PlanG ist unser Hochschulmagazin und erscheint ab 2021 zweimal im Jahr. Als Mitglied der VEG-Geisenheim Alumni Association oder als Einzel- oder Jahresabo (Schutzgebühr 7,50 € pro Ausgabe) wird es Ihnen halbjährlich bequem nach Hause zugesandt.
Liebe Leserinnen und Leser,
„Wir sind der Wandel, auf den wir gewartet haben“, sprach einst der ehemalige US-Präsident Barack Obama. Diese selbstbewusste Aussage beschreibt aktuell sehr bildhaft die dynamischen Vorgänge an unserer Hochschule in Geisenheim. Baulärm wird nach den Worten des Hochschulratsmitglieds Dr. Christoph-Friedrich von Braun als „Zukunftsmusik“ verstanden und mit dem Claim der neuen Forschungsbroschüre „Wir schaffen Strategien für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft“ setzen sich die Menschen der Hochschule ein Ziel, welches weit über den engen Korridor der Vergangenheit hinausragt. Mit Blick auf das bevorstehende 150-jährige Gründungsjubiläum ist nun ein guter Zeitpunkt, Rückblick und Ausblick zu wagen, denn nach den Worten des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog verändern sich mit den Generationen auch Wahrnehmungen und Erinnerungen. Freiherr Eduard von Lade gründete unsere Hochschule 1872 mit dem Gedanken an die Notwendigkeit einer Lehr- und Forschungsanstalt für Obst- und Gartenbau, die sich dann im Laufe der Jahrzehnte insbesondere über die Bereiche Rebenzüchtung, Weinbau und Oenologie einen Weltruf erarbeite. Mit der Gründung der Hochschule Geisenheim University im Jahr 2013 begann zum richtigen Zeitpunkt eine wichtige Transformation, die die nachhaltigen Erfordernisse von Klima, Landschaft und Lebensmitteln in die Orientierung einbezog.
Das Besondere für uns Geisenheimer Alumni ist es, dass wir über die 1894 gegründete VEG – Geisenheim Alumni Association e. V. als aktiv fördernde Mitglieder ein wichtiger Begleiter dieser äußerst erfolgreichen Entwicklung waren und sind. Unseren Geisenheimer Alumni-Verband haben wir den imposanten Entwicklungen der Hochschule angepasst und so sind wir heute neben dem ideellen Bereich auch längst verlässlicher Geschäftspartner mit dem Betrieb des Campus-Online-Shops, digitalen Dienstleistungen und hybriden Weiterbildungsformaten, die durch unsere assoziierten Verbände BDO und VDL zudem wertvoll ergänzt werden. Wer sich unserem Geisenheimer Netzwerk anschließt und damit auch Verantwortung für die Weiterentwicklung trägt, erhält im sogenannten „Onboarding“ ein kleines analoges und digitales Geschenk mit der Aufschrift „Die stärkste Verbindung zwischen Menschen, sind die Erfahrungen, die sie teilen“. Unsere lange Tradition ist seit jeher auf Nachhaltigkeit, vor allem durch die Unterstützung der Alma Mater und der nachwachsenden Generationen, ausgelegt, was auch immer wieder eine Neuausrichtung erfordert. Ich freue mich persönlich sehr, dass ich im August den Geisenheimer Abschluss meines Sohnes feiern durfte. Damit erlebte ich selbst, wie viele „Geisenheimer“ zuvor, den Generationenwechsel in der Familie. Schauen wir gemeinsam nach vorne und freuen wir uns darauf! Viel Freude bei der Lektüre!
Robert Lönarz
Präsident VEG - Geisenheim Alumni Association e.V.
Liebe Leserinnen und Leser,
nach wie vor überschattet die Corona-Pandemie das Campusleben an der Hochschule. An viele Dinge wie Online-Vorlesungen haben wir uns inzwischen gewöhnt, aber hin und wieder sind wir selbst vom Erfolg zunächst zweifelhaft erscheinender Ansätze überrascht. Beispielsweise wurde das Praktikum „Projekt Fruchtsaft“ bereits im frühen Oktober angesichts mehrerer unter vorsorglicher Quarantäne stehender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter existentiell in der Durchführung bedroht. Kurzerhand meldete sich ein unter Quarantäne gestellter Betreuer mit einer eigenen Idee, wieder einsatzbereit sein zu wollen. Ein von den Kollegen gut platzierter, mobiler Laptop mit Webcam, Aktivlautsprecher und Raummikrophon ermöglichte ihm eine absolut überzeugende Ferninstruktion der Studierenden und auch die hin und wieder nötigen, energischen Zurechtweisungen „aus
dem Off “ verfehlten ihre Wirkung nicht! Angesichts der historisch katastrophalen Auswirkungen der Corona-Krise bietet mein Beispiel natürlich nur wenig Trost, aber es zeigt das Engagement, die Kreativität und den Willen aller unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nach Kräften das Beste für die Studierenden aus der aktuellen Lage herauszuholen. Wer sich dabei unkonventionellen Ideen und neuen Wegen verschließt, der vergibt große Chancen und wird über kurz oder lang auch für die ersehnte Zeit nach der Krise „abgehängt“.
Denn schließlich dreht sich die Welt unaufhaltsam weiter – auch in Geisenheim! So erfahren Sie in dieser Ausgabe von PLAN-G auch etwas zu den vielen ambitionierten Bauvorhaben der Hochschule. Über den Baubeginn eines neuen Hörsaalgebäudes und des neuen Getränketechnologischen Zentrums wird ebenso berichtet wie über die
Neubauten für die Studiengänge Lebensmittelsicherheit sowie Lebensmittellogistik und -management.
Analog zur Lehre steht auch die Forschung nach wie vor im Wandel, aber keinesfalls still. Von Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz erfahren Sie in diesem Heft beispielsweise Neuigkeiten zum großen Verbundprojekt VITIFIT, in welchem es um neue, nachhaltige Strategien zur Bekämpfung des Falschen Mehltaus im Öko-Weinbau geht. Die gute Entwicklung der Hochschule und insbesondere auch die praxisnahe Forschung wurde kürzlich übrigens von Bundesministerin Julia Klöckner ausdrücklich gelobt. Über ihren von großem Medienrummel begleiteten Besuch zur Besichtigung der FACE-Anlage (Free Air Carbon Dioxide Enrichment) sowie des Studierendenprojekts „Krähennest“ erfahren Sie auch in dieser Ausgabe mehr.
Ganz im Sinne von Frau Klöckners Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und dessen Nationaler Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz dürften dabei auch andere neue Forschungsprojekte des von mir geleiteten Instituts für Getränkeforschung sein, die sich an der Grenzfläche der Getränke und Lebensmitteltechnologie mit der Ernährungsmedizin einordnen lassen. So erforschen wir mit dem zu ihrem Ressort gehörenden Max-Rubner-Institut in Kiel ab 2021 Strategien zur Zuckerreduktion in Lebensmitteln. Zudem kooperieren wir mit der französischen Universität Clermont-Ferrand sowie dem dortigen Nationalen Institut für Agronomieforschung (INRAE) in einem praxisrelevanten, vom Europäischen Fruchtsaftverband (AIJN) unterstützten Projekt, um den in inzwischen vielen Studien nahegelegten Gesundheitsnutzen eines
regelmäßigen Orangensaftkonsums auf molekularer Ebene besser zu verstehen und durch technologische Konzepte zu maximieren. Neben dem für das Immunsystem wichtigen Vitamin C sind im Orangensaft nämlich ganz besonders hohe Gehalte an Hesperidin enthalten. Dieser phenolische Pflanzenstoff wird für den im Vergleich zu Softdrinks geringen glykämischen Index von Orangensaft verantwortlich gemacht und könnte auch für dessen Harnsäure-senkende Wirkung und weitere gesundheitsfördernde Effekte auf das Herz-Kreislauf-System sorgen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute, stete Gesundheit und natürlich jetzt viel Spaß beim Lesen!
Prof. Dr. Ralf Schweiggert
Leiter des Instituts für Getränkeforschung
Liebe Leserinnen und Leser,
der Sommer 2020 ist geprägt von der Corona-Pandemie. Hinzu kommen die Auswirkungen eines weiteren heißen und trockenen Sommers mit Wasserknappheit und absterbenden Wäldern, einem Zeichen des sich stark ändernden Klimas.
