* 1.4.1827 zu Rauscha in Schlesien; † 31.3.1889 in Niederschönhausen
Hüttig hatte in Schweden an der landwirtschaftlichen Hochschule in Alnarp den Gärten „vorgestanden“ und dort Vorlesungen über Gartenbau gehalten, später bei Göteburg eine eigene Schule zur gärtnerischen Ausbildung von Schullehrern geleitet. In der Wochenschrift des Berliner Gartenvereins waren von ihm Berichte über die Obsternte in Schweden erschienen und 1871 ein Aufsatz: „Uber Schulgärten“, als eine der frühesten Veröffentlichungen zu diesem Thema. Als erstes von acht Büchern, die Hüttig im Laufe der Zeit schrieb, erschien eine „Geschichte des Gartenbaues“ in der bekannten „Thaer-Bibliothek“.
Direktor Hüttig schrieb 1873:
Die königl. Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim im Rheingau erfreut sich wie sich erwarten ließ, seit ihres Bestehens einer bedeutenden Frequenz. Das sommersemester hat bereits am 21. April begonnen. Die Lehrgegenstände bestehen in : Botanik,vorgetragen von Dr. David, Physik, Professor Dr. Neubauer, Zoologie und allgemeine Trigonometrie, Herr Meyer, Feldmessen, Proportionslehre und geometrishem Zeichnen, Obergärtner Teichler, Weinbau, Herr Umber, Obstbau, Gemüsebau und Landschaftsgärtnerei mit Blumenzucht, Director Hüttig. - Praktiche Demonstrationen in Seidenbau und Bienenzucht, Garten- und Weinbau, botanische, zoologische und mineralische Excursionen. Während des Wintersemesters 1872/73 wurde auch einfache Buchhaltung gelehrt, die doppelte soll im Semerster 1873/74 gelehrt werden, ebenso wurde kaufmännische Correspondenz vorgetragen.
* 9. September 1831 in Arnsberg; † 19. November 1888 in Deutz
Arndts wurde 1869 bei seiner Ernennung zum Regierungsrat zur preußischen Regierung nach Wiesbaden versetzt. Er war verantwortlich für die Verwaltung des Ober- und Unterwesterwaldkreises. In Geisenheim wurde er beauftragt als Verwaltungsfachmann die staatliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau auch Königliche Pomologie genannt zu errichten und betriebsfertig zu erstellen. Arndts blieb zwar Mitglied des Regierungskollegiums in Wiesbaden, wurde aber 1874 zum Direktor der Königlichen Lehranstalt ernannt.
Im Jahr 1867 ging Arndts auch in die Politik und wurde Mitglied im preußischen Abgeordnetenhaus. Während seiner Tätigkeit in Geisenheim gefährdete der Kulturkampf die Stellung des Katholiken Arndts. Er selbst verhielt sich zwar strikt neutral, seine Ehefrau unterstützte aber die katholische Seite. Unter anderem haben die Arndts auch den Limburger Bischof Peter Josef Blum empfangen. Nachdem der Druck auf Arndts zu groß wurde, trat er 1878 aus dem preußischen Staatsdienst aus und wurde Gesamtverwalter des Grafen von Fürstenberg-Stammheim mit Sitz in Deutz. Dort wurde er auch Mitglied in der Stadtverordnetenversammlung.
* 13. April 1843 in Naumburg/Saale; † 16. Januar 1911 in Darmstadt
Goethe wurde 1874 Direktor der Kaiserlichen Obst- und Gartenbauschule im elsässischen Brumath. Im Rahmen seiner fünfjährigen Tätigkeit in Brumath erwarb er sich eine hohe Reputation als Forscher und Wissenschaftler. Dies führte 1879 zu seiner Berufung als Direktor der Königlich Preußischen Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim.Diese sollte er 23 Jahre bis 1903 leiten. In dieser Zeit wurde die Lehranstalt in Geisenheim stark ausgebaut und man widmete sich zunehmend auch der gartenbaulichen und weinbaulichen Forschung. Unter dem Direktorat Goethes wurden unter anderem das Oenochemische Institut (1881), eine Wetterstation II. Ordnung (1884), eine Obstverwertungsstation (1885), eine Rebenveredelungsstation (1890), die Hefereinzuchtstation (1894) und eine Pflanzenpathologische Versuchsstation (1900) eingerichtet. Rudolf Goethe war als Direktor, Forscher und Herausgeber von wissenschaftlichen Publikationen maßgeblich an der Ausbildung des herausragenden Rufes der Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim im Wein- und Gartenbau beteiligt. Von ihm stammte die Anregung zur Gründung einer Vereinigung ehemaliger Studierenden, die mit dem Gründungsprotokoll vom 13. Mai 1894 zur Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer führte.
* 15. August 1856 in Höxter (Westfalen); † 28. Juni 1925 in Boppard
Julius Wortmann besuchte die Volksschule in Höxter und eine Privatschule in Lübbecke, sowie das Realgymnasium in Elberfeld. Er studierte die Naturwissenschaften in Berlin und Würzburg. In Würzburg wurde er 1879 bei Julius Sachs mit dem Thema „Ueber die Beziehungen der Intramolecularen zur normalen Athmung der Pflanzen“ zum Dr. rer. nat. promoviert.[1] Im darauffolgenden Jahr erhielt er eine Anstellung als Assistent bei Anton de Bary an der neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Universität in Straßburg.[2] Nach seiner Habilitation 1883 hielt er Vorlesungen über Pflanzenphysiologie. Während eines Zeitraums von 10 Jahren arbeitete er zusammen mit dem Instituts-Vorstand in der Redaktion der Botanischen Zeitung.
Als Nachfolger von Professor Hermann Müller (Thurgau) wurde er 1891 bis 1903 Leiter der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation in Geisenheim. 1903 wurde er dort zum Professor und Vorstand der Pflanzenpysiologischen Versuchsstation ernannt. Wortmanns Forschungsschwerpunkt in Geisenheim war die Gärungsphysiologie. Er erkannte frühzeitig den praktischen Wert einer wissenschaftlich fundierten Gärungskunde und gründete 1894 am Standort Geisenheim die erste Hefereinzuchtstation. Diese Station leitete er bis zum Jahre 1924.
Von 1903 bis 1921 war Wortmann Direktor der Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim. Er folgte Rudolf Goethe im Vorsitz der preußischen Rebenveredlungskommission, wo er bis 1924 tätig war. 1907 wurde Julius Wortmann zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Er war in vielen Verbänden und Organisationen als Vorstandsmitglied tätig.
*26.3.1869 in Hechlingen (Wttbg.), † 27.1.1941 in Wiesbaden. verh. mit Rosa Paulina Neuhaus (1871−1932).
Er übernahm am 1.5.1921 als Nachfolger von Wortmann die Leitung der Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim, wo er bis 1934 als Direktor und Professor wirkte. Schwerpunkt seiner vielseitigen Arbeiten war die Rebenzüchtung (zus. mit dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg) mit Züchtungsversuchen auch bei Obstgehölzen und Zierpflanzen. Zusammen mit Heinrich Birk erschienen viele Beiträge zu Züchtungsfragen, zur Reisigkrankheit, zur Weinchemie, Mykologie, der Wein- und Süßmostbereitung. Ein großer Teil seiner Tätigkeit gehörte dem Vorsitzenden und Mitglied wiss. Arbeitsgemeinschaften und Körperschaften, so der Preuß. Rebenveredlungskommission, des Reichsausschusses für Weinforschung und der Obst- und Weinbau-Abteilung der DLG. Um den Ausbau der Geisenheimer Forschungsanstalt hat er sich zus. mit dem damaligen Refarat für Weinbau und Ref. der Lehranstalt im Landwirtschaftsministerium Geh. Min. Rat v. Breuhahn, verdient gemacht. Sein universelles Wissen führte zu mehr als 200 Veröffentlichungen.
