Westerholt selbst studierte nach einer Ausbildung und mehrjähriger Tätigkeit als Landschaftsgärtner Landschafts- und Freiraumplanung mit Schwerpunkt Technik an der Leibniz Universität Hannover. Im Anschluss arbeitete er als Anwendungstechniker im Bereich der Dach- und Fassadenbegrünung, Fokus Entwässerung, bevor er als Wissenschaftler und Lehrbeauftragter an die Universität Hannover zurückkehrte. Parallel war er als gartenbautechnischer Sachbearbeiter bei der Landeshauptstadt Hannover für die Herrenhäuser Gärten tätig und zuletzt Referent beim Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG).
An der Hochschule Geisenheim wird sich Westerholt mit der Verdunstung im urbanen Raum befassen. Grundlage dafür sollen Untersuchungen sein, die es ermöglichen, die Verdunstung kleinräumiger Grünflächen und bodenferner Standorte im Gebäudemaßstab berechnen zu können. Mit Blick auf die Stadt als lebendes System wolle er zudem Bewässerungsstrategien entwickeln, die vorhandenes Wasser effektiv nutzen, so der Wissenschaftler. „Wir müssen die Gesamtheit, wie wir bauen, in den Fokus rücken, jeden und jede Einzelne in die Lage versetzen, auf seinem oder ihrem Grundstück einen nachhaltigen Beitrag zu leisten, das eigene Wohngebiet resilienter gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu machen“, sagt er.
Dies erfordere eine enge Zusammenarbeit, nicht nur innerhalb der Landschaftsarchitektur und des GaLaBaus – etwa mit Naturschutz und Planung –, sondern auch mit angrenzenden Disziplinen wie der Wasserwirtschaft und dem Bauingenieurwesen. Westerholt möchte sich, auch über die Arbeit in Verbänden wie dem BuGG und der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL), für die dahingehende Entwicklung des Berufsfeldes einsetzen.
Das Lehr- und Forschungsspektrum der Hochschule Geisenheim bietet ihm hierfür beste Vernetzungsmöglichkeiten. Insbesondere der enge Bezug zur Praxis am Standort Geisenheim habe ihn bei der Entscheidung für die Stelle gereizt, so der Professor in spe. Die Studierenden möchte er am aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung ausbilden und in Projekte einbeziehen, um sie zu befähigen, die Herausforderungen der Stadtentwicklung mit innovativen Ansätzen und einer lösungsorientierten Denkweise zu bewältigen.
Der 44-Jährige selbst hatte zuletzt intensiv zum Abflussverhalten auf begrünten gefällelosen Dächern und der Möglichkeit, diese – in der Einschichtbauweise – als Retentionsraum mit stark verzögertem Abfluss zu nutzen, geforscht. Dabei untersuchte er unterschiedliche Fließlängen und konnte mit seinem Projektteam nachweisen, dass beispielsweise ein viertelstündiger Jahrhundertregen in Hannover bei einer Fließlänge von 20 Metern 23 Stunden zum Abfließen vom Gründach benötigt. Durch die Kombination von maximaler Fließlänge und minimalem Gefälle konnte der prozentuale Anteil des Niederschlags, der abfließt, auf unter zehn Prozent in den ersten 15 Minuten reduziert werden. „Konkret heißt das: Selbst extreme Niederschlagsmengen können mit dieser Konstruktionsweise abgefangen und damit die Überflutungsgefahr im städtischen Raum deutlich reduziert werden“, fasst Westerholt zusammen.
Auch in seiner neuen Position möchte der Wissenschaftler das Thema Wasserspeicherung, -nutzung und -wiederverwendung am Gebäude bearbeiten. Mögliche Forschungsgebiete sind die Weiterentwicklung von Filteranlagen oder die Optimierung der Substratwahl bei der Begrünung bodenferner Standorte, um die Ressource Wasser im städtischen Raum möglichst effizient nutzen zu können.