Beide Ereignisse, so unterschiedlich diese auch sein mögen, zeigen mit welcher Intensität und Geschwindigkeit sich unser gewohntes Leben ändern kann und dass viele lokale Probleme nur global gelöst werden können. Dies bedeutet, dass wir uns immer schneller neuen Bedingungen anpassen und lieb gewonnene Gewohnheiten wie einen immer grünen Rasen vor der Haustür aufgeben müssen.
Ein Teil der Bevölkerung verschließt angesichts der von einzelnen Personen nicht mehr zu bewältigenden Probleme die Augen, andere reagieren mit Erfindungsreichtum, Mut und viel Engagement über die Grenzen des Alltäglichen hinaus. Wir als Hochschule wollen unsere Welt von morgen aktiv mitgestalten und Antworten sowie Lösungen auf bisher ungeklärte Fragen finden.
Mit den Aufgaben zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels beschäftigt sich unsere Hochschule schon seit vielen Jahren und Nachhaltigkeit wird ein immer wichtigerer Aspekt in allen Bereichen von Lehre, Forschung und Wissenstransfer.
Die Pandemiezeit hat unsere Alltagsleben, so auch den Hochschulalltag, besonders rasant verändert. Die sicherlich prägnantesten Veränderungen ergeben sich aus den Kontaktbeschränkungen und dem damit einhergehenden Anstieg in der Verwendung digitaler Medien. Unser gesellschaftliches Zusammenleben wird seit einem halben Jahr bestimmt durch Homeoffice, Online-Lehre und andere virtuelle Formate. Die Erfahrungen, welche wir in der kurzen Zeit gesammelt haben, nutzen wir aktuell um unter anderem unsere Lehre für das kommende Semester zu verbessern. Diese digital geprägte Zeit wird, da bin ich mir sicher, unsere bisher gewohnte Lehr- und Arbeitswelt auch nach der Corona-Zeit stark verändern. Eine wichtige Aufgabe für die Lehre wird es sein, sich hieraus ergebene Chancen zu nutzen und in unsere zukünftige Präsenzlehre zu integrieren, um diese zu bereichern und unsere Studierenden auf den sich veränderten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Die Welt rückt gefühlt noch weiter zusammen und schon jetzt sind Treffen mit Teilnehmenden aus aller Welt in einem virtuellen Raum keine Besonderheit mehr.
Ein Versuch, diese Entwicklungen aufzuhalten, wird ohne Erfolg sein, wie Kommilitonen und ich zu Beginn meines Studiums Ende der 1990er feststellen mussten, als wir uns einem Dozenten verweigerten, der Informationen zum Studienprojekt nicht wie gewohnt ans schwarze Brett hängen, sondern diese ausschließlich per E-Mail versenden wollte. Der Grund unserer damaligen Verweigerung war, dass viele von uns noch keine eigene E-Mail-Adresse, geschweige denn einen eigenen Computer oder gar ein Smart-Phone besaßen. Heute ist diese Neuerung nicht mehr aus dem Berufs- und Studienalltag wegzudenken.
In dem Sinne wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen der aktuellen Ausgabe mit den vielen spannenden zukunftsweisenden Projekten an unserer Hochschule.
Prof. Dr. Alexander von Birgelen
Vizepräsident Lehre der Hochschule Geisenheim
Liebe Leserinnen und Leser,
noch immer kämpfen wir gegen die Corona-Pandemie. Auch wenn wir Licht am Horizont sehen, auch wenn die Hochschulen digital ins neue Sommersemester starten konnten und die Forschung unter Auflagen weitergeht – das Thema dominiert den öffentlichen Diskurs.
Und so ist es leider auch stiller geworden um das Zukunftsthema Klimakrise. Und das ist gefährlich. Denn die Bedrohung ist nicht geringer geworden, nur weil es mit dem Virus eine weitere, eine im Alltag präsentere Bedrohung gibt. Die Folgen der globalen Überhitzung sind dramatisch, Naturkatastrophen nehmen zu. Um den Klimawandel aufzuhalten, brauchen wir Lösungen – und hierfür spielen unsere Hochschulen und ihre Forschenden, Lehrenden und Studierenden gemeinsam eine wichtige Rolle. Sie forschen jetzt schon an Lösungen, und sie werden auch Antworten auf Fragen der Zukunft finden, die wir heute noch gar nicht genau kennen. Sie arbeiten an wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Innovationen und Erkenntnissen, die eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung unterstützen.
Die Hochschule Geisenheim entwickelt und vermittelt das Handwerkszeug für die Herausforderungen von morgen. Die Klimafolgenforschung bildet einen Schwerpunkt und verknüpft über verschiedene Disziplinen hinweg die Arbeit an der Frage, wie der Klimawandel abgeschwächt werden kann und welche Anpassungsstrategien wir brauchen. Zum Beispiel werden langfristige Veränderungen einer erhöhten atmosphärischen CO2-Konzentration – die erwarteten Bedingungen um das Jahr 2050 – auf Grünland, Weinbau und Gemüse untersucht. Die Ergebnisse dienen als Grundlage, um Handlungsoptionen zu entwickeln, wie Auswirkungen des Klimawandels reduziert werden können. Auch die anderen Hochschulen in Hessen forschen im Bereich des Bauwesens, der Infrastrukturplanung, des Gesundheits- und Katastrophenschutzes an Wissen, mit dem wir die Folgen des Klimawandels mindern können. Dieses Engagement unterstützen wir als Land mit umfangreichen Projektförderungen.
Und noch ein Aspekt in Sachen Klimaschutz liegt uns am Herzen: ökologische Nachhaltigkeit an den Hochschulen selbst. Dieses Thema spielt eine wichtige Rolle im Hessischen Hochschulpakt 2021-2025, den wir Mitte März 2020 unterschrieben haben. Denn das hessische Hochschulsystem hat schon allein wegen seiner Größe eine wesentliche Bedeutung für die CO2-Bilanz der hessischen Landesverwaltung.
Unsere Hochschulen schließen sich im Hochschulpakt dem Klimaschutzziel der Landesregierung an und wollen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass Hessen bis 2050 klimaneutral wird. Bis zum Ende der Laufzeit des Hochschulpaktes werden sie die Treibhausgas- und CO2-Emissionen allein im Bereich betrieblicher und organisatorischer Maßnahmen um mindestens zehn Prozent in einem Umfang von insgesamt mindestens 10.000 Tonnen CO2 reduzieren. Dabei helfen individuelle Nachhaltigkeitsstrategien wie „Green Offices“, in denen Ideen entwickelt werden, wie man Nachhaltigkeit in Lehre, Forschung und Transfer sowie in die Betriebsabläufe der Hochschule einbetten kann.
Außerdem sind die zusätzlichen 300 W-Professuren, die wir zur Verfügung stellen, Teil unserer Klimaschutz-Pläne: Jede Hochschule wird mindestens eine der Professuren mit inhaltlichem Bezug zum Thema Nachhaltigkeit besetzen. Die Professuren werden die Forschung der Hochschulen in diesem Bereich stärken, interdisziplinäres Arbeiten fördern und den Austausch mit der Politik und der Gesellschaft voranbringen. Auch für weitere Vorhaben, die die Nachhaltigkeit an Hochschulen stärken, stellen wir Geld bereit: etwa für Konzepte zur Steigerung der Energieeffizienz und Stärkung des Klimaschutzes.
Wir arbeiten also weiter am Klimaschutz, auch in schwierigen Zeiten wie diesen. Bleiben Sie gesund – Ihre Forschung ist unsere Zukunft!
