Ein Beitrag von Gartenbau-Alumnus Alwin Hopf
Hallo und „Welcome“ in Hermann, einer kleinen Stadt mit 2.400 Einwohnern im Bundesstaat Missouri! Mit nur einer Stunde Autofahrt von St. Louis – ein Zentrum für Agrar- und Biotechnologie in den USA und beispielsweise Hauptsitz von Monsanto – liegt Hermann im Herzen des Mittleren Westen, auch „American Heartland“ genannt. Wie sich am Namen erahnen lässt, ist Hermann keine gewöhnliche amerikanische Kleinstadt, sondern hat reichlich deutsch-amerikanische Kultur zu bieten. Nicht zuletzt ist „Herman the German“ auch ein – zumindest in den USA – geläufiger Spitzname für Armenius, einen Fürsten der Cherusker, der im 9. Jahrhundert in der Varusschlacht im Teutoburger Wald gegen die Römer siegte und eine wichtige Person im deutschen Gründungsmythos darstellt.
Abgesehen vom geschichtlichen Hintergrund hatten die deutschen Einwanderer in Missouri im 19. Jahrhundert auch reichlich Rebstöcke aus der Heimat im Gepäck. Mit guten Anbaubedingungen und viel freier Fläche entwickelte sich Hermann über die Zeit zum einem der damals größten Weinbaugebiete der USA – und der Welt! Außerdem stammen viele der Rebstöcke, welche den Weinbau in Südfrankreich in den 1860er Jahren vor der Phylloxera-Krankheit retteten, ursprünglich aus Hermann. Mit Beginn der Prohibition im Jahr 1919 fand diese Erfolgsgeschichte jedoch ein abruptes Ende und viele Winzer mussten ihre Weinkeller in Anbaukammern für Speisepilze umwandeln. Nach dem Ende der Prohibition übernahm Kalifornien die Weinbau-Führerschaft, aber die Gegend um Hermann blieb weiterhin sehr beliebt für Tourismus sowie Weinbau und ist durch seine Ähnlichkeit zur Deutschen Landschaft auch als „American Rhine Valley“ bekannt.
Mit so viel Geschichte muss Hermann wohl einen Besuch wert sein dachten wir! Wir, das sind drei Amerikaner, die als Hochschuladministrator, Lehrer oder Journalist in Deutschland waren, sowie drei Deutsche, die derzeit in den USA studieren oder gerade ihr Austauschjahr beenden. Im Rahmen des Fulbright Germany „On The Road“ Projektes fuhren wir eine Woche lang zusammen in einem Van von Milwaukee im Norden der USA bis nach Fayetteville, Arkansas – über 1.000 Meilen!
Entlang der Route veranstalteten wir mehrere öffentliche Events, um über deutsch-amerikanische Geschichte, Beziehungen und Austauschprogramme zu informieren. So präsentierten und diskutierten wir in Hermann zum Beispiel die Unterschiede in Weinbau, Agrarpolitik und Regionalität von Lebensmitteln in Deutschland und den USA. Natürlich gab es auch noch eine kleine Weinverkostung.
Weitere Höhepunkte im Verlauf der Roadtrip-Woche waren das Unterrichten in einer High-School, Besuche von Heimatvereinen sowie ein Nachmittag in der Militärbasis Fort Leonard Wood, wo einige deutsche Soldaten stationiert sind. Alles in allem war es eine unglaublich intensive und spannende Woche, in der wir sehr viel über deutsch-amerikanische Geschichte und Beziehungen in einem Teil der USA gelernt haben, den man leider gerne „übersieht“; schließlich hat die USA mehr zu bieten als nur Kalifornien und die Ostküste.
Soweit ein kleiner Einblick aus Hermann! Weitere Eindrücke von unserem Roadtrip gibt es auf Instagram und Facebook. Wenn ich gerade nicht durch den Mittleren Westen der USA „roadtrippe“, studiere ich übrigens an der University of Florida in Gainesville, Florida. Gefördert durch ein Fulbright-Stipendium absolviere ich seit August 2018 den Master Agricultural and Biological Engineering mit Schwerpunkt auf Pflanzenwachstumsmodellierung, Nachhaltige Ernährungssysteme und Digitale Landwirtschaft. Hast Du ebenfalls Interesse, in den USA zu studieren? Ein Fulbright Stipendium übernimmt Reisekosten, Versicherung und bis zu 35.600 US-Dollar für Studiengebühren und Lebenskosten – und bietet daneben ein spannendes Rahmenprogram mit Veranstaltungen innerhalb der ganzen USA. Für einen Studienbeginn im Herbst 2020 sind Bewerbungen noch bis zum 05. August 2019 möglich!