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Ein Erfolgsmodell – 30 Jahre Wein-Sensorik-Seminare

Drei Männer mit Weingläsern in den Haenden

Früher in Kloster Eberbach, heute in der Forschungsanstalt Geisenheim

Geisenheim, den 11. November 2012.- 114 Seminare in 30 Jahren, über 3.000 Teilnehmer, drei Referenten, von Anfang an Wartelisten,  – so sieht die Bilanz der Weinsensorik-Seminare aus, die in diesem Herbst ihr 30jähriges Bestehen feiern. Beteiligte der ersten Stunde sind Dr. Fritz Zürn, der an der Forschungsanstalt Geisenheim die Grundlagen der Sensorik aufgebaut hat, und Günter Ringsdorf, der ehemalige Geschäftsführer von Kloster Eberbach. Seit gut zehn Jahren ist der Dritte im Bunde Prof. Dr. Rainer Jung mit dem Fachgebiet Kellerwirtschaft an der Forschungsanstalt Geisenheim.

Die Idee kam vor über 30 Jahren von der anderen Rheinseite, als die Weinbauschule Oppenheim dreitägige Sensorikseminare anbot. Daran angelehnt entwickelte der damalige Leiter der Hessischen Staatsweingüter, Dr. Hand Ambrosi, ein eintägiges Programm, das das erste Mal am 8. Oktober 1982 im Laiendormitorium von Kloster Eberbach angeboten wurde. „Zu groß“, war die Bilanz nach dem ersten Seminartag, 70 Personen waren zu viel, die Teilnehmerzahl wurde auf 30 Personen begrenzt. Alles andere an dem Konzept stimmte, an dem in den vergangenen Jahren nur Kleinigkeiten verändert wurden. Der Erfolg spricht für sich: Die Seminare, anfangs zwei bis drei pro Jahr, mittlerweile sieben jährlich, sind regelmäßig ausgebucht.

„Ein Grund für den Erfolg liegt zweifellos darin, dass wir renommierte Weinfachleute als Referenten gewinnen konnten“, sagt Günter Ringsdorf, anfangs für die Organisation zuständig, heute zusätzlich als Referent dabei. Die hießen 1982 neben Dr. Fritz Zürn Professor Bauer und Professor Rapp, der so genannte Vater der Aromastoffe. „Hinzu kommt, dass die Teilnehmer praxisnah arbeiten und ihre Sinne testen können. Die Erfolgserlebnisse motivieren.“ Wer meint, dies ginge in einem Weinsensorik-Seminar nur mit Wein, wird schnell eines Besseren belehrt: Am Vormittag befindet sich hauptsächlich Wasser in den Gläsern – reines Wasser oder angereichert mit Zucker, Salz, Zitronensäure oder Koffein in unterschiedlicher Konzentration. Wer hier die Unterschiede herausfinden und die Proben als süß, salzig, sauer und bitter identifizieren möchte, muss gute Sinnesorgane haben und zudem viel Geduld und Konzentration.

Alle Sinne sind gefragt an diesem Weins-Sensorik-Tag, wenn es darum geht, Farben und Aromen zu bestimmen, den Triangel-Test kennen zu lernen oder in die Geheimnisse der AP-Nummern-Vergabe eingeweiht zu werden. ‚Ganz nebenbei‘ lernen die Teilnehmer, wie viele Oechsle-Grade Kabinett, Spätlese, Auslese und die anderen Prädikatsweine haben müssen, wie viel Gramm Zucker ein trockener, halbtrockener, feinherber oder Classic-Wein haben darf.

„Wir haben immer wieder Spaß daran, wenn wir die Begeisterung der Teilnehmer und Weinfreunde spüren, die ihr theoretisches Wissen erweitern möchten“, so Prof. Dr. Jung, der sich freut, dass auch Winzer und Kellermeister den Weg in die Forschungsanstalt finden, um ihre Kenntnisse aufzufrischen. Beliebt sei das Seminar auch als Geschenk. „Wir erleben es sehr oft, dass Teilnehmer ihrem Vater, Freunden, Lebensgefährten einen Weinsensorik-Tag bei uns schenken.“

Ein weiteres Merkmal des Weinsensorik-Seminars, das selbst die Referenten manches Mal überrascht: „Wir machen so gut wie keine Werbung, seit 30 Jahren nicht“, betont Dr. Zürn. „Wir haben natürlich eine Website, und ab und zu erscheint ein Artikel über unser Seminar in der Zeitung. Aber das meiste läuft über Mund zu Mund-Propaganda.“ Es gebe auch eine Reihe von ‚Wiederholungstätern‘. Sie haben so viel Freude, dass sie wiederkommen und jemanden mitbringen, der noch nicht dabei war.“ Seit einiger Zeit gibt es auch ein bis zwei Aufbau-Seminare pro Jahr, bei denen die Kenntnisse vertieft werden. Auch hier ist das Interesse groß.

„Wir hätten 1982 nicht gedacht, dass unsere Seminare 30 Jahre später noch immer so stark nachgefragt würden“, sind sich die Referenten einig.  „Damals war Vieles improvisiert. So mussten die Teilnehmer in Kloster Eberbach Eimer mit Stroh oder Katzenstreu zum Spucken benutzen. Heute, nach dem Umzug in die Forschungsanstalt Geisenheim vor zehn Jahren, können wir hier den hervorragend ausgestatteten Sensorik-Raum  nutzen.“ Doch eines hat sich nicht geändert: Die Referenten vermitteln Fachwissen auf lockere Art.

Mehr Informationen unter www.wein-sensorik-seminar.de <http://www.wein-sensorik-seminar.de>

Kategorien: FORSCHUNG, Nachrichten