Die Geisenheimer Forscherin Prof. Dr. Claudia Kammann nahm als „corresponding author“ bei der jährlichen Konferenz der American Society for Agronomy (ASA), der Crop Science Society of America (CSSA) sowie der Soil Science Society of America (SSSA) im Oktober 2017 stellvertretend für ihr Autorenteam den „Best Paper Award“ der renommierten internationalen Fachzeitschrift „Journal of Environmental Quality“ (JEQ) entgegen. Die Auszeichnung wurde dem Team von Chefherausgeber Edward Gregorich bei einer Feierstunde am Rande der Konferenz überreicht. Gregorich hob bei seiner Rede hervor, dass die Publikation, die 2012 in einem Sonderband in JEQ erschien, der Einschätzung der Jury zufolge elegant und besonders lesenswert sei. Seit dem Jahr 2012 wurde sie sehr häufig zitiert und hatte daher einen signifikanten Einfluss auf das JEQ.
Die ausgezeichnete Arbeit befasste sich mit der Entwicklung und Überprüfung von vier biologischen Testverfahren für neuartige Boden- und Substrat-Zuschlagstoffe, die im Deutschen meist mit dem wenig präzisen Begriff „Biokohle“ umschrieben werden. Für solche Bio-Karbonisate aus Biomasse gibt es verschiedenste Herstellungsverfahren, wie beispielsweise langsame und schnelle Pyrolyse bei Temperaturen bis 900 °C (meist 500 bis 600 °C), oder hydrothermale Karbonisierung im wässrigen Medium bei 200 bis 250 °C und 20 bis 25 bar Druck. Der Grundgedanke der Nutzung von Biokohlen ist es, die Fähigkeit dieser Substanzen zur CO2-Speicherung mit ökonomisch wie ökologisch positiven Anwendungsfeldern in der Landwirtschaft und der Hortikultur zu verbinden.
Als Kammann mit der Forschung auf diesem Gebiet begann, war kaum etwas über die Wirkung oder mögliche Risiken von Biokohlen bekannt. Gefördert durch ein Projekt des Hessischen Landesamts für Umwelt und Geologie (heute HLNUG), entwickelten die Autoren vier Testverfahren aus ISO-Normen und Vorschriften zur Kompostgüteprüfung und kontrollierten deren Reproduzierbarkeit zunächst an zwei grundverschiedenen Karbonisaten, Biochar aus Pyrolyse und HTC-Kohle aus hydrothermaler Karbonisierung. Während Biochar (deutsch: Pflanzenkohle) durchweg positive Effekte hatte – im Regenwurmfluchttest bevorzugen die Tiere sogar die Testgefäßseite mit der Pflanzenkohlezugabe – hatte die HTC-Kohle eine regelrecht biozide Wirkung: sie verhinderte die Keimung von Saatgut sogar dann, wenn das Saatgut nur den Ausdünstungen der HTC-Kohle ausgesetzt war und gar kein direkter Kontakt zwischen Kohle und Saatgut bestand. Klassische Schadstoffanalysen auf Schwermetalle oder polyaromatische Kondensate hatten zuvor keine Hinweise auf diese Probleme ergeben, erst die biologischen Testverfahren brachten das Risiko ans Licht. Kammann freute sich besonders darüber, dass mit dem Preis auch das große Engagement ihrer Masterstudentin Daniela Busch die verdiente Anerkennung fand.