Ihre
Angela Dorn
Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
der ProWein Media Summit „Climate Change“ im November 2019 an der Hochschule Geisenheim hat gezeigt, wie verletzbar die Weinbranche angesichts des Klimawandels ist. Während der deutsche Weinbau bisher vorwiegend profi tiert hat und erst langsam negative Auswirkungen verspürt, so ist der Weinbau in südlicheren Gebieten, wie dem Douro-Tal, bereits heute durch Wassermangel und Hitzestress so stark betroff en, dass er auf absehbare Zeit vor dem wirtschaftlichen Aus stehen wird. Hier zeigt sich, wie stark wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit langfristig miteinander verbunden sind – sie bedingen einander. Ein Unternehmen, das nur ökologisch und sozial nachhaltig ist, aber wirtschaftlich nicht überleben kann, ist nach dem Drei-Säulen Prin-ip der ökologisch-sozialen-wirtschaftlichen Nachhaltigkeit nicht sinnvoll. Ein Unternehmen kann nur dann wirtschaftlich überleben, wenn es eine zukunftsorientierte Strategie verfolgt, Risiken vorbeugt und genügend Einkommen erwirtschaftet, um seine Arbeitskräfte und Eigentümer angemessen entlohnen zu können. Die Geisenheimer Unternehmensanalyse wurde in den letzten Jahren grundlegend modernisiert, um genau diesem Aspekt der ökonomischen Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Geisenheim werten im Rahmen der Analyse jährlich die wirtschaftliche Entwicklung von fast 400 Weinbaubetrieben aus und bereiten diese grafi sch leicht verständlich auf. Bewusst wurde dabei die ausreichende Entlohnung der Familienarbeitskräfte als eines der wichtigsten Erfolgskriterien ausgewählt. Nur Betriebe, die auch ihre Familienarbeitskräfte ausreichend entlohnen können, haben eine Chance, von Nachfolgern übernommen zu werden. Angesichts des Klimawandels ist ökonomische Nachhaltigkeit zukünftig von noch größerer Bedeutung, um ausreichend Eigenkapital für notwendige Investitionen bilden zu können. Eine vorausschauende Anpassung der Betriebe an den Klimawandel erfordert Investitio-nen in den Weinbau, in neue Rebsorten, in Bewässerung und verbes-sertes Erntemanagement. Bereits heute stehen die deutschen Weinbaubetriebe vor großen ökonomischen Herausforderungen. Während sich die Zahlungsbereitschaft für Wein und die erzielten Fassweinpreise in den letzten Jahren kaum oder gar nicht verändert haben, sind die Kosten unter anderem durch den Mindestlohn deutlich gestiegen. Diese Diskrepanz macht sich auch darin bemerkbar, dass nur die Hälfte der an der Geisenheimer Unternehmensanalyse teilnehmenden Flaschenweinmarkter und nur ein Drittel der Fass-weinvermarkter zurzeit schon ökonomisch nachhaltig sind. Diese bereits bestehenden wirtschaftlichen Herausforderungen werden durch die notwendigen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel wie angedeutet weiter steigen. International bekennt sich die überwältigende Mehrheit der Betriebe dazu, dass auch die ökologische Nachhaltigkeit der Weinbranche verbessert werden muss. Im Sinne einer umfassenden Nachhaltigkeit gehören dazu neben der Bodengesundheit und der Biodiversität auch die Einsparung von Wasser und Energie und damit auch die Verminderung des CO2-Ausstoßes. Betriebliche Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit sind fast immer mit Investitionen, höheren Kosten und teilweise auch geringeren Erträgen verbunden. Um ökologische Nachhaltigkeit überhaupt umsetzen zu können, müssen Betriebe deshalb ökonomisch nachhaltig sein und auch ökonomisch gefördert werden. Ökonomie und Nachhaltigkeit gehören also auch bei Wein untrennbar zusammen. Mit diesem Denkanstoß wü nsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre der neuen Ausgabe von PlanG.
Prof. Dr. Simone Loose
Leiterin des Instituts für Wein- und Getränkewirtschaft
Hochschule Geisenheim
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
am 08. September 2019 fanden die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum des Geisenheimer Alumniverbandes, der VEG – Geisenheim Alumni Association e.V., statt.
Die Feierlichkeiten sollten nicht nur ein Rückblick auf 125 Jahre äußerst aktive und erfolgreiche Alumniarbeit sein, sondern es wurde auch der Grundstein für die Kooperation der VEG mit dem VDL Bundesverband e.V. – Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt – ab dem 01. Januar 2020 gelegt. Gemeinsam mit dem Präsidenten der VEG, Robert Lönarz, wurde der Kooperationsvertrag in feierlichem Rahmen unterzeichnet.
Seit vielen Jahren arbeiten die VEG, die Hochschule Geisenheim und der VDL auf Bundes- und Landesebene eng und vertrauensvoll zusammen und heben Synergien, wo immer es erforderlich und möglich ist. Was somit auf den ersten Blick erscheinen könnte, als ob diese bislang informelle Zusammenarbeit nun lediglich eine institutionelle Grundlage erhält, ist bei genauer Betrachtung wesentlich mehr: Es ist das von beiden Partnern ausdrücklich gewollte starke Zeichen in die akademische Verbandslandschaft im grünen Bereich, dass wir mit dieser richtungsweisenden Kooperation wesentlich enger zusammenrücken, somit noch schlagkräftiger und unsere jeweiligen Stärken mit dem VDL als Dachverband deutlich stärken wollen und werden.
Der VDL und die VEG sind als Berufs- beziehungsweise Alumniverband der Förderung und Fortbildung sowie der Pflege des kollegialen und gesellschaftlichen Zusammenhalts verpfl ichtet. In diesem Sinne sind wir davon überzeugt, dass „Lebenslanges Lernen“ und ein berufliches intaktes Netzwerk Grundlagen sind, in denen Menschen sich in ihren berufl ichen und privaten Belangen das notwendige Rüstzeug und die entsprechenden Qualifikationen erwerben können.
Die VEG tritt zunächst mit den Mitgliedern aus den Studiengängen Lebensmittelsicherheit, Gartenbau, Lebensmittellogistik und -management und der Landschaftsarchitektur dem VDL bei. Alle VEG-Mitglieder, die über diese Kooperation im VDL als Dachverband vertreten sind, erhalten Zugang zu den Weiterbildungsangeboten und politischen Veranstaltungen des VDL Bundesverbandes und somit einen weiteren Mehrwert und Unterstützung. Ein monatlicher Newsletter informiert zudem über die Arbeit und Aktivitäten des VDL Bundesverbandes als Dachverband, seiner angeschlossenen Landesverbände und der Kooperationspartner wie dem BHGL oder der VEG.
Der VDL als größter akademischer Berufsverband der Grünen Branche verschaff t als Dachverband nicht nur der VEG, sondern auch der Hochschule Geisenheim selbst bundesweit Stimme und Gehör und setzt sich insbesondere auf bundespolitischer Ebene für die Interessen ein.
G-MEINSAM werden wir auch bestehende Berufsfelder unserer Absolventinnen und Absolventen sichern und neue erschließen.
Ausführliche Informationen über den VDL erhalten Sie unter www.vdl.de. Ich danke an dieser Stelle ganz herzlich allen, die dazu beigetragen haben, dass diese Kooperation realisiert werden konnte. Allen voran Robert Lönarz und Roger Baumeister für die ausgezeichneten Gespräche bei den Verhandlungen.
Ihnen wünsche Ihnen nun viel Freude bei der Lektüre dieser neuen Ausgabe des Hochschulmagazins PlanG.
Markus W. Ebel-Waldmann
Präsident des VDL Bundesverbandes e.V.
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
wenn man an einer Hochschule studiert und arbeitet oder sich ehrenamtlich engagiert, ist man mit fachlichen Fragen befasst, in Projekten aktiv oder versucht, die Anforderungen des Studiums und des wissenschaftlichen Arbeitens erfolgreich zu meistern. Man denkt aber sicher nicht stets darüber nach, welche Gremien das Leben einer Hochschule begleiten und Einfluss auf Entscheidungen, Organisation und Entwicklung nehmen. Bestimmt ist Ihnen bekannt, dass auch die Hochschule Geisenheim über einen aktiven Hochschulrat verfügt. Vielleicht haben Sie bereits Mitglieder des Rates bei Veranstaltungen, Führungen oder Feierlichkeiten auf dem Campus gesehen und sich gefragt, was sie denn dort tun. Ich freue mich deshalb, dass ich Ihnen den Hochschulrat heute etwas näher bringen darf.