* 28.12.1899 Ennepetal-Voerde, † 13.4.1962 in Velbert/Westf.
Er promovierte 1928 in Jena mit einer vererbungswissenschaftlichen Arbeit: "Zur Kenntnis der Oenothera purpurata Klebahn und Oenothera rubricaulis Klebahn". Er hatte die Leitung der Abteilung für Züchtungsforschung in Müncheberg am Kaiser-Wilhelm-Institut inne. Auf ihn geht die Neugliederung der Arbeits- und Forschungsbereiche in Institute zurück, die heute noch Bestand hat. Schon zu seiner Zeit gab es Bestrebungen der Trennung (und Ausgliederung der Lehre aus Geisenheim) von Lehre und Forschung zu Beginn der 40er Jahre.
Am 31. März 1945 wurde Prof. Dr. Carl Friedrich Rudloff nach 11 Jahren als Direktor abgesetzt. Erst 1952 konnte Rudloff in Hohenheim eine ordentliche Professur übernehmen, die er bis zu seinem Tode 1962 innehatte.
Johannes Steinberg wurde am 1. Oktober 1901 in Köln geboren. Sein Landwirtschaftsstudium an der Universität Bonn schloss er mit einer Dissertation über „Die Einwirkung zunehmenden Kalkgehaltes auf die Lebensäußerungen einiger bodenbewohnender Mikroorganismen“ ab. Es folgten Jahre als Assistent am Institut für Boden- und Pflanzenbaulehre in Bonn. 1929 erhielt Steinberg einen Ruf nach Geisenheim. Dort war er von 1929 bis 1936 Lehrer für Gemüsebau bis er Ende 1936 aus politischen Gründen die Forschungsanstalt verlassen musste. Steinberg kam für die nächsten 9 Jahre als Berater in der Kaliindustrie unter von wo er dann 1946 nach Geisenheim wechselte. Ihm oblag es nun, Forschung und Studium wieder schrittweise zum Leben zu erwecken. Dass er in Personalunion sowohl Direktor der Forschungsanstalt wie auch bis 1951 Referatsleiter für Weinbau im zuständigen Wiesbadener Ministerium war, kam ihm dabei zu Hilfe. Dank Steinbergs Initiative konnte bereits am 1. April 1946 der Lehrbetrieb mit 80 Hörern wieder aufgenommen werden, wenn auch unter eher provisorischen Verhältnissen. Dies war gleichzeitig der Beginn eines Studienbooms in dessen Verlauf sich die Zahl der Absolventen bis 1951 gegenüber den Vorkriegsjahren verdoppeln sollte. In Steinbergs Amtszeit wurden deshalb auch die Grundlagen für ein 6-semestriges Ingenieursstudium gelegt, dass am 4. April 1960 anlief. Der Studienort Geisenheim wurde somit zur Ingenieursschule und die Lehre damit grundsätzlich umstrukturiert. Eine der letzten wesentlichen Strukturierungsmaßnahmen der frühen Nachkriegszeit war die Gründung des Institutes für Betriebs- und Wirtschaftslehre 1956. Die Lehre und Forschung war nun auf 14, teils neu gegründete oder strukturierte Institute verteilt, die auch personell wieder gut besetzt waren. Prof. Steinberg erlebte noch den Bau der Gewächshäuser für den Gemüsebau mit, der 1960 begann. Er verstarb am 8. Oktober 1961 kurz nach seinem 60. Geburtstag und hinterließ eine Forschungsanstalt, die nach schwierigen Anfängen wieder voll im Forschungs- und Studienleben des Wein- und Gartenbaus integriert war.
Nach dem unerwarteten Tod von Prof. Steinberg übernahm sein Stellvertreter, Prof. Kurt Henning die Leitung der Forschungsanstalt. Am 1. August 1962 wurde er zum Direktor ernannt, war aber gleichzeitig wie bisher Leiter des Institutes für Biochemie und Weinchemie.
Henning wurde am 31. August 1900 in Oldenburg geboren. Wie Steinberg auch studierte er in Bonn und begann am 1. November 1926 seine Tätigkeit an der damaligen Weinchemischen Versuchsstation in Geisenheim. Im Dezember 1936 folgte er dem verstorbenen Prof. von der Heide als Leiter des Institutes für Biochemie und Weinchemie. Hier arbeitete er beispielsweise an der Sammlung und Vereinheitlichung von analytischen Untersuchungsmethoden bei Wein oder über Methoden zur Saccharosebestimmung in Wein. Henning entwickelte auch das als „Rotschönung“ bekannte Verfahren zur Entfernung von Arsen aus dem Wein. Als Direktor der Forschungsanstalt war Henning lediglich eine Amtszeit von 3 Jahren vergönnt. 1962 wurde das 90-jährige Bestehen der Forschungsanstalt gefeiert. Das Richtfest für das neue Institutsgebäude am 11. Dezember 1964 erlebte er ebenfalls noch, ebenso den Festakt zur Feier des 75-jährigen Bestehens der Rebenveredlungsstation. Am 20. Juni 1965 verstarb Prof. Henning unerwartet an einem Herzinfarkt. Bis zu seiner Pensionierung am 28. Februar 1966 übernahm Prof. Schanderl vertretungsweise die Leitung der Forschungsanstalt. Ihm folgte Prof. Stellwaag-Kittler als kommissarischer Leiter bis zur Neubesetzung der Direktorenstelle im März 1966.
Prof. Dr. Hugo Schanderl wurde am 22.02.1901 in München geboren und verstarb am 10.02.1975 in Geisenheim.
Er studierte ab 1927 bei dem bekannten Botaniker Prof. Burgeff in Würzburg und promovierte bei ihm über das Thema „Ökologische und physiologische Untersuchungen an der Wellen- und Muschelkalkflora des Maintales zwischen Würzburg und Gambach“. Durch das frühe Ableben von Kurt Hennig wurde die Leitung der Anstalt vertretungsweise von Hugo Schanderl von 1965 bis Februar 1966 wahrgenommen.
1972 wurde ihm der Professor Müller-Thurgau-Preis verliehen.
Prof. Dr. Paul Claus übernahm am 14. März 1966 das Amt des Direktors der Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt, wie sie noch bis 1971 heißen sollte. Seine erste Amtszeit dauerte bis 1972, ihr folgte eine weitere Amtszeit bis 1978.
In den ersten Jahren seiner Amtszeit kam es 1967 zur Fertigstellung des neuen Institutsgebäudes. Es kam zu einer Neugliederung der Institute. Botanik und Mikrobiologie/ Biochemie wurden getrennt, das Institut Weinchemie und Getränkeforschung entstand. Am Ende stand die Zahl von 5 Instituten des Weinbaus und der Getränkewirtschaft, 4 Institute für Gartenbau und Landespflege sowie weitere 5 Institute.
Aufgrund der stark gestiegenen Studierendenzahlen wurde 1970 kurzfristig ein Hörsaalpavillon mit 380 Sitzplätzen geschaffen.
Wollte man die Geisenheimer Studiengänge zuerst der Fachhochschule Gießen zuordnen, entschied man sich 1970 zur Einrichtung einer neu zu gründenden Fachhochschule Wiesbaden, deren „grüne Fachbereiche“ die Geisenheimer Studiengänge Weinbau, Gartenbau, Getränketechnologie und Landespflege bilden sollten. Am 1. August 1971, gegen Ende der 1. Amtszeit von Claus, nahmen die Fachbereiche Weinbau & Getränketechnologie sowie Gartenbau & Landespflege in Geisenheim ihre Arbeit auf. Nach fast 100 Jahren hörte damit die Ingenieursschule als Teil der Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim auf zu existieren, das neue Konstrukt der „Fachhochschule-Forschungsanstalt“ war entstanden.
