Mit vielen Proteinen und einem hohen Ballaststoffgehalt kann Treber zu einer ausgewogenen Ernährung und mehr Wohlbefinden beitragen – „aber kaum ein Mensch weiß, was Treber überhaupt ist“, konstatiert der Geisenheimer Alumnus Maximilian Grimm. Das will er mit dem Jungunternehmen Good Crop ändern. Gemeinsam mit seinem Cousin Moritz Wiest und Julius Wenzel entwickelt und vermarktet er Smoothies auf Treberbasis. „Im Prinzip stellen wir aus Abfällen ein Getränk her“, erläutert er das „Upcycling“-Konzept. Denn Treber, das sind die bei der Bierherstellung anfallenden Rückstände des Braumalzes.
Grimms Getränk, das seit dem Herbst online und in ausgewählten Geschäften des Lebensmitteleinzelhandels erhältlich ist, besteht zu 35 Prozent aus Treber. Daneben sind ausschließlich Früchte aus biologischem Anbau im Getränk. „Wir verarbeiten nur heimische Früchte und keine Exoten mit langen Transportwegen“, betont der Geisenheimer. „Der Smoothie ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für die Umwelt, darauf legen wir großen Wert.“ Das Getränk, das ohne den Zusatz von Zucker auskommt, enthalte zudem etwa nur halb so viele Kalorien wie Saft. Zielgruppe sind deshalb neben Menschen, die sich bewusst ernähren wollen, beispielsweise auch Fitnessstudios.
Die Idee, Treber als Basis für ein Getränk zu nutzen, hatte Grimm bereits im Master-Studium der Getränketechnologie an der Hochschule Geisenheim. Gemeinsam mit seinem Kommilitonen Benedikt Meinung belegte er 2016 mit einer Limonade auf Treber-Basis Platz 3 bei der TROPHELIA, einem Wettbewerb für nachhaltige Lebensmittelinnovationen von Studierenden.
Dennoch war der Weg zum marktreifen Ballaststoff-Smoothie weit. Die jungen Unternehmer putzen auf der Suche nach einem Brauereipartner, der sie den Treber direkt vor Ort verarbeiten lässt, in der ganzen Nation Klinken. In einer großen süddeutschen Brauerei, „mitten im Sudhaus“, durften Grimm und seine Mitstreiter im Sommer dann schließlich ihre Anlage aufbauen. Tanks, Schläuche, Pumpen und Mühlen wurden über drei Wochen getestet, Druck, Temperatur und Mahlzyklen optimiert; drei Wochen, in denen Dipl.-Ing. (FH) Michael Ludwig vom Getränketechnologischen Zentrum der Hochschule und Dr. Claus-Dieter Patz vom Institut für Getränkeforschung den jungen Gründern „immer beratend zur Seite gestanden haben“.
„Es hat Spaß gemacht, dem Ziel jeden Tag einen Schritt näher zu kommen“, rekapituliert Grimm den Sommer. Nicht einmal die 35 bis 40 Grad Celsius und annähernd 100 Prozent Luftfeuchtigkeit im Sudhaus konnten die Stimmung trüben. Der beste Moment? „Als die 10.000 Flaschen endlich auf Paletten in den Laster gewandert sind!“
Die ersten Reaktionen der Kunden auf die Smoothies in den Geschmacksrichtungen Apfel-Rhabarber und Himbeer-Heidelbeer seien positiv, berichtet Grimm. Er weiß aber auch, dass es Start-ups in der Lebensmittelindustrie nicht leicht haben. Die Selbstständigkeit ist für den Winzersohn aus Geisenheim trotzdem reizvoll. Und er ist sich sicher, „der Treber ist ernährungsphysiologisch so wertvoll“, es gebe jede Menge weiterer Einsatzmöglichkeiten des Nebenprodukts in der Nahrungsmittelindustrie. Bevor er die auslotet, will er mit seinen Ballaststoff-Smoothies aber erst einmal dafür sorgen, dass Treber als Nahrungsmittel salonfähig wird.