Ein Hochschulrat hat nach dem Hessischen Hochschulgesetz die Aufgabe, „die Hochschule bei ihrer Entwicklung zu begleiten, die in der Berufswelt an die Hochschule bestehenden Erwartungen zu artikulieren und die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse und künstlerischer Leistungen zu fördern“. Er ist ein extern besetztes und vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK) jeweils auf vier Jahre berufenes unabhängiges Beratungsgremium. Die Hochschule kann sich dessen bedienen, um Rat über Entscheidungen und Entwicklungen, beispielsweise zu Studiengängen, Curricula, Forschungsausrichtungen oder gar Investitionen, einzuholen oder auch, um sich und ihre Leistungen zu überprüfen. Der Hochschulrat hat jedoch auch ein Initiativrecht und kann von sich aus Ideen, Vorschläge oder auch Kritik an die Hochschulleitung, die ihm regelmäßig berichtet, herantragen. Als darüber hinausgehende Befugnisse wirkt er bei der Verteilung verfügbarer Ressourcen, bei Berufungsverfahren sowie der Wahl des Präsidiums mit und ist aktiv in die Entwicklungs- und Budgetplanung eingebunden. Weil der Praxisbezug für die Fachgebiete, die von der Hochschule Geisenheim vertreten werden, zusätzlich zur wissenschaftlichen Arbeit eine besondere Bedeutung hat, ist der Hochschulrat nicht ausschließlich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern anderer Forschungseinrichtungen oder Hochschulen, sondern auch mit namhaften Fachpersönlichkeiten aus der Praxis besetzt.
Das Interesse des Hochschulrates ist also nicht nur, auf Fragen der Hochschule Antworten zu geben oder gar Kontrollfunktionen wahrzunehmen. Vielmehr unterstützt er die Entwicklung „seiner“ – vielleicht kleinen, aber dafür feinen – Hochschule proaktiv mit Rat und Tat. Aus der Sachkenntnis und Erfahrung seiner Mitglieder heraus will er aktiv helfen, die Hochschule in Organisation, Lehr- und Forschungsangeboten und Leistungen zukunftsfähig zu gestalten, Kooperationen im internationalen und nationalen Rahmen zu fördern und Fehlern oder gar Misserfolgen durch frühzeitige Hinweise auf neue Entwicklungen vorzubeugen. Diese Arbeit ist immer wieder besonders und spannend, zumal die Hochschule Geisenheim durch ihren Status als Hochschule neuen Typs Besonderheiten aufweist. Es macht jedoch allen Mitgliedern und Gästen des Rates viel Freude, in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Präsidium und anderen Gremien die positive Entwicklung der Hochschule Geisenheim zu begleiten und ihre zunehmend vielfältigen Leistungen seit ihrer Begründung zu sehen. Dafür möchte der Rat auch einmal anerkennend DANKE sagen. Das gilt auch für das Redaktionsteam dieser sehr informativen Zeitschrift, deren neue Ausgabe Sie nun genießen können. Viel Spaß beim Lesen.
Dr. Georg F. Backhaus
Vorsitzender des Hochschulrates der Hochschule Geisenheim
LIEBE LESERINNEN UND LESER,
auch wenn das Reinheitsgebot von 1516 besagt, dass für die Bierherstellung „allein Gerste, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen“, gab es zu dieser Zeit den angesehenen Beruf des „Hefners“, dessen Aufgabe es war, genügend (Hefe-)Ansatz zum Brauen zur Verfügung zu stellen. Prof. Louis Pasteur stellte dann endlich fest: „Keine Gärung ohne Organismen.“ Und Prof. Emil Christian Hansen leitete 1883 die Lagerbier-Revolution mit der Isolierung von Saccharomyces carlsbergensis als erster Hefe-Reinkultur ein.
Die bahnbrechenden Arbeiten von Hansen wurden in Geisenheim von Dr. Julius Wortmann übernommen. Im Jahr 1894 wurde von ihm die Geisenheimer Hefereinzuchtstation gegründet. Damit können wir dieses Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum feiern. Der Auftrag war – damals wie heute –, die Kenntnis über die Verschiedenheit und Wirkungsweise von Hefen herauszuarbeiten und zu vertiefen, denn ohne Hefen „kann auch der beste Most niemals in Wein umgewandelt werden“ (Wortmann, 1895).
Nun ist die Beschaffung von Hefen für den Winzer heute um ein Vielfaches leichter, lassen sich doch Trockenhefen einfach übers Internet bestellen. Und der Geisenheimer Hefefinder (www.geisenheimer-hefefinder.de) hilft hier auch, die geeignete Reinzuchthefe zu ermitteln. Allerdings bedeutete Reinzucht lediglich die Selektion von Hefen mit gewünschten Eigenschaften. Die Kreuzung von Hefen und die Kombination einer Reihe von positiven Eigenschaften in einer neuen Hefe, werden auch heute noch ziemlich vernachlässigt.
Das liefert die Vorlage für Hefe 4.0: die Neuauflage der Hefezüchtung im „Geisenheimer Yeast Breeding Center“. Mit modernen Methoden werden nun im GYBC beispielsweise neue Hefestämme mit verbesserten Aromaeigenschaften für die Weine der Zukunft entstehen. Neben der allseits bekannten Bier-, Wein- und Brot-Hefe, Saccharomyces cerevisiae, gibt es hunderte weiterer Hefen, sogenannte nicht-konventionelle Hefen, deren Potenzial für die Weinbereitung noch weitgehend unerforscht ist. Dabei kommt es auf die richtige Mischung an, um aus verbesserten Rezepturen neue Starterkulturen zu entwickeln.
Eine erstaunliche Gruppe von Hefen findet sich in der Gattung Saccharomycopsis:
Diese Hefen kommen weltweit vor, auch hier in Geisenheim, und spielen eine Rolle bei Fermentationen verschiedener Getränke. Besonders interessant aber ist eine andere Eigenschaft dieser Hefen: Sie sind nektrotrophe Mykoparasiten; das heißt, sie sind in der Lage, andere Pilze mit Haustorien zu penetrieren und umzubringen. Damit könnten die ‚predator yeasts‘ möglicherweise einen Beitrag als Biokontrollhefen im Weinbau leisten und Pilzschädlinge wie ESCA, Mehltau oder Botrytis auf natürliche und nachhaltige Weise zu bekämpfen helfen. Unsere neuesten ‚omics‘-Untersuchungen zu Saccharomycopsis schoenii wurden gerade in PLOS Pathogens veröffentlicht.
Hefe 4.0 liefert eine Vielzahl neuer Möglichkeiten für die Geisenheimer Hefe-Forschung. Mit diesem Denkanstoß wünsche ich Ihnenviel Spaß bei der Lektüre der neuen Ausgabe von PlanG.
Prof. Dr. Jürgen Wendland
Leiter des Instituts Mikrobiologie und Biochemie
Liebe Leserinnen und Leser,
„Ich bin mir sicher, dass die Vereinigung auch künftig mit Rat und Tat an der positiven Weiterentwicklung von Forschung und Lehre in Geisenheim mitwirken wird“ - mit diesen motivierenden Worten beendete Staatsministerin Prof. Dr. Evelies Mayer vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst ihr schriftliches Grußwort anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der „Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer e.V.“ im Jahr 1994.
Heute, 25 Jahre später, trägt der am 13. Mai 1894 gegründete Verein der „Geisenheimer“, den Namen „VEG – Geisenheim Alumni Association e.V. - es hat sich, für jeden leicht erkennbar, schon rein optisch in dieser Zeitspanne etwas verändert. Ob wir neben dem zeitweise umstrittenen Einbau eines Anglizismus in den Vereinsnamen, auch inhaltlich die Erwartungen der Staatsministerin im Hinblick auf die Unterstützung von Forschung und Lehre erfüllen konnten, möchten wir am 8. September 2019 bei den Festlichkeiten zur 125-Jahr-Feier mit Ihnen persönlich und zahlreichen Gästen betrachten. Auf dem „Open Campus – Tage der offenen Tür“ wird am 7. und 8. September die Leistungsfähigkeit der Hochschule Geisenheim für die interessierte Öffentlichkeit erlebbar werden. Ein Besuch lohnt sich, denn neben dem Studieninfotag am 7. September und den Einblicken in Labore und Institute werden die umfangreichen Baumaßnahmen vorgestellt, die mit einer Gesamtsumme von 75 Millionen Euro dem Campus ein neues und modernes Gesicht verleihen werden. Wir dürfen den Geisenheimer Professor Müller-Thurgau-Preis 2019 an Prof. Dr. Ernst Rühl überreichen und haben das ehrgeizige Ziel 125 Alumni mit deren Lebenserfahrung, Produkten und Leistungen vorzustellen. Dabei sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen – senden Sie bei Interesse gerne eine Nachricht an geschaeftsstelle@geisenheimer.de
Die weltweite Erfolgsgeschichte der „GEISENHEIMER“ ist lang und wurde von vielen motivierten Menschen geschrieben. Eine beeindruckende Anzahl, heute fast 3.000 Persönlichkeiten, hat sich in der „VEG“ organisiert, um aktiven Kontakt zur Alma Mater und den Konsemestern zu halten. Lange bevor an anderen deutschen Hochschulen Alumniverbände auflebten, um Ehemalige, Studierende und Hochschulangehörige an die Einrichtung freundschaftlich zu binden, hat der Geisenheimer Ehemaligenverband diese Aufgaben bereits intensiv und erfolgreich gelebt.