Bericht im Wiesbadener Kurier zum 90sten Geburtstag am 4.10.2010
Nachruf auf Paul Claus, der am 16. September 2020 verstorben ist.
Nachfolger von Prof. Claus war Prof. Helmut Hans Dittrich, Leiter des Fachgebietes Mikrobiologie und Biochemie. Er leitete die damalige Forschungsanstalt von 1978 bis 1986.
"Zum 1.6.1978 wurde Prof. Dr. Dittrich, Leiter der Fachgruppe Oenologie und Getränkeforschung und Leiter des Institutes für Mikrobiologie und Biochemie, vom Hess. Kultusminister für vier Jahre zum neuen Geschäftsführenden Direktor der Forschungsanstalt Geisenheim bestellt. Zu seinem Stellvertreter wurde Prof. Dr. von Hentig, Leiter der Fachgruppe Gartenbau und Landespflege und Leiter des Institutes für Zierpflanzenbau, bestellt." (Jahresbericht der FA-Geisenheim 1978)
In seiner Zeit entstand unter anderem der moderne Neubau für die beiden Fachgebiete Weinbau und Kellerwirtschaft. Seit dem wurden mehr als 60 Mio. Euro in Geisenheim investiert. Die führende Rolle Geisenheims in Forschung und akademischer Lehre wurde weiter ausgebaut.
Prof. Dr. Helmut Dittrich war erster Rektor der 1971 gegründeten Fachhochschule Wiesbaden (heute Hochschule RheinMain), eine Vereinigung der Ingenieursschulen in Idstein, Geisenheim und Rüsselsheim sowie der ehemaligen Werkkunstschule in Wiesbaden.
Klaus Schaller wurde 23.3.1943 in Leopoldsgrün (Kreis Hof) geboren.
1964-1968 studierte Schaller Landwirtschaft an der TU München und Universität Göttingen.
1968 bis 1971 promovierte er mit Auszeichnung an der TU München, Institut für Pflanzenernährung (Prof. Amberger) Thema: „Wertgebende Inhaltsstoffe verschiedener Kartoffelsorten im Hinblick auf ihre Technologische Weiterverarbeitung zu Edelerzeugnissen“.
Von 1971 bis 1972 war er Laborleiter Kali-Chemie Hannover, ab 1972 wissenschaftlicher Angestellter an der „Hessischen Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau. 1980 wurde er Institutsleiter des Fachgebiets Bodenkunde, 1987 Geschäftsführender Direktor der FA Geisenheim und Leiter der übergeordneten Fachgruppe Biologie, weiterhin Dekan der (damals noch) FH Wiesbaden, Fb Weinbau und Getränketechnologie sowie Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung der Forschungsanstalt Geisenheim.
1989 wurde er zum Direktor der Forschungsanstalt Geisenheim ernannt, das Amt hatte er bis zum März 2009 inne.
Geboren am 10. Februar 1959 in Bad Dürkheim studierte Hans Reiner Schultz 1980 bis1983 in Geisenheim Weinbau und Oenologie an der Fachhochschule Wiesbaden.
Von 1983 bis 1986 ergänzte er seine Ausbildung mit dem Studium der Allgemeinen Pflanzenbiologie (Plant Biology) mit Schwerpunkt Gartenbau (Horticulture) an der University of California, Davis, USA
Er hatte in den Jahren 1989 bis 1990 Lehraufträge an der Fachhochschule Wiesbaden und GTZ-Projekt „Tafeltrauben“ in Kingston, Jamaika und war bis 1989 Wissenschaftlicher Angestellter und Doktorand am Fachgebiet Weinbau, Forschungsanstalt Geisenheim, 87/88 Wissenschaftlicher Angestellter und Doktorand am Department of Viticulture and Enology, University of California, Davis, USA
Im Jahr 1992 bekam Schultz, damals in Davis, USA, den Rudolf-Hermanns-Preis für seine Arbeit "Entwicklung eines Photosynthese-Wachstums- und Lichtinterzeptionsmodells für verschiedene Laubwandsysteme bei Reben (Vitis vinifera L.)"
Ab 1993 war er als Wissenschaftler an der AGRO-ENSA/INRA, Montpellier, Frankreich und Habilitand der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den Jahren davor Wissenschaftler (Post-Doktorand) am Department of Viticulture and Enology und dem Department of Botany, University of California, Davis, USA und Wissenschaftler (Post-Doktorand) am Department of Viticulture and Enology sowie dem Department of Environmental Horticulture, University of California, Davis, USA., später „Visiting Professor“ 1998 am National Wine and Grape Research Centre, Charles Sturt University, Wagga Wagga, Australien.
Ab 2006 war er Institutsleiter Institut für Weinbau und Rebenzüchtung, Forschungsanstalt Geisenheim sowie ab 1995 Fachgebietsleiter des Fachgebiets Weinbau und Professor für Weinbau an der Fachhochschule Wiesbaden
Prof. Hans Reiner Schultz trat sein Amt als Direktor der Forschungsanstalt Geisenheim am 1. April 2009 an.
Am 01.01.2013 wurde er erster Präsident der neu gegründeten Hochschule Geisenheim.
* 08.03.1927 in Geisenheim
† 19.07.1990 ebd.
Nach dem Besuch des Geisenheimer Gymnasiums folgen Arbeitsdienst, Luftwaffenhelfer, 1945 noch Kriegseinsatz und 1 ½ Jahre Kriegsgefangenschaft in den USA. 1947-51 Studium der Naturwissenschaften an der Universität Mainz. 1952-53 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Staatl. Weinbauinstitut in Freiburg. 1953-63 gehörte der dem Forschungsinstitut für Reblausbekämpfung und Wiederaufbau der LLFA Neustadt a.d.W. an. 1964 übernahm er als Nachfolger von Heinrich Birk die Leitung des Instituts für Rebenzüchtung und Rebenveredlung an der Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim.
Ein Schwerpunkt war die Züchtung reblausresistenter Unterlagsreben, ebenso die Züchtung pilzresistenter interspezifischer Kreuzungen sowie die Klonenselektion.
Ein anderer Schwerpunkt war die Rebenveredlung und Sicherung der Pflanzgutversorgung durch Einführung sanitärer Maßnahmen und die Schaffung der gesetzlichen Voraussetzungen.
1969 war er Mitbegründer des Verbandes Deutscher Rebenpflanzgutversorger, dessen Vorsitz er bis zu seinem Tode innehatte.
1971 engagierte er sich nach Überleitung der Ingenieurschule in die Fachhochschule, indem er von 1971 bis 1975 die Leitung des Fachbereichs Weinbau und Getränketechnologie übernahm; später stand er als Stellvertreter zur Verfügung.
1982: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
Den von seinem Vorgänger eingeführten Rebveredlertagungen verhalf er zu internationalem Niveau. Studien- und Vortragsreisen führten ihn in alle Weinbaugebiete der Welt. So weilte er mehrere Monate als Gastwissenschaftler in Australien und Neuseeland. 1983 erhielt er einen Lehrauftrag der Universität Bonn. 1986 wurde er zum Honorarprofessor ernannt. Sein früher Tod beendete für alle überraschend ein arbeitsreiches Leben; ein herber Verlust für Wissenschaft und Praxis.
