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„ABSCHLUSS-FEIER Redner forderten gesundes Selbstbewusstsein von 75 Geisenheimer Absolventen
(tst). Wer ein Studium erfolgreich hinter sich gebracht hat, darf zufrieden und zuversichtlich sein. „Sie brauchen sich nicht zu verstecken mit Ihren Abschlüssen“, rief Dekan Otmar Löhnertz den Geisenheimer Absolventen zu, bevor sie ihre Diplom-, Master- und Bachelor-Urkunden erhielten. Es solle sich keiner etwas einreden lassen über ein früher angeblich höheres Niveau. Gesundes Selbstvertrauen sollen insgesamt 75 junge Akademiker aus Geisenheim mitnehmen.
25 von ihnen haben das Studienfach Gartenbau gemeistert, 20 stammen aus der Landschaftsarchitektur, 17 aus Weinbau und Oenologie, zehn aus der Internationalen Weinwirtschaft und zwei aus der Getränketechnologie. Dazu kommt ein Abschluss in einem europäischen Master-Studiengang. Selbstbewusst soll auch der gesamte Campus in die Zukunft gehen. Netzwerk und die „Marke Geisenheimer“ waren wichtige Stichworte in den Reden. Dass der Stellenwert der akademischen Ausbildung von hoher Bedeutung sei, dokumentiere der neue Name „Hochschule Rhein-Main“, erklärte Löhnertz. Die Absolventen hatten ihr Studium noch unter dem Namen Fachhochschule begonnen. Hoffnung auf weitere Investitionen in Geisenheim prägte ebenso die Reden wie die Sorge um die finanzielle Ausstattung des laufenden Betriebs.
Hochschul-Präsident Detlev Reymann sah eine „absurde Situation“ entstehen. Angesichts einer steigenden Zahl Studienanfänger sei die „Intensität der Betreuung gefährdet“. Außerdem befasste sich Reymann intensiv mit dem Bologna-Prozess. Ihn ärgere, dass in Diskussionen der Eindruck erweckt werde, die Hochschulen hätten diese Reform „versaubeutelt“. Der Präsident rügte vielmehr die „völlig unsinnigen Rahmenvorgaben“ der Politiker, die „das Ganze jetzt öffentlich kritisieren“. Zugleich warnte er vor unangebrachter „Romantik“ bezüglich alter Abschlüsse. Auch in Geisenheim erwerben immer mehr Absolventen ein Bachelor- oder Master-Zeugnis. „Bologna bedeutet, dass das Studium aus Sicht der Studierenden betrachtet werden muss“, so Reymann. Das sei ein „unabdingbarer Perspektivwechsel“, wenngleich „nachjustiert“ werden müsse.
Nicht in neuem Licht erscheint dagegen die enge Verbindung zur Forschungsanstalt. Dass kaum einer den Unterschied bemerke, sei in Ordnung, sagte Hans-Reiner Schultz. Der Direktor der Forschungsanstalt berichtete, dass eine Evaluation ergeben habe, dass selbst in seinem Haus die Lehre als vorrangig angesehen werde. Den Campus bezeichnete er als „Klammer“ beider Einrichtungen. Der renommierte Standort garantiere, dass man „als Geisenheimer Selbstbewusstsein mit sich trägt“, beteuerte Robert Lönarz Präsident der Ehemaligen-Vereinigung.“