Der Bereich der lebenslangen Weiterbildung unserer Mitglieder ist eine zentrale und gemeinsame Aufgabe. Als Gründungsgesellschafter der Campus Geisenheim GmbH nehmen wir direkten Einfluss auf die Entwicklung des Geisenheimer Instituts für Weiterbildung (GIW), wo zukünftig in Geisenheim hochwertige und interessante Kurse über alle Fachrichtungen hinweg erwartet werden dürfen.
Ein großer Anteil unserer Mitgliederbeiträge geht an unsere Partnerverbände, sowie in die Finanzierung unserer Mitgliederzeitschrift. Mit dem Bund Deutscher Oenologen und dem Bund der Hochschulabsolventen im Gartenbau und Landschaftsarchitektur haben wir seit Jahren kompetente Partner, die in Zukunft um den VDL - Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e.V. erweitert werden könnten, um unseren Mitgliedern der verschiedensten Studiengänge ein breites Angebot in Weiterbildung und berufsständischer Vertretung zu bieten.
Mit der „MIVEG“, dem Mitteilungsblatt für ehemalige Geisenheimer, startete die VEG einst die aktive Information ihrer Mitglieder. Über diverse Fachableger entwickelte sich schließlich über die Schriftenreihe „Homo geisenheimensis“, „Alumni Magazin und „Campus Magazin“, das heutige „PlanG“, welches wir gerne, gemeinsam mit der Hochschule, für sie viermal im Jahr auflegen.
Ein neues Heft liegt Ihnen heute vor! Viel Spaß beim Lesen!
Dipl.-Ing. (FH) Robert Lönarz
Präsident, VEG – Geisenheim Alumni Association e.V.
Liebe Leserinnen und Leser,
wer die öffentliche Diskussion derzeit verfolgt und ein wenig Verantwortungsbewusstsein an den Tag legt, dem können Zweifel kommen, ob wir als Menschheit die Zukunft in den Griff kriegen. Neben den politischen Themen spielen vor allem Umwelt- und gesellschaftliche Probleme eine herausragende Rolle. Es fehlt nicht an mahnenden Stimmen, die Verschwendung, Wegwerfkultur, globale Erwärmung, Umweltvergiftung, Verlust der Biodiversität sowie die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich anprangern – wie Papst Franziskus in seiner „Laudato Sî“ oder der Club of Rome in „Wir sind dran“. Dennoch scheint es, als seien fast alle Länder unfähig, die Probleme zu lösen oder sich zumindest auf den Weg zu machen, sie anzugehen. In einer globalisierten Welt, die sich fast ausschließlich nach dem Wirtschaftsprinzip dreht, werden Lösungen nur im globalen Kontext zu erarbeiten sein; im Moment aber driftet die internationale Politik eher auseinander, als sich aufeinander zu zu bewegen. Wir müssen außerdem auch vor unserer eigenen Haustür kehren. Wer Nachhaltigkeit predigt, dann aber die billigsten Lebensmittel mit den größten Plastikverpackungen kauft, der hat den Ernst der Lage nicht begriffen; und das scheint leider die Mehrheit zu sein. Im globalen Kontext – und nur der kann in einem „gemeinsamen Haus“ Erde, wie Papst Franziskus es bezeichnet, Maßstab sein – werden billige Lebensmittel teuer erkauft, mit Umweltschäden, Transportemissionen, Armut in vielen landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften, mit einer wachsenden Gesundheitsproblematik. Sie könnten jetzt fragen: „Was hat das mit Geisenheim zu tun?“ „Sehr viel“, würde meine Antwort lauten. Denn beispielsweise die Wasserrahmenrichtlinien im Wein- und Gartenbau betreffen die Umwelt. Die landschaftlichen und urbanen Lebensräume leben von ihrer Biodiversität. Lebensmittelqualität hat etwas mit Lebensmittelsicherheit zu tun, der Zuckergehalt von Getränken ist ein Gesundheitsthema, Logistik frischer Produkte wird durch Verpackungen mit geprägt, ebenso die Logistik von Getränken – wieso ist der Mehrweg eingestellt? Wie nachhaltig sind unsere Wirtschaftsströme, welche Technik brauchen wir im Wein- und Gartenbau, wie gestaltet man betriebswirtschaftlich sinnvoll ein Unternehmen, das dann noch die drei Säulen der Nachhaltigkeit –soziale, ökologische und ökonomische Komponenten – berücksichtigt? Und geht das überhaupt? Alles Themen unserer Zeit, alles Themen, die in Lehre, Forschung und Wissenstransfer an der Hochschule Geisenheim eine Rolle spielen und auch künftig spielen müssen. Denn es ist an der nächsten und übernächsten Generation, die oben aufgeführten Probleme in den Griff zu bekommen. Bleibt zu hoffen, dass sich die internationale Politik, um die Weichen schon heute zu stellen, weniger selbstsüchtig und eigenzentriert entwickelt, als derzeit zu beobachten ist. Ohne eine gemeinsame Strategie wird sich nichts verbessern und das wäre fatal. Denn, wie es in einem Rüdesheimer Hotel an der Wand steht: Save the earth, it’s probably the only planet with wine! Einige der angesprochenen Facetten der globalen Herausforderungen finden Sie im kleinen Maßstab auch in dieser Ausgabe von PlanG; neben vielen Beiträgen, die die Vielfalt des Standorts Geisenheim präsentieren.
Viel Spaß beim Lesen!
Prof. Dr. Hans Reiner Schultz
Präsident
Liebe Leserinnen und Leser,
„Algorithmus ist vermutlich der wichtigste Begriff in unserer Welt. Das ist deshalb von großer Bedeutung, … weil das 21. Jahrhundert von Algorithmen beherrscht werden wird.“ So ist es in HOMO DEUS von Harari zu lesen. In diesem zum Nachdenken anregenden Sachbuch – der Untertitel lautet „Eine Geschichte von Morgen“ – werden die gewaltigen Herausforderungen der Zukunft beschrieben. Die auf Berechnungen basierende methodische Abfolge von Schritten ist grundsätzlich geeignet, Lösungsansätze zu finden. So sind schon das Addieren von zwei Zahlen und der daraus errechnete Mittelwert als Algorithmus zu betrachten. Aber auch eine komplexe Handlungsanweisung im Wein- oder Gartenbau oder die nicht mehr überschaubare Komplexität von Suchfunktionen in Suchmaschinen des Internets gehören dazu. Das Leitthema der diesjährigen INTERVITIS INTERFRUCTA HORTITECHNICA lautet Weinbau 4.0. Über „Chancen und Herausforderungen bei der Digitalisierung während des Produktionsprozesses und in der Vermarktung“ wird im November diskutiert werden. Die aktuellen Veränderungen – mit dem Schlagwort Weinbau 4.0 oder, auf den Gartenbau übertragen, Gartenbau 4.0 charakterisiert – stellen eine enorme Herausforderung für die Praxis dar. Diese Entwicklung wird, wie beispielsweise in der Medizin, Einzug in die Produktion und die Vermarktung von Sonderkulturen halten. Damit steht die Hochschule Geisenheim vor einer besonderen Herausforderung, denn der Prozess der Digitalisierung soll in der Lehre verankert werden. Sowohl personell als auch bezüglich der Ausstattung sind hierfür Ressourcen bereitzustellen. Das „Studium 4.0“ zu entwickeln und zu einem wichtigen Bestandteil der Lehre zu machen, wird ein Umdenken und eine Neuorientierung erfordern. Die Hochschule Geisenheim wird sich daher an dem gerade angelaufenen Vorhaben der „Digitalisierung an hessischen Hochschulen“ beteiligen. Wir werden unserem Anspruch, die Hochschule für Sonderkulturen in Deutschland zu sein, auch in diesem Bereich gerecht werden. Der Sprung, von e-Learning-Prozessen kommend über die Präsenzzeiten der Studierenden an der Hochschule nachzudenken, ist natürlich folgerichtig. Wir sehen insbesondere im Bereich der Masterausbildung und im Sektor Weiterbildung einen Schwerpunkt der Anwendung, die notwendigerweise über die in Datenbanken verfügbaren Vorlesungsskripte hinausgehen muss. Speziell im Bereich der Weiterbildung wird die Hochschule neue Formate entwickeln und anbieten. Eine innovative und zukunftsorientierte Ausbildung muss die rapiden Veränderungen in den verschiedenen Berufsfeldern aufgreifen und begleiten. Dies gilt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für die Bereiche der Ausbildung, die an der Hochschule Geisenheim angeboten werden. Um der Schnelllebigkeit dieser Veränderungen gerecht zu werden, sollen die Studiengänge „Gartenbau“, „Gartenbauwissenschaft“ sowie „Logistik und Management Frischprodukte“ vorzeitig reakkreditiert werden.