Paul Claus: Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim
* 26.5.1898 in Wiesbaden
† 8.5.1973 in Geisenheim, Grablege Wiesbaden
Nach Oberrealschule mit Abitur 1920−23 Studium in Bonn-Poppelsdorf. 1923 Diplom, 1929 Promotion in Gießen zum Dr. phil. Dann Wirtschaftsassessor auf Domäne Steinberg unter R. Gareis. Staatl. Bayr. Reblausbek. und Rebenveredlungsdienst. 1927 Sachbearbeiter für Rebenveredlung in Geisenheim und Assistent von Direktor Prof. Franz Muth. Er übernahm die Leitung der neuen Rebenzuchtstation, die ab 1.4.1939 Reichsrebenzüchtung hieß.
Unterbrechung von 1939−1943 durch Wehrdienst. 1955 Ernennung zum Honorarprofessor und Institutsvorstand. Verdienstvoll war (und ist) die umfassende Klonenzüchtung beim Riesling. Die "Geisenheimer Rieslingklone" sind heute noch anerkanntes Stammsaatgut. Auch um die Verbesserung der Unterlagensämlinge von Teleki bemühte er sich. Die Anwuchsrate in den Rebschulen konnte durch die Entwicklung des sog. Kartonageverfahrens erheblich gesteigert werden. Auch das Paraffinieren der Pfropfreben hat er angeregt. Dem Erfahrungsaustausch mit der Praxis dienten nach dem Krieg die neu eingerichteten zweijährlichen "Fachtagungen der deutschen Rebenveredler". Seine Veröffentlichungen waren zahlreich. 1956 wurde er Korrespondierendes Mitglied der "Accademia Italiana della Vite e del Vino" in Siena. Am 1.6.1963 ging er mit 65 Jahren in den Ruhestand.
Paul Claus: Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim
*15.05.1874 in Thorn / Westpreußen
† 12.03.1960 in Jugenheim / Bergstraße
Nach Schule und Lehrzeit in Thorn besuchte Glogau 1893/95 die Königl. Gärtner-Lehranstalt zu Wildpark bei Potsdam als Schüler F. Enckes und legte dort 1902 die Obergärtner-Prüfung ab. Von 1895 bis 1901 nahm er verschiedene Stellen in den Gartenämtern Lübeck, Magdeburg und Erfurt, bei verschiedenen Gartenarchitekten (darunter bei Gartenarchitekt Bertram in Dresden) und in einer Baumschule ein. Nach dieser systematischen, praktischen Weiterbildung arbeitete Glogau 5 Jahre in der Bonner Gartenverwaltung und von 1906 bis 1913 in der Gartendirektion Hannover. Schon früh begann er mit Veröffentlichungen in Fachzeitschriften: 1898/99 erschienen Arbeiten zur Geschichte der Gartenkunst und über einen Zier- und Obstgarten vor 100 Jahren. Nach Geisenheim kam Glogau 1913 und übernahm als Gartenbauoberlehrer und Abteilungsvorsteher für Gartenkunst und Gartentechnik sein Tätigkeitsfeld, das er bis 1934 ausübte. Als zeitweiliger Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst war er auch an den Gesetzentwürfen gegen die "Verunstaltung der Ortschaften und landschaftlich hervorragender Gegenden" wesentlich beteiligt. Weitere Arbeiten beschäftigten sich mit Hausgärten, dem Naturtheater im Großen Garten zu Herrenhausen, mit zukünftiger Gartenkunst, mit Bäumen im Garten oder mit dem Heimatschutz.
In einem Bericht über den Lehrgang für Gartenkunst stellt Glogau sein neues Ausbildungskonzept vor: "Soll der Garten ein Wohngarten sein, so muss er den Erfordernissen des Lebens dienen. Gebt dem Garten wieder Nützlichkeitswert und fügt dem Ganzen die künstlerische Form hinzu, dann wird der Garten wieder werden, was er einst zu Urgroßvaterzeiten war, der liebste Raum der Wohnung, der deutsche Wohngarten."
Besonders die eminent sozialpolitische Bedeutung des Städtebaus, Fragen der Gesundheit der städtischen Bevölkerung, die hygienische Bedeutung des öffentlichen Grüns, müssten bevorzugt behandelt werden. Auch in der Friedhofskunst müsste man von der Trostlosigkeit und Öde schematisch angelegter Totenäcker wegkommen und den Sinn für die Weihe des Ortes wiederfinden, der unsere letzte Ruhestätte werden sollte.
Leider war es ihm nicht lange vergönnt, diesen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen, denn der Kriegsausbruch entvölkerte Geisenheim von Studenten und Dozenten.
Während der Zeit des ersten Weltkrieges schrieb Glogau Literaturberichte, die in der führenden Fachzeitschrift erschienen. Dabei betrafen die gesammelten und kommentierten Titel vorwiegend Fragen der Kriegsgräber, der Gedächtnismale, die Diskussion um den von Willy Lange vorgeschlagenen "Heldenhain", aber auch den Gedanken der Kriegerheimstätten. Erste Ergebnisse dieser Tätigkeit waren dann die Gründung des Kriegerheimstätten-Ausschusses, mit dem erklärten Ziel, jedem aus dem Krieg Heimkehrenden den Besitz eines Eigenheimes mit Garten als "Dank der Nation" zu verschaffen.
Als der Krieg verloren ging war an eine so großzügige Gabe nicht mehr zu denken und man war gezwungen, sich mit viel Geringerem zufrieden zu geben: Das war der Kleingarten. Unter dem Zwang der Nahrungsmittelbeschaffung waren viele Gartenbesitzer dazu übergegangen, ihren schönen Gärten Nutzbeete anzufügen. Zugleich stieg die Zahl der bisher verhältnismäßig wenig beachteten Kleingärtner beträchtlich an. Als Ratgeber schrieb Glogau sein "Gartenbuch", das 1920 in erster Auflage herauskam.
Im gleichen Jahr kommt es zu einem Disziplinarverfahren gegen Glogau, mit einer Dienst-Suspendierung vom 17.4.1920 bis 30.3.1921. Anlass und Gegenstand des Verfahrens sind angeblich abfällige Äußerungen über den Direktor der Anstalt zwei Gartenarbeitern gegenüber. Im Verlauf des Verfahrens ergeben sich erhebliche Bedenken an der Glaubwürdigkeit der Zeugen, von denen einer einschlägig vorbestraft war, der andere unter dem Einfluss des Geheimrats Wortmann stand. Außerdem bekunden alle im Verfahren vernommenen Kollegen Glogaus übereinstimmend, "... daß das Verhalten Wortmanns gegenüber Glogau geeignet war, den Letzteren andauernd in hohem Maße zu reizen und zu verbittern". Das Verfahren wurde in allen Punkten eingestellt.
Während der Abwesenheit Glogaus und der zwangsweise damit verbundenen Einschränkung des Unterrichts in den gestalterischen Fächern wurde im Kuratorium über die Verminderung dieses Unterrichts, ja sogar über dessen Eliminierung und über entsprechende Entschlüsse diskutiert.
Um 1927 war der östliche Teil des Parkes und die Umgebung des Gebäudes nahezu fertiggestellt. Am südwestlichen Hang begann Glogau Anfang der 30er Jahre mit der Anlage eines Rosengartens. Der weitere westliche Teil sollte einer dendrologischen Sammlung dienen. Die gesamte Anlage war als Lehrgarten für die Studierenden gedacht, denen in unmittelbarer Nachbarschaft kein botanischer Garten und keine sonstige Pflanzensammlung, mit Ausnahme des Anstaltsparks, für ihre Studien zur Verfügung stand.
