Zwei Monate beriet der Geisenheimer Alumnus Sebastian Erbeldinger vom Weingut Bastianshauser Hof – Erbeldinger das ersten Weingut Nepals bei der Optimierung der Weinerzeugung. Erbeldinger absolvierte nach seiner Winzerausbildung ab 2017 sein Bachelorstudium Weinbau und Oenologie im Rheingau. Er arbeitete außerdem für jeweils eine Erntesaison in Südafrika und Neuseeland. 2019 wurde er von der DLG als Jungwinzer des Jahres ausgezeichnet.
Im Pataleban Vineyard Winery unterstützte er in diesem Sommer die nepalesischen Kolleginnen und Kollegen bei der Verbesserung der Arbeitsabläufe im Weinberg, der Organisation der Traubenernte und beim Verarbeiten der Trauben. Ein großer Fokus lag dabei auf der Schulung und Weiterbildung der Mitarbeitenden. Übergeordnetes Ziel: die Verbesserung der Weinqualität.
Das Weingut Pataleban Vineyard Winery liegt etwa eine Stunde westlich der Hauptstadt Kathmandu auf etwa 1.000 Metern und besteht seit 2009. Sowohl die wenigen Erfahrungen des jungen Weinguts als auch die klimatischen Bedingungen stellen große Herausforderungen dar. So bedingt das subtropische Klima Südasiens mit dem Einsetzen des Monsunregens im Juni/Juli, dass die Ernte vor diesem Zeitpunkt eingefahren sein muss.
Denkt man an Orte, an denen Wein angebaut wird, ist Nepal wahrscheinlich nicht gleich dabei. Wie funktioniert Weinbau bei fast 30 Grad und extrem hoher Luftfeuchtigkeit? „Erstaunlich ähnlich wie bei uns“, meint Sebastian Erbeldinger. Dabei wurden auf dem nepalesischen Weingut größtenteils pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die sogenannten Piwis, an- und ausgebaut. Piwis sind Neuzüchtungen, die eine natürliche Resistenz gegen Rebkrankheiten aufweisen. Diese Rebsorten wurden vom nepalesischen Weingut aus Deutschland importiert. Beim Anbau von Piwis kann der Einsatz von Pflanzenschutz im Weinberg deutlich reduziert werden. „Auch wir bauen auf unserem Familienweingut Bastianshauser Hof viele PiWis an“, sagt Sebastian Erbeldinger, der mit seiner Familie bereits seit 2017 Bio-Weine macht.
Im Pataleban Vineyard Winery werden aktuell drei Weine ausgebaut – ein Rotwein, ein Weißwein und ein Rosé. Hauptsächlich werden die Produkte im hauseigenen Ressort sowie in die Gastronomie und Hotellerie der Großstädte Nepals verkauft. Geschmacklich unterschieden sich die Weine von Produkten aus klassischen Weinbauländern, seien jedoch qualitativ auf einem guten Niveau, das hohes Potential für die Zukunft verspreche, so der Geisenheimer Absolvent.
Sebastian Erbeldinger blickt auf eine spannende Zeit am Fuß des Himalayas zurück: „Sowohl aufgrund der Geografie als auch wegen des kulturellen Hintergrunds denkt man zunächst nicht daran, dass in Nepal Weinbau stattfindet. Jedoch wird hier nun mit einfachen Mitteln und deutlich geringerer technischer Ausstattung als in Deutschland damit begonnen. Die Einfachheit des Lebens hat mich sowohl weinbaulich als auch kulturell beeindruckt. Ich konnte den Menschen dort Wege zeigen, um die Weinqualität zu verbessern, während sie mir durch ihre Herzlichkeit und Zufriedenheit zeigten, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein.“
Text: Sebastian Erbeldinger + Red.