Prof. Dr. Otmar Löhnertz
Vizepräsident Lehre
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Alumni,
für mich war es lange Jahre eine Selbstverständlichkeit, dass Europa immer weiter zusammenwächst. Doch die jüngste Vergangenheit zeigt, dass die europäische Integration, dass Friede und Völkerverständigung keine Selbstverständlichkeit sind, sondern jeden Tag erarbeitet werden müssen. Auch wir als Geisenheimer Alumniverband und Hochschule müssen unseren Beitrag leisten. Ein 1993 angefertigter Semesterabschluss-Fassboden zeigt, dass unsere Hochschule sich seit nunmehr über 25 Jahren am ERASMUS-Austauschprogramm der Europäischen Union beteiligt. Regelmäßig besuchen Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Partneruniversitäten im europäischen Ausland. Diese internationalen Erfahrungen prägen mittlerweile eine ganze Generation von Alumni. Das ist gut so, muss aber gleichzeitig weiter ausgebaut werden. Sprache ist dabei der Schlüssel für eine erfolgreiche Verständigung. Daher hat der Präsident der Hochschule Geisenheim und Alumnus Prof. Dr. Hans Reiner Schultz die Zielvorgabe ausgerufen, unsere Kommunikation weitgehend zweisprachig auszulegen. Die neue Website der Hochschule belegt dieses ehrgeizige Vorhaben bereits eindrucksvoll. Mit der Unterzeichnung der „Charta der Vielfalt“ zeigt unsere Hochschule, dass sie Diversität in den Lehr- und Forschungsinhalten ebenso anstrebt, wie im sozialen Miteinander. In der Niederschrift heißt es: „Die Umsetzung der ‚Charta der Vielfalt‘ in unserer Organisation hat zum Ziel, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Alle sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität. Wir sind überzeugt: Gelebte Vielfalt und Wertschätzung dieser Vielfalt hat eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft in Deutschland, Europa und der Welt.“ In diesen Tagen versteht es wieder der Sport, insbesondere der Fußball als Massenphänomen, bei der Weltmeisterschaft in Russland Grenzen, Kulturen und Sprachen zu überbrücken und Menschen verschiedenster Nationen friedlich zu verbinden – trotz seines hohen Kommerzialisierungsgrades. Die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Winzer, die WEINELF, in der viele Geisenheimer Alumni ehrenamtlich aktiv sind, nahm in diesem Jahr an einer Europameisterschaft in Slowenien teil, die erstmals mit acht Nationen ausgespielt wurde. Mit der Gründung eines europäischen Verbandes versucht man auch dort, einen nachhaltigen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Gemeinsam mit dem motivierten Alumni-Vorstand erarbeiten wir derzeit in der Alumni-Geschäftsstelle neue Strukturen, um die Kommunikation unter allen Mitgliedern weiter zu verbessern und die Beziehung zur Hochschule lebenslang zu festigen. In Verbindung bleiben ist wichtig, denn in Geisenheim versuchen wir in der „grünen“ Forschung und Lehre, Antworten auf die wichtigen Fragen unserer Zeit zu finden. Astronaut Alexander Gerst, der vor zwei Jahren unsere Hochschule besuchte und nun wieder als Kommandant auf der Raumstation ISS ist, gab uns damals eine bemerkenswerte Botschaft mit auf den Weg: „Wenn man da oben auf der Raumstation schwebt und runterschaut auf den kleinen blauen Planeten, und wenn man dann sieht, wie viel Schwarz da herum ist, dann wirkt es grotesk, dass sich Menschen bekriegen oder Wälder abbrennen, die wir zum Überleben brauchen.“ Die Vielfalt der Leistungen und Bemühungen an der Hochschule und in ihrem Umfeld wird auch in dieser Ausgabe PlanG wieder sichtbar; daher nun viel Freunde beim Lesen.
Dipl.-Ing. Robert Lönarz
Präsident VEG-Geisenheim Alumni Association e.V.
Liebe Leserinnen und Leser,
heute halten Sie die erste Ausgabe unseres Hochschulmagazins PlanG im Jahr 2018 in der Hand. Auch diese Ausgabe bietet wieder einen umfassenden Einblick in unsere vielfältigen Aktivitäten in Lehre, Forschung und Wissenstransfer. So erwarten Sie Beiträge, die von unseren diversen Messebesuchen und -präsentationen, über den Verlauf der akademischen Abschlussfeier Mitte Februar 2018 bis hin zu neuen Forschungsprojekten, zum Beispiel rund um CO2-Kompensation oder Weintourismus, reichen. Wir hoffen, Ihnen damit ein lebendiges und anschauliches Bild rund um aktuelle Tätigkeiten und Aktionen auf unserem Campus vermitteln zu können! Fünf Jahre nach Hochschulgründung ging am 15. Januar 2018 auch unsere neue Homepage online. Mit viel Engagement, Herzblut und Eifer, und unter Mitwirkung vieler Kolleginnen und Kollegen, hat unsere Kommunikationsabteilung ein Webportal gebastelt, das unsere Hochschule ausgesprochen modern, ansprechend und sehr informativ präsentiert. Die klare Aufteilung im Hauptmenü nach Themen rund um Studium, Forschung und Hochschule sowie die eindeutige Zielgruppenansprache auf der Startseite („Ich bin… – Ich suche…“) erlaubt nicht nur Hochschulangehörigen und Studieninteressierten, sondern auch beispielsweise potenziellen Wirtschaftspartnern und Medienvertretern, rasch den passenden Ansprechpartner oder relevante Informationen zu finden. Im Zeitalter der Digitalisierung und der weiter zunehmenden Nutzung digitaler Medien durch Studierende und Studieninteressierte prägt ein zeitgemäßer Internetauftritt maßgeblich unsere Außendarstellung und erhöht damit die Attraktivität unserer Hochschule als Studien- und Wissenschaftsstandort! Zeitgleich mit dem Online-Gang unserer neuen Homepage startete auch das Forschungsinformationssystem (FIS) der Hochschule Geisenheim, eine webbasierte Datenbankanwendung, die unterschiedliche Informationen rund um die Forschung an unserer Hochschule zusammenführt. Durch Etablierung eines FIS wird es zukünftig nun erheblich einfacher werden, jegliche Art von Daten zu Forschung und Wissenstransfer in einer einheitlichen und standardisierten Form zu erfassen und darzustellen. Als Schnittmenge zwischen FIS und neuer Homepage fungiert auch das neue Forschungsportal, das weiterführende Informationen hinsichtlich Forschungsprojekten, Promotionen oder Publikationen bereitstellt. Noch sind nicht alle Einträge vollständig und das ein oder andere ist noch im Aufbau – ein Besuch der neuen Hochschul-Homepage und des Forschungsportals lohnt sich aber jetzt schon unbedingt! Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle der Kommunikationsabteilung und dem FIS-Team unter Leitung meines Amtsvorgängers Prof. Dr. Manfred Großmann für die ausgesprochen gelungene Umsetzung beider Projekte: Homepage und FIS, zwei Meilensteine in der Präsentation, Sichtbarkeit und Schärfung des Profils unserer jungen Hochschule! Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre dieser Ausgabe!