Diese Jahre des Aufbaus eines eigenen Betriebes (neben den seit langer Zeit vorhandenen Obst-, Garten- und Weinbaubetrieben) brachten viel Streit und Ärger. Auch mit den Bewohnern von Monrepos gab es Auseinandersetzungen. So beschwerte sich Glogau am 2.6.1925 beim Direktor über den französischen Delegierten Armand, dessen Frau und Besucher von den Staudenkulturen und Blütensträuchern wahllos große Sträuße abschnitten. Nach einem Telefongespräch mit Monsieur Armand ordnete Direktor Muth an, dass Glogau den Beamten der Besatzungsmacht regelmäßig mit Blumen seiner, Glogaus, Wahl zu versorgen habe, um weitere Schäden an den jungen Kulturen zu verhindern. Dieser bescheidene Vorgang, den sicher alle Beteiligten alsbald vergaßen, sollte später noch ein böses Nachspiel haben.
Glogau wurde 1933 durch Aktionen der NSDAP und anderer aus seiner Stellung verdrängt. Der erste Denunziant hatte es eilig: Bereits am 31.3.1933 ging bei der Ortsgruppe Geisenheim der NSDAP ein als "vertraulich" deklariertes Schriftstück ein, in dem, unter Bezug auf eine vorher stattgefundene Unterredung "... die Entfernung des Herrn Glogau von der Lehranstalt nicht nur vom nationalen Standpunkt aus begrüßenswert, sondern auch im allgemeinen sonstigen Interesse läge". Als Gründe nannte der Verfasser, bei dem es sich um einen ehemaligen Bewohner des Hauses Monrepos handelte "... das gute Einvernehmen, das zwischen Herrn Glogau und dem französischen Delegierten, der bekanntlich längere Zeit in dem westlichen Flügel von Monrepos wohnte, bestanden hat. Es war fernerhin selbstverständlich, dass der französische Kommandant regelmäßig aus dem Garten von Monrepos Blumen ins Haus geschickt bekam, was mir in 10 Jahren noch kein einziges Mal passiert ist."
Nach diesem schwerwiegenden Anklagepunkt (in einem Zusatz des Ortsgruppenleiters, der vorwiegend einer Vorstellung des Denunzianten diente, wird dieser gravierende Vorgang des Blumenschenkens als eine Angelegentlich bezeichnet, die "sehr leicht an Landesverrat grenze") bringt das Elaborat lediglich noch den allgemeinen Hinweis, dass sich Glogau "des Öfteren in recht abfälliger Weise über die nationalsozialistische Bewegung ausgesprochen" habe.
Nach einem halben Jahr scheinbarer Ruhe begann dann im September 1933 ein wesentlich ernsthafter vorbereiteter und organisierter Angriff auf Glogau, zu dem Studenten des ersten Semesters, ein ehemaliger Schüler Glogaus, unfreiwillig aber auch dieser selbst Material geliefert hatten. Als treibende Kraft trat dabei der "Ehemalige" in Erscheinung, der sich in der 2. staatl. Prüfung von Glogau schlecht beurteilt glaubte, nun Material gegen diesen sammelte und als Ortsgruppenleiter die verschiedenen Angriffe koordinierte. In einem Schreiben der Beamtenabteilung der NSDAP vom 15.9.1933 an die Anstalt werden die neu gesammelten Vorwürfe vorgetragen: Glogau "soll Judenabkömmling sein. Er bekämpft die Nationalsozialisten mehr verdeckt. Bei einer Besprechung über den Deutschen Gruß äußerte er sich zu Nationalsozialisten in ironischer und abfälliger Weise: "wer zuletzt lacht, lacht am besten; jetzt habt ihr ja die Macht, beim Examen habe ich sie". Außerdem habe er gemeine Redensarten über Adolf Hitler geführt. Die Entfernung Glogaus aus dem Dienst nach § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde gefordert.
In einem erneuten Schreiben, diesmal von der Gauleitung der NSDAP, vom 22.9.1933 wurde der Vorwurf hinsichtlich des Deutschen Grußes in vollem Umfange aufrechterhalten. Glogaus arische Abstammung wurde weiterhin angezweifelt: "Sein ganzes Wesen und Händeln ist typisch jüdisch." Muth wurde als Zeuge herangezogen, da er erklärt habe, dass Glogau mit sozialdemokratischen Abgeordneten zusammenarbeite. Aus den Armand'schen Blumengrüßen sind inzwischen "freundschaftliche Beziehungen zu dem französischen Kreisdelegierten in schwersten deutschen Schicksalstagen" geworden. Neu erscheint der Vorwurf, dass Glogau zu einer Freimaurerloge gehöre. Daraus hatte Glogau allerdings nie einen Hehl gemacht und es ist erstaunlich, dass dieser Trumpf erst so spät ausgespielt wurde: "Die NSDAP Ortsgruppe Geisenheim bittet einen grundlegenden Wandel zu schaffen, denn letzten Endes handelt es sich um die Entfernung von Jugenderziehern, welche imstande sind, durch Verächtlichmachung unserer Idee der Jugend den Weg in das dritte Reich zu verbauen oder zum mindesten zu verbittern". Inzwischen hatte Glogau alle notwendigen Papiere mit Hilfe seines Bruders zusammengebracht und konnte nachweisen, dass seine Vorfahren seit etwa 300 Jahren evangelische Geistliche und später Handwerker in Litauen, Memelland und Ostpreußen waren. In seinem Bericht vom 25.9.1933 an das Ministerium korrigierte Direktor Muth die Behauptung über die Zugehörigkeit zur SPD und übernahm die Verantwortung für die Blumenlieferungen an den französischen Delegierten, entlastete Glogau also von diesem Verdacht. Schließlich endet seine Verteidigungsschrift: "Gartenbauoberlehrer Glogau ist ein außerordentlich fleißiger Beamter und ein guter Lehrer und ich bezweifle sehr, ob ihn alle ehemaligen und aktiven Hörer als solchen ablehnen." Dann fährt er fort, und es ist schwer zu entscheiden, ob er des Streitens müde war, ob er Glogau aus der Schusslinie nehmen wollte oder ob er mit dem folgenden Antrag einer Einwirkung von außen folgte: "Mit Bezugnahme auf den letzten Absatz der Ortsgruppenleitung Geisenheim und mit Rücksicht auf die Angaben von ... (Namen der Studenten, die das Protokoll gegen Glogau unterzeichnet hatten) .... und auf den letzten Absatz des Schreibens der Gauleitung beantrage ich die Pensionierung des GOL Glogau".
Inzwischen hatten die Studenten nachgestoßen: Unter Leitung eines SA-Truppführers weigerten sie sich, weiter an dem Unterricht Glogaus teilzunehmen: "... da dessen politische Einstellung ihn nicht als Garanten der nationalsozialistischen Ideenwelt erscheinen läßt". Immerhin unterschrieben diesen, Antrag, nach entsprechender Einübung, 23 Hörer und eine Hörerin. Am 5.10. begann der Vorlesungsboykott, und der Direktor beauftragte Gartenbauinspektor Olbrich, die Stunden Glogaus zu übernehmen. Als die Hörer dann Glogau auf dem Anstaltsgelände nicht mehr grüßten, bat er am 27.10.1933 um Beurlaubung für einige Zeit.
Unter dem Datum vom 11.11.1933 wurde ihm schließlich ein Erlass des preußischen Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten zugestellt, in dem es heißt: "Auf Grund des § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933 ... versetze ich Sie hiermit im Interesse des Dienstes zum 1.3.1934 in den dauernden Ruhestand". Zum Zeitpunkt seiner Verdrängung aus dem Amt war er 59 Jahre alt. Er zog sich nach Weinheim a. d. Bergstraße zurück und beobachtete von dort die Vorgänge, in der Welt und in Geisenheim, bis er nach 1945 für die Lehr- und Forschungsanstalt noch einmal tätig werden konnte. Auch Direktor Muth, der am 26. März 65 Jahre alt geworden war, ging in Pension. Sein Nachfolger, C. F. Rudloff, stand ganz auf der Höhe der neuen Zeit, als er in einem Vortrag anlässlich der Einführung in sein neues Amt am 10.4.1935 versicherte: "Die Geisenheimer Anstalt soll, das ist mein unerschütterlicher Wille, eine unangreifbare Zelle, im Nationalsozialistischen Staat werden".
