16.07.2011 – von Thorsten Stötzer, Wiesbadener Kurier:
http://www.wiesbadener-kurier.de/region/rheingau/geisenheim/10955178.htm
„FACHHOCHSCHULE Campus Geisenheim verabschiedet 155 Jung-Akademiker
Ein „Rettungsschirm“ sollen die Abschlüsse auf dem Campus Geisenheim sein, wünschte sich Hochschul-Präsident Detlev Reymann, selbst wenn der Begriff in der Finanzwelt momentan zwiespältige Gefühle erweckt. Nicht nur individuell sollen die 155 Absolventen profitieren. Volkswirtschaftlich und gesellschaftlich sollen die Abschlüsse einen „Rettungsschirm“ für das „Knowhow-Land“ Deutschland bilden.
Sowohl Bachelor- und Master- als auch Diplom-Urkunden erhielten die Jung-Akademiker gestern im Park der Forschungsanstalt. Zu deren Gründer Eduard von Lade stellte der heutige Direktor Hans-Reiner Schultz Bezüge her. „Hartnäckigkeit“ bezeichnete er als wesentlichen Charakterzug seines berühmten Vorgängers und erzählte, dass der sich einst vor der Institutsgründung mit Kronberg als möglichem konkurrierenden Standort abgeben musste.
Dieser Hinweis durfte jeder als Parallele zur aktuellen Diskussion um den gekündigten Staatsvertrag und den neuen Weinbau-Studiengang in Neustadt verstehen. Dass sich als Konsequenz in Geisenheim voraussichtlich die Strukturen ändern, machte Schultz mit der Anmerkung deutlich, dass „von außen keiner versteht, dass es so besteht, wie es besteht“. Auf welche Weise Lehre und Forschung zueinander finden könnten, wurde nicht näher erörtert.
Der Ausgang sei derzeit offen, sagte Robert Lönarz als Vorsitzender der Alumni-Organisation. Auch wenn zwei Konzepte im Raum stünden, sei er sicher, dass es eine übereinstimmende Entscheidung geben werde.
(…)
Er wäre froh, wenn eine Entscheidung getroffen würde, erklärte Dekan Otmar Löhnertz. Vor allem das Bauprogramm für den Campus dürfe nicht an Dynamik verlieren.
Angenehmere Aufgaben waren an diesem Tag die Übergabe des Karl-Bayer-Preises an Sabine Zublasing aus Italien und Andreas Hütwohl aus Deutschland. Beide erhalten jeweils 1000 Euro. Als Dozenten verabschiedet wurden Emil Rückert und Volker Behrens.
Schultz erinnerte noch in einer anderen Hinsicht an Eduard von Lade. Der betätigte sich nämlich auch als Hobby-Astronom – sogar elf Mondkrater seien nach ihm benannt. Dieser Hintergrund passte zum Gastredner des Tages: Ernst Messerschmid vom Institut für Raumfahrtsysteme der Uni Stuttgart hat 1985 sieben Tage im Weltraum verbracht. Er war der dritte Deutsche im All überhaupt. In Geisenheim, wohin ihn der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus-Peter Willsch vermittelt hatte, sprach er über den Weltraum als „Labor & Marktplatz“. Von von Lade habe er schon gehört, ihn aber nie mit Geisenheim in Verbindung gebracht, gestand der Professor und Wissenschafts-Astronaut.“