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Wohnmobile in den Weinbergen – Ergebnisse zweier Studien von Hochschule Geisenheim und CIVD liegen vor

© Woody T. Herner

Weintourismus hat viele spannende Facetten – und eine von ihnen hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen: Stellplätze für Reisemobil-Touristen. Dies belegen zwei aktuelle Studien der Hochschule Geisenheim und des Caravaning Industrie Verbands e. V..

Gäste mit attraktiven Angeboten zur Besichtigung des eigenen Weinguts zu locken, ist keine einfache Aufgabe für Winzerinnen und Winzer; insbesondere, wenn sie nicht die klassischen Weinliebhaber:innen ansprechen wollen. Einen zusätzlichen Weg, der eine neue Zielgruppen anspricht, haben Weingüter durch das Anbieten von Stellplätzen für Wohnmobiltouristen gefunden. Seit der Corona-19-Pandemie steigt die Anzahl der Weingüter rasant, die neben ihrem alltäglichen Geschäft auch diese Unterkunftsmöglichkeit anbieten.

Um die Situation des Reisemobil-Tourismus in Weinbauregionen zu analysieren, führte die Hochschule Geisenheim in Zusammenarbeit mit dem Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD) zwei Studien durch. An der ersten Studie, die sich auf die Anbieter konzentrierte, nahmen 600 Weingüter teil. Von den befragten Weingütern bieten insgesamt 23 Prozent Stellplätze an, die meisten davon einen bis drei Stellplätze. Interessant ist, dass sich unter den Anbietern deutlich mehr größere Weingüter mit einer Fläche von über 20 Hektar befinden.

Die Investitionen für einen Stellplatz variieren je nach Ausstattung und liegen zwischen 500 und 5.000 Euro. Fast die Hälfte der befragten Betriebe bieten erst seit 2020 oder später Stellplätze an. Mit Blick auf die Preisspanne zeigt sich, dass die meisten Weingüter eine Pauschale zwischen 4 und 35 Euro pro Stellplatz/Nacht verlangen. Als Vorteile wurden von den Stellplatzanbietern neben der Umsatzsteigerung unter anderem die Neukundengewinnung und die Erhöhung des Bekanntheitsgrades genannt, als Nachteil vor allem der höhere Zeitaufwand. Mehr als 40 Prozent der Weingüter, die momentan keinen Stellplatz haben, planen fest oder können sich vorstellen, in Zukunft Stellplätze anzubieten.

In der zweiten Studie wurden 800 Reisemobil-Touristinnen und -Touristen in allen 13 deutschen Weinanbaugebieten befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem Reisemobilisten aus Nordrhein-Westfalen (18 %), Baden-Württemberg (16 %), Hessen (12 %), Rheinland-Pfalz (11 %) und Bayern (9 %) Weinregionen besuchen. Insgesamt 17 % der befragten Reisemobilisten in deutschen Anbaugebieten kommen aus dem Ausland; Spitzenreiter unter den internationalen Gästen sind die Niederländer mit einem Anteil von fast 70 %.

Reisemobil-Touristinnen und -Touristen, die Weinanbaugebiete besuchen, zeichnen sich durch einen höheren Weinkonsum und höheres Involvement in Wein aus. Etwa drei Viertel der Befragten wussten, dass sie eine Weinregion besuchen, und für etwa 40 Prozent aller Gäste war Wein ein Entscheidungskriterium bei der Wahl der Destination. Auch das Wissen darum, dass Weingüter Stellplätze für Reisemobile anbieten, ist mit 64 % recht hoch und beinahe die Hälfte der Befragten könnte sich vorstellen, solche Stellplätze zu nutzen. Laut der Erhebung kaufen dreiviertel der Reisemobilisten während des Aufenthalts in einem Anbaugebiet Wein und jede:r Zweite bringt mindestens eine Flasche mit nach Hause.

Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des CIVD, betont dabei den Beitrag von Reisemobil-Tourismus zur Nachhaltigkeit in Weinregionen. Zum einen könne der CO2-Fußabdruck der Reise reduziert werden, wenn Reisemobil-Touristen mehrere Tage am Weingut verbringen. Zum anderen unterstütze der Reisemobil-Tourismus den Direktverkauf von Wein und trage wesentlich zur Erhaltung der Weinkultur bei. Darüber hinaus unterstütze er auch soziale Aspekte der Nachhaltigkeit, etwa beim bewusstem Umgang mit Alkohol unter dem Motto „Don't drink and drive“. 

Prof. Dr. Gergely Szolnoki, Professor für Marktforschung an der Hochschule Geisenheim und Projektleiter, betonte, dass „sowohl die Produzenten als auch die Touristen große Chancen in der Kombination von Wohnmobil und Weintourismus sehen. Allein die Tatsache, dass 600 Weinbaubetriebe den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben, obwohl viele von ihnen keinen Stellplatz anbieten, zeigt das große Interesse der Produzenten. Auf der anderen Seite sind Weinregionen attraktive Reiseziele für Reisemobil-Touristen und bieten somit ein enormes Besucherpotential. Viele Weingüter haben dies bereits erkannt, weitere werden in Zukunft folgen.“

Einen Auszug aus dem Vortag von Prof. Dr. Gergely Szolnoki zu den Studienergebnissen auf der 3. Stellplatztagung am 28. August 2023 in Düsseldorf finden Sie hier.

Kategorien: Wein- und Getränkewirtschaft, Professur für Marktforschung, Weintourismus, Nachrichten