Nach dem Krieg wurde Glogau rehabilitiert. In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm 1954 der Verdienstorden der Bundesrepublik verliehen.
Gerd Däumel: GEISENHEIM 1872—1972: Hundert Jahre Gartenarchitektur und Landschaftspflege, erschienen in "DAS GARTENAMT", Heft 8 und 9/1972
Paul Claus: Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim
Carl von der Heide studierte Chemie und Mathematik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und arbeitete ab 1893 als Assistent im chemischen Labor der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1897 wurde er promoviert, im darauffolgenden Jahr nahm er eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin an. 1905 folgte von der Heides Habilitation, im selben Jahr trat er die Nachfolge von Karl Windisch als Leiter der Weinchemischen Versuchsstation an der damaligen Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau zu Geisenheim an. Hier war er 30 Jahre als Forscher und Lehrer tätig. 1914−18 freiwilliger Wehrdienst. 1923−24 durch Besatzungsmacht ausgewiesen. Es gibt über 100 z.T. grundlegende Arbeiten über Weinchemie und Weinbereitung von ihm, geschrieben in klaren und knappen Formulierungen. 1911 entstand zusammen mit Baragiola eine Bilanzierung der Weininhaltsstoffe, 1923 eine Arbeit über die Berechnung der im Wein gebundenen org. Säuren und deren Bindungszustände. Das Weinfach verdankt dem großen Analytiker eine Reihe von Verbesserungen und Vereinfachungen von Analysenmethoden, Nachweise von teilweise mikroanalytischen Verfahren. Seine Vorlesungen über Weinchemie, Weingesetz und Kellerwirtschaft bestachen durch ihre Klarheit, es gab nicht ein Wort zu viel. Er war Autorität, seine Hörer fürchteten ihn, denn er war sehr kritisch und selbstbewusst. Im Reichsausschuss für Weinforschung und dem Sonderausschuss zur Prüfung von Dauerwaren der DLG war er bis zu seinem plötzlichen Tode tätig.
Paul Claus: Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim
* 07.09.1871 in Willershausen Krs. Osterode / Harz
† 25.02.1943 in Wiesbaden
Nach dem Realprogymnasium und drei Jahren Lehrzeit und Praxis absolvierte Junge sein Studium an der Geisenheimer Lehranstalt, war von 1896-1899 Landesobstbau- und Wanderlehrer, wirkte vom 01.11.1899 als Obergärtner, ab 1906 als dipl. Gartenbauinspektor und ab 1924 als Obstbauoberlehrer in Geisenheim. 1927 war er als Betriebsleiter der Abt. für Obstbau, Gemüsebau und Obst- und Gemüseverwertung tätig.
Mit Direktor Goethe bearbeitete er die Züchtung neuer Obstsorten, eine umfangreiche Arbeit, die er nach dessen Ausscheiden 1903 fortsetzte. In den Jahren 1912 – 1934 konnte er fünf neue Züchtungen herausbringen, darunter die Sorten „Geheimrat Dr. Oldenburg“ und „Minister von Hammerstein“, die noch immer auf dem Markt zu finden sind.
Junge war einer der vielseitigsten und fruchtbarsten Publizisten des Obstbaus seiner Zeit. Lange galt er als Autorität in ganz Deutschland. 1899 übernahm er, im Anfang zusammen mit R. Goethe, die Redaktion der Geisenheimer Mitteilungen, die er bis 1939 innehatte. Zusammen mit Direktor F. Muth verfasste er das Buch „Die Praxis des Obstbaues auf Grund wissenschaftlicher Forschungen und praktischer Erfahrungen“, 1937 im Verlag Paul Parey erschienen, worin er noch nach Ausscheiden aus seinem aktiven Dienst seine Erfahrungen zur Verfügung gestellt hat.
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125_jahre_VEG
* 28.2.1912 in Frankfurt/M.,
† 2.7.1991 zu Eltville/Rhg.
Koch studierte nach dem Abitur 1930 Pharmazie, Chemie und Lebensmittelchemie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/M., machte 1935 die Pharm. Staatsprüfung und promovierte 1939 zum Dr. rer. nat., war dann Lebensmittelchemiker und erreichte 1943 die Dipl.-Chemiker-Hauptprüfung. 1939−46 Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft. Am 1.4.1949 wurde er zum Leiter und ab 1951 zum Institutsvorstand und Professor des Inst. für Gemüse- und Früchteverwertung der Forschungsanstalt Geisenheim berufen, dem er bis 31.12.1959 vorstand.
Im Jahresbericht 1946-1951 schreibt er:
Das Institut für Obst- und Gemüseverwertung wurde am 1. 4. 1949 vom Berichterstatter übernommen, nachdem ab 1945 die Stelle des ordentlichen Institutsvorstandes unbesetzt war und wegen der allgemeinen Ernährungslage weder wissenschaftliche Arbeiten noch nennenswerte praktische Versuche durchgeführt werden konnten. Der Wiederaufbau des Instituts wurde daher erst ab 1949 in Angriff genommen und ab 1950 entscheidend vorangebracht. Die wissenschaftliche Abteilung, die vor 1949 nur aus einem wissenschaftlichen Assistenten und einer technischen Assistentin (zugleich Bürokraft) bestand, beschäftigt heute zwei chem.-techn. Assistentinnen, eine Laborarbeiterin und einen wissenschaftlichen Assistenten (ab 1. 1. 51) sowie eine chem.-techn. Assistentin auf Kosten Mittel Dritter.
In seiner Geisenheimer Zeit organisierte er den Wiederaufbau des Instituts und erwarb sich große Verdienste um die Ausbildung des Nachwuchses und der Schulung von Betriebsleitern in bes. Lehrgängen. Er vermittelte den Fruchtsaftherstellern die neuesten Technologien der Wein- und Fruchtsaftbereitung. Qualitätssteigerung und Stabilisierung der Getränke war sein Ziel, das er besonders durch den Einsatz physikalischer Methoden (Warmfüllung, KZE-Verfahren, steriles Arbeiten beim Abfüllen) erreichte. K. wurde international bekannt und in verschiedenen Kommissionen tätig. Sein Wissen hat er in über 200 Veröffentlichungen der Praxis mitgeteilt. (Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.)
Dem Institut für Getränkeforschung stand Koch bis zum 31. Dezember 1976 als Direktor vor. Die Zitrusfrüchte und Orangensaft wurden ein Schwerpunkt seiner Arbeit. 1958 kam Hohes C als erster Orangensaft in Flaschen auf den deutschen Markt. 1963 folgte dann Dr. Kochs naturtrüber Apfelsaft. Der erste Multivitaminfruchtsaft war 1979 Dr. Koch’s Trink 10. (wikipedia)
1960 gründete er mit Hilfe der Industrie das "Institut für Getränkeforschung GmbH" bei Mainz, dem er bis zum 31.12.1976 als Direktor vorstand.
* 25.9.1871 in Leobschütz (Schlesien).
† 26.11.1956 zu Wipperfürth
Nach hum. Gymnasium Apotheker. 1895 Studium der Botanik Univ. Breslau. Pharmaz. Staatsprüfung. 1897 Studium in Marburg bei F. G. Kohl und Arthur Meyer. Preisgekrönte Arbeit über "Wurzelhaut, Hypodermis und Endodermis der Angiospermenwurzel". 1902 Dr. phil. Ass. Stelle am Hygienischen Institut Hamburg.