Prof. Dr. Annette Reineke
Vizepräsidentin Forschung
Liebe Leserinnen und Leser,
„Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen“, so die viel zitierten Worte von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der USA. Das Zitat hat keineswegs an Aktualität verloren, im Gegenteil: Bildung und Wissen gelten im Informationszeitalter als wichtigstes Kapital. Der Erwerb und die fortwährende Aktualisierung von Wissen sind für unsere Studierenden bedeutsam, die ihre Ressourcen in Form von Geld, Zeit und persönlichem Einsatz in ihre akademische Ausbildung investieren. In diesem Wintersemester haben mit 423 Studienanfängern mehr als je zuvor ein Studium an der Hochschule Geisenheim aufgenommen. Sie alle legen hier den Grundstein für ihre berufliche Karriere. Über den gesamten Berufslebenszyklus hinweg werden sie immer wieder neue Impulse erhalten, die sie dazu motivieren, ihr Wissen fortwährend zu erweitern und so – hoffentlich – mit der Hochschule Geisenheim verbunden zu bleiben. Doch auch die Hochschule ihrerseits muss mehr als bisher in ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung, Lehre und Verwaltung investieren; nicht zuletzt deshalb, weil Personalentwicklungskonzepte zur Erreichung der strategischen Ziele von hoher Relevanz sind. Für eine ganzheitliche und nachhaltige Personalentwicklung, die auch Querschnittsthemen wie Gesundheit, Diversity, Dual Carreers oder Familienfreundlichkeit umfasst, werden wir die erforderlichen Ressourcen und förderliche Rahmenbedingungen an der Hochschule kurzfristig erweitern. Bei der Personalentwicklung im Verwaltungsbereich geht es vorwiegend um die Gestaltung von Veränderungsprozessen: Relevant sind der Aufbau von Kompetenzen zur Bewältigung neuer Aufgaben, der Umgang mit gestiegener Komplexität und die Entwicklung eines neuen Selbstverständnisses im Hinblick auf die Übernahme von mehr Eigenverantwortung. Aktuell steht die Förderung englischer Sprach- sowie interkultureller Kompetenzen im Fokus der Aktivitäten. Wir als Präsidium sind aber auch gefordert, dem Bereich Lehre im Aufgabenspektrum von Professorinnen und Professoren – die ihre Reputation fast ausschließlich über die Forschung erwerben – adäquat Rechnung zu tragen. Der Wissenschaftsrat fordert in seinem 2017 erschienenen Positionspapier „Strategien für die Hochschullehre“ aus meiner Sicht zu recht, dass in einer Leistungsbeurteilung die Lehrleistung möglichst gleichrangig mit der Forschungsleistung betrachtet werden sollte. Vor diesem Hintergrund muss Personalentwicklung auch Handlungsfelder eröffnen, die dem Erwerb von Kompetenzen für eine nachhaltige Stärkung der Qualität der Lehre dienen. Die Hochschule ist gefragt, unterschiedliche Karrierewege und Qualifizierungsstrategien mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen in den Blick zu nehmen und dabei auch der in zunehmendem Maße interdisziplinären und internationalen Vernetzung von Forschung und Lehre Rechnung zu tragen. Sie wird deshalb für einen kontinuierlichen Ausbau an internen Weiterbildungsangeboten in diesem wie auch in anderen Bereichen sorgen. Dabei finden Führungsthemen genauso wie spezielle fachliche Qualifikationsangebote entsprechende Berücksichtigung – und von all dem profitieren wiederum unsere Studierenden. Nach diesem kleinen Einblick in die internen Entwicklungen am Campus Geisenheim möchte ich Ihr Interesse nun auf die vorliegende Ausgabe von PlanG lenken. Mit den vielfältigen Beiträgen rund um die Hochschule möchten wir wieder lebendige Ausschnitte dessen vermitteln, was hier am Standort passiert und was uns in den Bereichen Forschung, Lehre und Praxis bewegt.
Eine interessante Lektüre und eine frohe Vorweihnachtszeit wünscht Ihnen
Dipl.-Ing. Marion Waldeck, MBA
Kanzlerin
Liebe Leserinnen und Leser,
wer die letzten Ausgaben von PlanG verfolgt hat, dem wird aufgefallen sein, wie sich die Themenvielfalt am Standort Geisenheim entwickelt hat. Und diese Entwicklung zur Vor- stellung eines breiten Spektrums von allgemeinen Hoch- schulthemen, vielfältigen Informationen zu Lehre und Studi- um, innovativen Projekten aus Forschung und Entwicklung, aktuellen Inhalten der Weiterbildung, neuen Personalien und Wissenswertem rund um den Campus setzt sich in dieser Ausgabe fort.
Im fünften Jahr nach Hochschulgründung und großen An- strengungen, neue Studiengänge zu etablieren – etwa durch die Rekrutierung neuer Professorinnen und Professoren für die Studiengänge „Logistik und Management Frischprodukte“ oder „Lebensmittelsicherheit“ –, alte Studiengänge und das gesamte Studienumfeld attraktiver zu machen, zeigen sich verstärkt neue Ideen in Forschung und Entwicklung sowie den Netzwerken zu den Themen des Standorts Geisenheim. Als ein Beispiel sei der neue LOEWE-Forschungsschwerpunkt AROMAplus genannt, der in einem wettbewerblichen Verfah- ren für den Standort eingeworben wurde und mit 4,4 Millionen Euro dotiert ist. Ziel ist die Erarbeitung neuer Kenntnisse und Wege zur Gewinnung von Aroma- und funktionalen Inhalts- stoffen aus Reben und Obst durch Mikroorganismen wie Hefe und Pilze. Viele andere zukunftsweisende und praxisrelevan- te Forschungsprojekte werden ebenfalls in diesem Heft be- schrieben.
Auch nimmt der Bereich Internationalisierung in vielen Gebie- ten an Wichtigkeit und Umfang zu. Die Etablierung des Deutsch-Französischen Doktorandenkollegs mit der Universi- tät Bordeaux unter dem Dach der Deutsch-Französischen Hochschule – das erste Kolleg im Bereich der allgemeinen Agrarwissenschaften überhaupt, hier mit Schwerpunkt Wein – ist dafür ebenso Beispiel wie die Ausweitung von Forschungs- themen im Gartenbau auf Problemstellungen in Afrika.
Gleichzeitig versuchen alle Fachgebiete, die Kontakte in die Branchen, zu den Schulen und zur Region zu stärken und ihr „Wissen“ zur Verfügung zu stellen. Beispielhaft sei hier die Entwicklung von Lehrmaterial zum Ökosystem Weinberg für den Biologieunterricht an Gymnasien in Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der Universität Mainz genannt, der
2. Geisenheimer Fallstudientag in der Ökonomie, der selbst- erfahrbare Lehrpfad „Baukonstruktionen in der Landschafts- architektur“ oder das von Masterstudierenden entwickelte Konzept für die Freiflächen des St. Vincenzstift, einer Ein- richtung für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernbehinderung.
Kurz: Sie können sich auf vielfältige Beiträge in dieser Ausgabe freuen.
Prof. Dr. Hans R. Schultz
Präsident der Hochschule Geisenheim
DIE WELT VERÄNDERT SICH!
Liebe Alumni,
liebe Leserinnen und Leser,
„Entweder wir finden einen Weg, oder wir machen einen!”, sprach vor mehr als zweitausend Jahren Hannibal Barkas, ein karthagischer Stratege, der als einer der größten Feldherren der Antike gilt. Seine Erfolge gründeten auf seinem Vertrauen in die eigene Leistungsstärke und die seines Heeres, verbun- den mit strategischer Weitsicht, Zielstrebigkeit und dem Mut, neue Ideen auch gegen Widerstände durchzusetzen.
