36 Publikationen in Acta Horticulturae und 26 weiteren Beiträgen publiziert und so der wissenschaftlichen Gemeinschaft sowie der Züchtungspraxis zugänglich gemacht.
Diese besondere Forschungs- und Transferleistung steht ganz in der Tradition des Stifters Rudolf Hermann, den der Vorsitzende des Kuratoriums der gleichnamigen Stiftung Prof. Dr. Otmar Löhnertz, ehemaliger Leiter des Instituts für Bodenkunde und Pflanzenernährung der Hochschule Geisenheim, und Notar Heinz Georg Muckermann als Vorsitzender des Vorstands im Rahmen der Preisverleihung vorstellten. Wunsch des Stifters war es, wissenschaftliche Leistungen im Garten- und Weinbau zu honorieren, die zur Weiterentwicklung dieser Disziplinen beigetragen haben, und den Preisträgern damit eine Hilfestellung zu geben, ihre Arbeit weiterführen zu können.
Zu diesen Preisträgern zählt nun auch Olivier Geffroy von der Ecole d’Ingénieurs de Purpan, AG Laboratory Physiologie, Pathologie et Génétique Végétales, der für seine Arbeit Peppery aroma and rotundone: sensory aspect, consumer acceptance, impact of environmental, viticultural factors and winemaking techniques ausgezeichnet wurde. Seine Forschungen konzentrieren sich auf pfeffrige Aromen (Rotundone) in Rotweinen. Die Studien werden mit den Rebsorten Duras, Fer, Syrah und Gamay durchgeführt.
Die durch den Klimawandel erwarteten erhöhten Temperaturen und sinkenden Niederschlagsmengen wirken sich negativ auf den Rotundongehalt in Weinen aus. Geffroy untersuchte und evaluierte Anpassungsstrategien auf züchterischer, weinbaulicher und oenologischer Ebene, die den Verlust der durch den Aromasoff verursachten pfeffrigen Note verhindern könnten. Untersuchungen zur Ökophysiologie des Rotundons deuten darauf hin, dass die Rotundonproduktion in den Traubenbeeren stattfindet und durch abiotische (Wassermenge, Lichtmenge) und biotische (Infektion durch Erysiphe necator und Botrytis cinerea) Faktoren beeinflusst werden kann. Das Erntedatum, der Klon und einige Weinbaupraktiken wurden als mögliche Hebel zur Verstärkung der Rotundonakkumulation im Wein identifiziert. Keine der untersuchten Weinbereitungstechniken und Gärungsvariablen führte zu einer erhöhten Rotundonkonzentration im Vergleich zu einer traditionell vinifizierten Kontrollbehandlung.
Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau setzt sich auch die dritte Preisträgerin Dr. Yvette Wohlfahrt vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau an der Hochschule Geisenheim auseinander. Sie erhielt den Preis für ihre Dissertation Effects of elevated CO2 on physiology, yield and fruit composition of Vitis vinifera L. cvs. Riesling and Cabernet Sauvignon. Die Arbeit liefert Informationen darüber, wie Weinbausysteme auf um 20 Prozent erhöhte atmosphärische CO2-Konzentration reagieren. Im Rahmen eines Freilandversuches erstreckten sich die Untersuchungen von verschiedenen Wachstumsparametern, physiologischen Messungen (Gaswechsel- und Saftflussmessungen), Analysen der primären und sekundäre Beereninhaltsstoffe bis hin zu Wein- und Sensorikuntersuchungen.
Neben einer erhöhten Blatt- und Fruchtbiomasse und einer größeren seitlichen Blattfläche konnte die Preisträgerin nachweisen, dass die stomatale Leitfähigkeit und die Transpirationsrate junger, im Freiland gewachsener Reben, die einer erhöhten Konzentration von Kohlenstoffdioxid ausgesetzt waren, stiegen und sich die Wassernutzungseffizienz verbesserte. Obwohl Beeren- und Traubengewicht zunahmen, konnte die Wissenschaftlerin keine negativen Auswirkungen auf die Inhaltsstoffe der Trauben oder das endgültige Weinprofil feststellen.
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