Wochenendauszeit auf dem Weingut, Rundreisen durch die Anbaugebiete oder edle Dinner inmitten der Weinberge: Jüngere Weinbauländer wie die USA oder Australien bieten Touristen vielfältige Angebote, um für ihre Produkte zu werben. Auch in Deutschland widmen sich Winzer zunehmend diesem Nischenmarkt. Doch welche wirtschaftliche Bedeutung hat er für die Weinbauregionen? Welche Zielgruppen erreicht er und was sind seine Erfolgsfaktoren? Diese Fragen untersucht das Institut für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule Geisenheim in einem zweijährigen Forschungsprojekt. Das Deutsche Weininstitut (DWI) und die Gebietsweinwerbungen aller 13 deutschen Anbaugebiete unterstützen die Hochschule dabei.
Im Zuge der Studie befragen Studierende der Hochschule insgesamt mehr als 4.000 Touristen in allen deutschen Anbauregionen. Rund 500 Weingüter nehmen an einer Online-Umfrage teil. Ergänzend führen Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Studierende Einzelinterviews mit 200 Betrieben, die mehr oder weniger vom Tourismus profitieren. „Die Untersuchung ist in dieser Form einzigartig. Indem sowohl Produzenten als auch Konsumenten befragt werden, bilden wir die wesentlichen Teile der Wertschöpfungskette ab. Gerade die Best Practices zeigen: Mit innovativen Konzepten gelingt es, die Deutschen für den Weintourismus zu begeistern“, so Projektleiter Prof. Dr. Gergely Szolnoki, Professor für Marktforschung an der Hochschule Geisenheim.
Um die Datenbasis adäquat nutzen und den Betrieben der Branche belastbare Informationen zur Verfügung stellen zu können, hat die Hochschule im Rahmen des Projekts eine Promotionsstelle geschaffen. Doktorand Maximilian Tafel hatte zuvor in Geisenheim den Bachelor-Studiengang Internationale Weinwirtschaft und den Master-Studiengang Weinwirtschaft absolviert. Bereits in seiner Bachelor-Thesis hatte er den Weintourismus im Rheingau untersucht. „Das breite Interesse aller Beteiligten an dem Projekt zeigt, dass die Branche dem Thema eine große Bedeutung beimisst. Wir sind überzeugt, dass ganze Regionen auf Basis von Studien wie dieser langfristige strategische Entscheidungen treffen werden.“
Für Weintourismus bestehe durchaus Potenzial: Reisen im ländlichen Raum erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. Dabei rückten die Faktoren Natur, Gesundheit und Genuss zunehmend in den Vordergrund, so die Geisenheimer Wissenschaftler. Wein sei ein optimales Kommunikationsargument, das einer Region besonderen Charakter verleihe. Davon profitieren die Weinproduzenten, die durch den Direktverkauf höhere Preise erzielen. „Besonders für kleinere Betriebe ist dieser Vertriebsweg oft essenziell für den Unternehmenserfolg“, erläutert Tafel. „Die Winzer können durch das Erlebnis Weingutsbesuch eine persönliche Beziehung zum Kunden aufbauen und eine nachhaltige Erinnerung schaffen. Es geht darum, die Gäste zufriedenzustellen. Das ist der Schlüssel, das Wachstum dieses Nischenmarkts anzukurbeln.“
1. Geisenheimer Weintourismus Symposium
Tourismus- und Wein-Fachwelt treffen sich am 27. Februar 2018 an der Hochschule Geisenheim und diskutieren das Reisen zum Wein. Die Hochschule Geisenheim hat ein attraktives Vortragsprogramm mit Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Praxis erarbeitet. Nach Fachvorträgen am Vormittag stellen nachmittags ausgewählte Betriebe Best-Practice-Beispiele vor. Nutzen Sie die Gelegenheit, Ihr Wissen auf den neuesten Stand zu bringen und sich neue Impulse für die anstehende Saison zu holen!