1.12.1902 Geisenheim, 1.1.1903 Prof. und Vorstand der Pflanzenphysiologischen Versuchsstation, Nachfolger von J. Wortmann. Studium von Bau und Entwicklung der Rebwurzel, Morphologie und Biologie der Kulturpflanzen, Rebenveredlung, Holzreife, Verwachsungen und Erkrankungen der Pfropfreben, Mauke, Reisigkrankheit. 1904 Gründung der "Wissenschaftlichen Abteilung der Rebenveredlungsstation", baute Muttergärten auf und fasste seine Erkenntnisse in einem Buch "Das staatliche Rebenveredlungswesen in Preußen" 1918 zusammen. Seit 1906 Mitglied der Preußischen Rebenveredlungskommission. Mit H. Moog ampelografische Arbeiten bis zur Errichtung der Rebsortenregisterstelle. Zweites Forschungsgebiet wurde die Gärungsphysiologie und die Hefereinzucht. Mit G. Krumbholz entstanden Arbeiten über die Gärtätigkeit von Sprosspilzen, osmotolerante Hefen usw., 275 Arbeiten wurden es. Hervorragend waren seine geschliffenen Vorlesungen und Praktika. Sein Vortrag war geradezu druckreif, die Vorlesung beliebt. Er betreute den sog. Hefekursus, einen 3-Wochen-Lehrgang für die Praxis, der 1949 in den heutigen Betriebsleiterlehrgang für Kellerwirtschaft überging.
Paul Claus: Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim,
* 08.10.1869 in Bad Ems
† 12.02.1947 in Geisenheim
Nach Realgymnasium Wiesbaden, Landw.-Schule in Weilburg. Ab 1891 Studium an der Universität München bei Prof. Hankel und in Jena bei Stahl. Promoviert 1897 in Jena zum Dr. phil., ist Assistent von Stahl und wurde 1897 zu Wortmann nach Geisenheim berufen. Dort wirkte er bis 1935 als Forscher und Lehrer, erhielt 1900 die Pflanzenpathologische Versuchsstation, baute 1903 die meteorologische Station in Geisenheim auf und sammelte unzählige phänologische Daten. 1908 wurde er Professor und beginnt seine Tätigkeit mit Forschungen über die Traubenwickler sowie über den Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau. 1912 wurde er Kreisbeauftragter für Naturschutz, 1935 Kommissar für Natur-Denkmalpflege. Er war ein hervorragender Lehrer und Pädagoge im Kolleg und auf seinen ausgedehnten Wanderungen durch die Landschaft.
Er schrieb und sprach über das, was er fand, Weinbergslagen-Namen, Grenzsteine, Geschichte und Landschaft. Der Rheingau war seine große Liebe, dem er auch in den 12 Jahren seines Ruhestandes treu blieb.
Paul Claus: Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim
21. Oktober 1850 in Tägerwilen, Kanton Thurgau/ Schweiz;
† 18. Januar 1927 in Wädenswil, Kanton Zürich/ Schweiz
Hermann Müller, der sich nach seinem Schweizer Heimatkanton Hermann Müller-Thurgau nannte, war ein Schweizer Pflanzenphysiologe, Botaniker, Züchter und Oenologe. Nach vorherigem Studium in der Schweiz wechselte er 1872 an die Universität Würzburg und war dort Student bei dem bekannten Botaniker Julius Sachs, bei dem er 1874 auch promovierte.
Von 1876 an übernahm er bis 1890 die Leitung der kurz zuvor gegründeten Pflanzenphysiologischen Versuchsstation der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim. Hermann Müller-Thurgau war einer der jungen Wissenschaftler, mit deren Tätigkeit in Geisenheim damals eine Ära intensiver Forschungsarbeit begann und die den guten Ruf der Geisenheimer Forschung und Lehre begründeten. Bekanntestes „Werk“ Müller-Thurgaus ist auch heute noch die von ihm 1882 in Geisenheim gezüchtete und nach ihm benannte Rebsorte „Müller-Thurgau“.
Die Rebsorte Müller-Thurgau züchtete er im Jahre 1882 an der damals königlichen Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim. Neuere Genanalysen haben gezeigt, dass die Sorte eine Kreuzung zwischen Weißem Riesling und Madeleine Royale ist. Prof. Hermann Müller-Thurgau folgte 1891 dem Ruf zur Eidgenössischen Versuchs- und Lehranstalt nach Wädenswil in der Schweiz. Er nahm 150 Sämlinge der Kreuzung als Stecklinge mit, um sie züchterisch weiter zu verfolgen. Sein Weinbautechniker H. Schellenberg erkannte den Sämling Nr. 58 als den wertvollsten und vermehrte diesen ab 1897. Die erste Rückführung von 100 Reben nach Deutschland erfolgt dann 1913 durch den bayerischen Landesökonomierat August Dern, der sich für die Verbreitung der Sorten in Deutschland einsetzte. Im gleichen Jahr wird durch ihn auch die Sortenbezeichnung "Müller-Thurgau-Rebe" geschaffen und von da an als Name verwendet. Bis 1930 wurden Versuchsanlagen in allen deutschen Weinbaugebieten aufgebaut. Im Jahr 1938 erfolgten in Alzey im Rahmen einer Tagung die ersten Berichte über die dahin vorliegenden Versuchsergebnisse. Ab 1945 wurde sie zunehmend im planmäßigen Weideraufbau und im Zuge der Umstellung auf Pfropfreben gepflanzt.
Die Sorte nahm von 1975 bis 1995 den ersten Platz des deutschen Rebsortenspiegels ein. (Geisenheimer Rebsorten und Klone, Geisenheimer Berichte 67)
Seit 1972 wird der Professor Müller-Thurgau Preis von der VEG-Geisenheim Alumni Association e.V. als Dank und Anerkennung an Persönlichkeiten verliehen, die sich in vielen Jahren um die Hessische Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst und Gartenbau (Ingenieurschule, Fachhochschule/Forschungsanstalt - heutige Hochschule Geisenheim University) in Geisenheim, insbesondere durch die Erhaltung und Förderung von Lehre oder Forschung bzw. um die Belange ihrer Studierenden außergewöhnlich verdient gemacht haben.
* 24.07.1853 in Connern / Saale
† 09.12.1915 in Badenweiler
Eugen Raphael Seeligmüller hatte in Wildpark unter Jühlke 1874/76 studiert und arbeitete dann im Berggarten zu Herrenhausen bei Hannover, anschließend in Edinburg und ein Jahr in Kew-Gardens in London. Danach wirkte er in Charlottenburg, machte 1880 das Obergärtnerexamen und begann am 1.4.1880 seine Tätigkeit in Geisenheim, die über 17 Jahre dauern sollte. Sein Lehrauftrag umfasste fünf Jahre später: Landschaftsgärtnerei, Blumenzucht, Gemüsebau, Gehölzzucht, Gehölzkunde, Treiberei, Feldmessen, Nivellieren, Planzeichnen und Blumen und Früchte malen.
Von Seeligmüller und seinen Kollegen wurden eine Reihe vorzüglicher Fachleute ausgebildet: Zu seinen Schülern zählen unter anderem: Georg Arends aus Ronsdorf, Otto Schindler, Direktor von Proskau und Pillnitz, die Gartendirektoren W. Hensel von Mannheim und O. Huber von Hannover, aber auch die beiden Gartenbaudirektoren Glindemann und Junge in Geisenheim.
