Wie eine gelungene Kooperation aussieht, ist ab Frühjahr 2023 auf der Landesgartenschau in Fulda zu besichtigen. Dort bot sich für das „Fachzentrum Klimawandel und Anpassung“ des HLNUG (Hessisches Landesamt für Naturschutz und Geologie) die Möglichkeit, einen Schaugarten zur Bauwerksbegrünung zu realisieren, der urbane Anpassungsstrategien an die Folgen des Klimawandels zeigt. Als Kooperationspartner und Ideengeber erwies sich die Hochschule Geisenheim als idealer Partner. Denn hier vereint sich in Lehre und Forschung das Wissen über urbane Strategien zur Klimaanpassung, Bauwerksbegrünung und Pflanzenverwendung bis hin zur gestalterischen und baulichen Umsetzung.
Zu diesen Themen entwickelten Studierende aus den Bereichen Landschaftsarchitektur und Gartenbau, in einer interdisziplinären Summer School, Ideen für einen Schaugarten. Dabei wurden sie fachlich unterstützt durch die Dozentinnen Stephanie Braun-Fischer und Maren Stollberg aus dem Institut für urbanen Gartenbau und Pflanzenverwendung. Anfang August dieses Jahres startete der einwöchige Workshop im Online Format mit 15 Studierenden. In Arbeitsgruppen beschäftigten sie sich sowohl mit den freiraumplanerischen als auch mit den klimarelevanten Aspekten, die durch Gebäudebegrünung erreicht werden können. Auf dieser Grundlage wurden sehr unterschiedliche und innovative Konzepte erarbeitet, welche sich im Anschluss an die Summer School dem Urteil der Jury unterziehen mussten.
Neben dem eindeutigen Bezug zum Thema „Anpassung an den Klimawandel“ waren innovative Pflanz- und Besucherkonzepte sowie das Realisierungspotential ausschlaggebend. Das Preisgericht umfasste Vertreter des Fachzentrums Klimawandel und Anpassung des HLNUG, des Instituts für urbanen Gartenbau und Pflanzenverwendung der Hochschule Geisenheim sowie der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen.
Auf den ersten Platz wurde das Konzept „rankWERK“ der Studierenden Annika Jeschek und Aaron Werner gewählt, welches die Jury in allen Punkten überzeugte. Der Schaugarten bietet den Besucherinnen und Besuchern einen vielseitigen Rundgang durch die verschiedenen Arten der Bauwerksbegrünung. Ziel ist es, das Potential des Einsatzes von Pflanzen, ihre klimatische Kühlungsleistung und ihre besondere Ästhetik im Stadtraum zu visualisieren. Innerhalb der sogenannten „green bubbles“, die mit Kletterpflanzen berankt sind, wird die Verdunstungskühle, die durch die Begrünung entsteht, künstlerisch durch eine Tropfenhimmel-Installation aus Glastropfen visualisiert. Einen zusätzlichen Kühlungsseffekt bietet ein Sprühnebelring, der die Abkühlung auch über die Sinne erfahrbar macht. In den „green Walls“ werden Aspekte der wandgebundenen Fassadenbegrünung sowie der Dachbegrünung gezeigt. Ästhetische Pflanzenbilder, informative Konstruktionsdetails sowie integrierte grüne Aufenthaltsbereiche bieten dem Besucher eine spannende Vielfalt zu entdecken und erleben.
Der zweite Platz wurde doppelt belegt durch zwei Arbeiten deren individuellen Ideen die Jury als gleichwertig erachtete.
Warum nicht auch Wände mit Gemüse begrünen? Das fragten sich die die Studentinnen der Landschaftsarchitektur Lena Hörsch und Anke Otten gemeinsam mit dem Gartenbaustudenten Ruven Gierholz. Unter dem Thema „essenziell“ kreierten sie einen Schaugarten, der auch Nutzpflanzen in das Konzept mit einbezieht. Spannende Erlebniswände zeigen den Besucherinnen und Besuchern die vielfältigen Möglichkeiten der Begrünung aus Gemüsepflanzen und Kräutern sowie kletternden Pflanzen, wie Kiwi, Melonen oder Hopfen. Landwirtschaftliche Flächen verursachen einen hohen Flächenverbrauch und Monokulturen, die zu einem Verlust der Biodiversität führen. Die Idee des Schaugartens zielt kontrastierend dazu auf kleinräumigen regionalen und urbanen Anbau. Über Dachbegrünung findet ein zusätzlicher Beitrag zum Artenschutz statt, indem Insekten hier Nahrungs- und Lebensraum geboten wird.
Den Fluchtweg aus der überhitzten Stadt der Zukunft zeigen die Studentinnen Madelaine Gilles und Theresa Pickel in ihrem Schaugarten „Flucht ins Grün“. Über plakative Elemente und Installationen, wie den „Strahlenparcours“ aus roten Bändern, der die Überhitzung auf unbegrünten Fassaden symbolisiert, bietet sich ein Rundweg vom Eingang in der Stadtwüste über verschiede Aspekte der Bauwerksbegrünung und mündet in einer reichhaltig bepflanzten, kühlenden grünen Laube.
#Balkonien – dahinter verbirgt sich ein sehr nutzerbezogener Themengarten der drittplatzierten Studierenden Anna Schlimpen und Joshua Fehr. Er befasst sich mit der Frage, was jeder persönlich auch auf kleinem Rahmen machen kann, um ein Bauwerk zu begrünen. Die Summe der kleinen Maßnahmen im privaten Raum ergibt wieder ein Ganzes, das in der Summe einen Beitrag zur urbanen Begrünung und somit zur Klimaanpassung darstellt.
So viel Ideenreichtum und Kreativität wird von dem Kooperationspartner HLNUG honoriert. Die Erstplatzierten können sich über ein Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro freuen sowie auf die Realisierung ihrer Idee auf der Landesgartenschau in Fulda. Die beiden zweiten Plätze werden mit jeweils 500 Euro belohnt und der dritte Platz mit einem Preisgeld in Höhe von 250 Euro. Im Rahmen einer Preisverleihung wurden die vier Gruppen der Studierenden ausgezeichnet.