Strukturreiche Trockenstandorte sind durch Aufforstungen, Nutzungsintensivierungen sowie Aufgabe der Pflege in Mitteleuropa stark gefährdet. Heute sind nur noch wenige dieser einst prägenden Landschaftstypen kleinflächig vorhanden, zum Beispiel das Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim. „Die Relikte dieser Nutzungsformen, die durch Beweidung über Jahrhunderte geprägt wurden, besitzen eine besonders hohe Relevanz für den Naturschutz. Damit hat die Stadt Ingelheim eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Biotope“, so die Umweltdezernentin der Stadt Ingelheim, Dr. Christiane Döll.
Durch eine Beweidung werden Gehölze zurückgedrängt und eine kleinräumige Strukturvielfalt entsteht. Über Fell, Hufe und Verdauungstrakt wird die Verbreitung von Samen gefördert, ein „lebender Biotopverbund“ entsteht. „Durch die von den Referentinnen und Referenten vorgestellten Projekte ist deutlich geworden, dass eine richtig gesteuerte extensive Beweidung zu einer erheblichen Verbesserung des Zustandes und der Biodiversität von Trockenstandorten führt“, fasst der wissenschaftliche Leiter des KULT, Prof. Dr. Eckhard Jedicke, die Ergebnisse der Fachtagung zusammen.
Die Vorträge und Diskussion der Tagung zeigten auch die Herausforderungen auf: mangelnde Wirtschaftlichkeit, innerfachliche Konflikte, rechtliche Hürden und die immer geringer werdende Anzahl von Tierhaltern. Jedicke betont: „Um die jahrzehntelangen positiven Erfahrungen aus zahlreichen Weideprojekten nutzbringend in der Region einzubringen, wünsche ich mir eine ergebnisoffene Kommunikation aller Beteiligten.“ Das KULT wird das Thema Beweidung als einen zentralen Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft, insbesondere als eine Strategie gegen das Insektensterben, in den kommenden Monaten weiterverfolgen und Lösungen zu den in der Tagung aufgeworfenen Fragen und Herausforderungen erarbeiten.