Am 01.08.1896 erhielt er einen Ruf als Leiter der landschaftlichen Anlagen des Schlosses Friedrichshof bei Kronberg. Direktor Rudolf Goethe verabschiedete ihn mit herzlichen Worten des Dankes, die Studierenden ehrten ihn mit einem Fackelzug. 1897 erhielt Seeligmüller den Mauritius-Orden des Königs von Italien.
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* 06.08.1892 in Geisenheim
† 10.04.1945 als „Schutzhäftling“ im KZ Dachau
Nach einer Gärtnerlehre mit 22 Jahren zum Kriegsdienst eingezogen. Als Schwerbeschädigter Aufnahme eines Studiums an der Geisenheimer Lehr- und Forschungsanstalt und Anstellung als Obstbautechniker mit überwiegender Lehrtätigkeit. IN der Weimarer Zeit war Spring Vorsitzender des Geisenheimer SPD-Ortsvereins, des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der Eisernen Front, seit dem 20.01.1933 einer von sechs SPD-Stadtverordneten, daneben Vorsitzender der Turnerschaft Geisenheim.
Den Nationalsozialisten galt er als Kopf der Opposition. Schon wenige Tage nach der Machtergreifung am 30.-01.1933 begann die politische Verfolgung: Hausdurchsuchungen, fristlose Entlassung aus dem Dienst wegen politischer Unzuverlässigkeit, Arbeitslosigkeit bis 1940. Bereits 1933 nach staatsfeindlichen Äußerungen drei Tage Haft, danach unter Polizeiaufsicht. Am 15.10.1943 aufgrund des Heimtückegesetzes Verurteilung zu zehn Monaten Gefängnis. Am 22.08.1944 morgens um 6 Uhr Verhaftung durch die Gestapo ohne Angabe von Gründen, Verbringung in den Keller des Rüdesheimer Rathauses, von dort ins Polizeigefängnis Wiesbaden und am 17.09.1944 ins KZ Dachau. Hier stirbt Spring am 7. Oder 8.4. an Fleckfieber, zwei Wochen vor der Befreiung durch die Amerikaner.
Die Feldstraße mit dem Haus der Familie wurde gleich nach dem Krieg in Peter Spring-Straße umbenannt. Im Sitzungssaal des Rathauses hängt ein Foto von ihm und im Park der Hochschule hat die Studierendenschaft die Aufstellung einer Gedenktafel veranlasst.
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*14.06.1886 in Schwabach bei Nürnberg
† 25.03.1976 in Gustavsburg
Nach der Volksschule und Progymn. In Schwabach und Humanist. Gymn. in Nürnberg studierte Stellwaag in München, Würzburg und Erlangen Zoologie.
Nach seiner Promotion 1909 unternahm er Studienreisen nach Italien, in das ehem. Deutsch-Ostafrika, die Schweiz, Ägypten und Frankreich. Er habilitierte 1913 in Erlangen.
Ein neuer Lebensabschnitt begann im Jahr 1917, als ihm die Leitung der Zoologischen Station der Lehr- und Forschungsanstalt für Wein- und Obstbau in Neustadt an der Weinstraße übertragen wurde.
1935 folgte er als Nachfolger von G. Lüstner, dem Ruf nach Geisenheim, wo er bis 1954 das Institut für Pflanzenkrankheiten leitete. Sein Hauptarbeitsgebiet war die Erforschung der Lebensweise und Bekämpfung der Insekten mit dem Ziel, eine Minderung und der Schädigungen für den Gaertner und Winzer herbeizuführen. Mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen, darunter sein Standardwerk ,,Die Weinbauinsekten der Kulturländer“, erwarb sich Professor Stellwaag hohes Ansehen im In- und Ausland. Er erhielt zweimal einen Ruf an ausländische Universitäten. In Würdigung seiner Verdienste ernannte ihn 1925 die Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften zu ihrem ordentlichen Mitglied. 1927 wurde er ,,Honory Member of the American Association of Economic Entomology”, 1935 erwähntes Mitglied der Deutschen Akademie für Naturforscher und Ärzte und 1951 korrespondierendes Mitglied der Academia Italiana della Vite e de vino in Siena. Weitere Ehrungen wurden Prof. Stellwaag bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst im Jahre 1954 zuteil.
1959 erhielt er die Karl-Escherich-Medaille für die Förderungen der Wissenschaft. Die Universität Erlangen erneuerte 1960 sein Doktordiplom anlässlich der Feier der Goldenen Promotion.
Er erhielt das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik und wurde zum Ehrenmitglied des Deutschen Weinbauverbandes und der Deutschen Gesellschaft für angewandte Entomologie ernannt. Die Gesellschaft für Rheingauer Heimatforschung hatte in ihm lange Jahre einen tatkräftigen zweiten Vorsitzenden.
Bis 1964 war er noch Kreisbeauftragter für Naturschutz.
Paul Claus: Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim
www.hs-geisenheim.de/hochschule/auszeichnungen/professor-mueller-thurgau-preis/
* 18.11.1906 in Trier;
† 3.5.1999 in Geisenheim.
Nach der Lehre 1921 und dem Besuch der Weinbauschule in Trier sammelte Troost weitere Erfahrungen in Betrieben an der Mosel und Ahr.
So bestens vorbereitet, nahm er 1929 das viersemestrige Studium an der Lehr- und Forschungsanstalt in Geisenheim auf. Der Abschlussprüfung des staatl. geprüften Weinbautechnikers schloss sich ein 5. pädagogisches Semester an. Um sich wissenschaftlich weiterzubilden, wurde er am 1.6.1931 Mitarbeiter in der wissenschaftlichen Abteilung der Rebenveredlung unter der Leitung von Prof. Dr. Karl Kroemer.
1935 legte er seine zweite staatl. Fachprüfung als Dipl.-Weinbauinspektor ab.
Am 1.7.1939 übernahm er den Unterricht in der Abteilung Kellerwirtschaft unter der Leitung von Weinbauoberlehrer Dr. Erwin Wanner. Damit hatte er seine Lebensaufgabe gefunden, die er bis zu seiner Pensionierung am 31.8.1973 mit Leidenschaft erfüllte.
Den Krieg erlebte er 1942−1945 bei einer Flakabteilung. Nach kurzer russischer Kriegsgefangenschaft konnte er Mitte 1945 mit noch einer Unterbrechung von Dez. 1945 bis Okt. 1946 seine Arbeit wieder aufnehmen.
1962 ermöglichte ihm seine fachliche und persönliche Ausstrahlung, die Abt. Kellerwirtschaft vom Institut für Weinbau zu lösen und ein Institut für Kellerwirtschaft aufzubauen.
1963 wurde er zum Studienrat, 1966 zum Oberstudienrat und 1973 zum Professor bei der Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim ernannt.
Gerhard Troost hat sich in über 40 Jahren große Verdienste um die Entwicklung der Kellerwirtschaft und die Ausbildung des Nachwuchses erworben. Bei seinen zahlreichen Vorträgen und über 200 Veröffentlichungen, die unmittelbar der Praxis dienten, konnte er aus reicher Erfahrung schöpfen, wodurch er zu einem geschätzten und gern gesehenen Berater der Winzer wurde. Gefragt waren sein sicheres Urteil und seine praktischen Ratschläge. Bei den Weinproben verstand er Sachkenntnis mit Humor, gelegentlich auch treffender Ironie, zu verbinden.
Seine Vielseitigkeit kann nur in Stichworten angedeutet werden: Er war ein beliebter Lehrer, Weininterpret und Berater, Zeichner und Fotograf, Schriftsteller und geschätzter Kollege.
Gerhard Troost hat als Lehrer eine Generation geprägt, womit er sich Anerkennung und Dank über den Tod hinaus erwarb. (Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V.)