Prof. Dr. Andreas Holzapfel, Professor für Logistikmanagement an der Hochschule Geisenheim, ist mit dem Wissenschaftspreis 2019 in der Kategorie „Kooperation“ ausgezeichnet worden. Der Preis der EHI Stiftung und GS1 Germany, der mit 20.000 Euro dotiert ist, gilt als renommiertester Preis in der Handelsforschung im deutschsprachigen Raum. Die Jury prämierte Prof. Holzapfels Forschungsprojekt zur Verbesserung der Bestandsqualität im Einzelhandel, welches er mit der dm-drogerie markt GmbH + Co. KG und dem dort als Bereichsleiter für das Logistikmanagement der Filialen tätigen Geisenheimer Lehrbeauftragten Dr. Michael Sternbeck sowie Prof. Dr. Heinrich Kuhn von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt durchführt.
Konkret widmeten sich die Projektpartner dem Thema Bestandsabweichungen. Automatisierte Bestellsysteme operieren in Zeiten des Omni-Channel-Handels – wenn ein Unternehmen seine Waren gleichzeitig in einem Ladengeschäft und online anbietet – mit den in den IT-Systemen der Händler hinterlegten Bestandsdaten. Derzeit existieren dabei noch viele Abweichungen, die beim Unternehmen im schlimmsten Fall zu Umsatzverlust führen können. Hier setzt das Forschungsprojekt mit Geisenheimer Beteiligung an: Auf Basis eigens entwickelter Algorithmen können die Wissenschaftler Mengenabweichungen zwischen Echtbeständen am Verkaufspunkt und den Beständen laut System identifizieren. Damit legen sie die Grundlage für eine gezielte Überprüfung der Filialbestände und die Identifikation von Fehlerquellen in den logistischen Prozessen. Sie ermöglichen zudem die Fehlerkorrektur in den Filial-Systemen und sorgen dafür, dass die Qualität der automatischen Nachbestellung steigt.
Das ausgezeichnete Projekt umfasst die bisher umfangreichste, auf Praxisdaten basierende Studie zur Bestandsgenauigkeit im Handel. Sie liefert differenzierte Ergebnisse für unterschiedliche Warengruppen. „Die von uns entwickelten Methoden geben auf Grundlage der System- und Umsatzdaten gezielt Hinweise, welche Produkte zu welchem Zeitpunkt abseits der regelmäßigen Inventur gesondert gezählt werden sollten. Die bisherigen Tests erweisen sich als vielversprechend und deuten darauf hin, dass mit geringem operativem Aufwand die Bestandsgenauigkeit in Einzelhandelsfilialen signifikant verbessert werden kann. Verbesserungsmaßnahmen können sehr viel zielgerichteter eingeleitet werden als bisher“, erläutert Prof. Holzapfel den Nutzen für die Praxis.
„Die diesjährigen Preisträger haben bewiesen, welch wichtige Impulse aus der Forschung kommen und wie diese die Innovationskraft der unternehmerischen Praxis befeuern“, betont daher auch EHI-Präsident Kurt Jox. Die 2013 vom EHI Retail Institute e. V. gegründete EHI Stiftung fördert den Austausch zwischen Wissenschaft und Handel und motiviert Hochschulen, über Handelsthemen zu forschen. GS1 Germany unterstützt Unternehmen aller Branchen dabei, moderne Kommunikations- und Prozess-Standards in der Praxis anzuwenden. Das Unternehmen ist unter anderem für das weltweit überschneidungsfreie GS1 Artikelnummernsystem zuständig – die Grundlage des Barcodes.