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BDO Web-Seminar zum Thema: „CANNABIS & WEIN“

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Do it oder lass es lieber sein – unterschätzte Vielfalt vs. überhöhtes Kulturgut

Am 27. Juni 2024 fand das Web-Seminar „CANNABIS & WEIN: Do it oder lass es lieber sein – unterschätzte Vielfalt vs. überhöhtes Kulturgut“ statt. Auch wenn in Deutschland das Thema seit vielen Jahren kontrovers diskutiert wird, konnte Prof. Dr. Jon Hanf von der Hochschule Geisenheim bei seiner Einführung in das Thema aufzeigen, dass Hanf (Cannabis sativa L.) eine alte, vielfältig nutzbare Kulturpflanze, welche seit mehr als 10.000 Jahren angebaut wird, ist. Als ursprüngliche Heimat des Hanfs gelten die Gebirge Zentralasiens. Die ältesten europäischen Hanfnachweise sind ca. 5.500 Jahre alt und stammen aus einem Grabungsfund im Kreis Eisenberg in Thüringen. Karl der Große hat bereits 812 n. Chr. in seiner Anbauverordnung – „Capitulare de villis vel curtis imperii (Caroli Magni)“ – im Kapitel 62 (canava) Bestimmungen zur Ausbreitung des Hanfanbaus erlassen. In Deutschland hatte der Hanfanbau größte Ausdehnung (150.000 ha) in Schwaben, Baden, Franken und den Flusstälern Deutschlands sowie an der Ostseeküste. Der nach dem zweiten Weltkrieg immer unbedeutender werdende Hanfanbau endete mit einen Anbauverbot aufgrund der Änderung des Betäubungsmittelgesetzes im Jahr 1982.

Seit einigen Jahren gibt es weltweit Tendenzen die Produktion, den Verkauf und den Konsum von Cannabis zu legalisieren. Beispielsweise wurde in verschiedenen Staaten der USA der Cannabis Konsum legalisiert. Als Folge haben einige große, weltweittätige Weinunternehmen Marken veräußert, um Investitionen in den Geschäftsbereich „Cannabis“ zu tätigen. Betrachtet man solche Entwicklungen drängt sich die Frage auf in wie weit Wein und Cannabis Substitute sind und somit in einem Wettbewerb stehen. Hierfür ist es wichtig mehr über die Motive hinter der Konsumentscheidung zu wissen. In ihrem Vortrag nahm sich Dr. Sophie Ghvanidze – ebenfalls von der Hochschule Geisenheim – dieser Frage an. Sie stellte die Ergebnisse einer quantitativen Umfrage vor, welche auf einem Modell, welches fünf übergeordnete Dimensionen von Konsummotive bei Rausch- und Genussmitteln unterstellt, beruht. Während bei „Wein“ soziale Motive wie beispielsweise „Feiern besonderer Anlässe“ oder „Genießen sozialer Treffen“ sowie das Motive der Stimmungsverbesserung am häufigsten genannt wurden, werden durch den Konsum von „Cannabis“ drei Motive angesprochen. Ebenfalls wird das Motiv der Stimmungsverbesserung angesprochen. Zusätzlich werden aber auch die Motive Stressbewältigung/Entspannung sowie die Erweiterung des (Selbst-)Bewusstseins häufig genannt.

Betrachtet man die Ergebnisse kann man derzeit nicht davon ausgehen, dass Wein durch Cannabis substituiert wird. Wie sich jedoch dieses entwickelt, wenn der Konsum von Cannabis in der Gesellschaft stärker toleriert wird, wurde in der anschließenden Diskussionsrunde erörtert.

Abschließend ging Tobias Link, Chefarzt des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden für Suchttherapie und Entwöhnung, auf die Suchtproblematik von Wein und Cannabis ein. Er zeigte die Wirkungen und Gefahren, welche durch den Konsum der beiden Produkte entstehen können deutlich auf. Insbesondere bei dem Cannabiskonsum wies er daraufhin, dass bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Cannabis häufig nutzen, sich die Chancen erhöhen, bipolaren Störungen zu entwickeln; bis das Gehirn vollständig ausgereift ist, kann ein Mensch bis zu 23 Jahre alt sein.

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