Altbekannte Wege zu begehen, ist sicherlich weitaus beque- mer als neue Wege „spuren“ zu müssen und Menschen zu überzeugen, diesen mit einem guten Gefühl zu folgen. Die VEG
– Geisenheim Alumni Association e. V. als 1894 gegründeter Alumni-Verband hat in den vergangenen 123 Jahren mit den verschiedenen Institutionen auf dem Campus immer wieder neue Wege in Geisenheim gestalten können. Viele Jahrzehnte lang war der Begriff „Geisenheimer“, der besonders uns Alum- ni mit sehr vielen Erinnerungen und Stolz erfüllt, auf der gan- zen Welt eine Qualitätsmarke; zumindest dort wo Reben und Obstbäume gepflanzt werden können. Geisenheimer Profes- soren, Absolventinnen und Absolventen waren in Zeiten, in denen Reisen noch größere Abenteuer waren, bereits global unterwegs und haben den hervorragenden Ruf der „Geisen- heimer“ begründet. In vielen Erzählungen älterer Alumni kann man dies eindrucksvoll erleben, wenn man ihnen zuhört. „Ein Geisenheimer im Betrieb und alle Probleme sind gelöst!“, klingt aus einer Erzählung noch in meinem Ohr nach.
Wir wollen, dass damit auch die Gegenwart einfach und deut- lich beschrieben werden kann. Doch das ist eine große Her- ausforderung: Die moderne Welt hat einen neuen Rhythmus aufgenommen, der sehr viel schneller, komplexer, aggressiver und unruhiger ist. Die immer noch sehr junge Hochschule Gei- senheim und auch wir als Alumni-Verband sind deshalb – ganz wie Hannibal – nachdrücklich gefordert, neue Wege zu finden. Wir müssen Antworten finden auf die Fragen unserer Zeit, die
täglich unberechenbarer erscheint. Wir müssen als zielstrebi- ge und bodenständige Menschen, als die wir „Geisenheimer“ uns verstehen, durch gute internationale Forschung und Lehre mit höchstmöglichem Praxisbezug daran arbeiten, die Zu- kunft für uns alle zu sichern. Der Anspruch, Antworten auf of- fene Fragen zu finden – sei in der nachhaltigen Landschafts- entwicklung, der Wahrung von biologischer Vielfalt und Ge- nuss, der Verbesserung von Ernährung und Getränken oder mit Blick auf sich wandelnde Klimaverhältnisse – ist für viele Studierende, Forscherinnen und Forscher eine große Motivati- on, nach Geisenheim kommen.
„Deine Zukunft in der Welt von Morgen“ ist ein Satz, der einen neuen Weg in Geisenheim beschreiben möchte. Die Hoch- schule Geisenheim ist ein besonderer Ort. Im neuen Imagefilm heißt es „Es gibt hier die unterschiedlichsten Menschen in ver- schiedensten Bereichen, aber alle interessieren sich für Natur, Wissenschaft, Technik und Genuss.“ Diese Darstellung be- schreibt eine einmalige Internationalität und Diversität, die die neue Geschichte Geisenheims schreiben kann. Wir als Alum- ni-Verband unterstützen diese Entwicklung gerne weiterhin in einer unabhängigen aber engen Hochschulbeziehung – mit großem Vertrauen in die eigene Stärke, die der Hochschule, ihrer Studierenden und Mitarbeitenden. Mit dieser und weite- ren Ausgaben PlanG bleiben wir alle in lebhafter Verbindung. Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß und Freude beim Lesen die- ser Ausgabe!
Robert Lönarz
Präsident VEG – Geisenheim Alumni Association e.V
Liebe Leserinnen und Leser,
Kompetenzen für einen erfolgreichen Berufsweg! Die berufliche Zukunft unserer Studierenden liegt uns sehr am Herzen! So ist der Hochschulalltag geprägt von Aktivitäten, die das Studium weiter optimieren und die Studierenden noch besser auf das „Danach“ vorbereiten sollen. Dazu gehört die Bildung einer Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Lehre, große Anstrengungen zur weiteren Internationalisierung der Hochschule sowie ein intensiver Austausch über die notwendigen Kompetenzen, die Absolventinnen und Absolventen in den einzelnen Studiengängen einerseits für einen erfolgreichen Berufsstart, andererseits für die bestmögliche Gestaltung des beruflichen Werdegangs in der näheren und ferneren Zukunft benötigen. Das alles erfordert eine fundierte, zukunftsorientierte Ausbildung mit einer breiten Basis an theoretischen und praktischen Kenntnissen, die unsere Absolventinnen und Absolventen in die Lage versetzen, den vielfältigen Herausforderungen, zum Beispiel den veränderten klimatischen Bedingungen in der Produktion, erfolgreich begegnen zu können. Anstatt statische „Kochrezepte“ zu vermitteln, ist es uns wichtig, eine seriöse akademische Ausbildung anzubieten, die mit vielen praktischen Anteilen gekoppelt ist, anhand derer integrierte Konzepte veranschaulicht werden können. „Praxistauglich“, berufsqualifizierende Ausbildung, Wissenschaft – das ist kein Widerspruch in Geisenheim! Diese Schlagworte bleiben die Leitlinien der Ausbildung in unseren Studiengängen. Sie stehen nicht im Gegensatz zu unserem Anspruch, eine theoretisch fundierte Ausbildung anzubieten, die es nämlich ebenso erlaubt, wenn dieser Wunsch besteht, in einem weiteren Studium, einem Masterstudium, die bereits erworbenen Kenntnisse wissenschaftlich zu vertiefen. Auf der einen Seite war und ist dieser Spagat zwischen Praxis und Wissenschaft die große Herausforderung in Geisenheim. Auf der anderen Seite repräsentiert dieser Spagat das besondere Geisenheimer Lehrprofil – davon profitieren unsere Studierenden in besonderem Maße. Individuelle Lehrverpflichtungen von über einhundert Kolleginnen und Kollegen setzen dieses Profil tagtäglich im Lehrbetrieb um. Durch eine Vielzahl von Lehraufträgen an Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis wird das Lehrangebot ergänzt. Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seit kurzer Zeit ausschließlich damit beschäftigt, die Zufriedenheit der Studierenden mit unserem Studienangebot zu beleuchten und belastbare Grundlagen für Weiterentwicklungen aufzuzeigen. Ergänzt werden diese Arbeiten durch eine Befragung der Branchen, um parallel eine entsprechende Außensicht auf unser Angebot zu erhalten. Die Synthese aus beidem liefert uns die Basis für Weiterbildungsangebote, Fortbildungen, besondere Zertifikate sowie spezielle Studiengänge im Bereich der branchenspezifischen Erwachsenenbildung. Aktuell kommt in Geisenheim jeder siebte Studierende nicht aus Deutschland. Ein enorm steigender Anteil an Geisenheimer Studierenden nutzt die Studienzeit für einen Auslandsaufenthalt. Hierfür bietet das Angebot an Austauschprogrammen im europäischen und außereuropäischen Ausland eine Vielzahl an Möglichkeiten, die auch finanziell unterstützt werden können. Daher wurde das Portfolio an Sprachenunterricht deutlich erweitert. Auch diese Aspekte steigern die Berufsaussichten und verbessern die beruflichen Kompetenzen unserer Absolventinnen und Absolventen. Das „Kontinuum Hochschule“ ist also geprägt von einer permanenten Anpassung des Lehrangebotes, einer ständigen Evaluierung durch die Studierenden, einem kontinuierlichen Qualitätsmanagement der bestehenden Curricula. Die Hochschule Geisenheim ist mit 1.500 Studierenden eine kleine Hochschule, die den familiären Charakter tagtäglich bewusst lebt. Auf dieser beschriebenen Basis – begleitet von umfangreichen Baumaßnahmen am Campus – werden wir auch zukünftig die Vermittlung vielfältiger Kompetenzen, die zu einem erfolgreichen Berufsstart führen und langfristigen beruflichen Erfolg sichern, zu unserer Herzensangelegenheit machen!
Prof. Dr. Otmar Löhnertz
Vizepräsident Lehre