Zum 25. Jubiläum der Geisenheimer Unternehmensanalyse hat das Institut für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule Geisenheim am 28. Januar 2019 eine Tagung mit 81 Teilnehmenden veranstaltet. Es waren mehr als 50 Weingüter und zusätzlich Branchenvertreter anwesend. Die Geisenheimer Unternehmensanalyse geht maßgeblich auf Dr. Dirk Haupt und Prof. Dr. Dieter Hoffmann zurück, die Ende der 1980er Jahre die Kostenanalyse auf Betriebsanalysen umstellten. Seit dem Wirtschaftsjahr 1992/93 lagen dann valide Daten der Betriebsanalyse vor, die jetzt eine weltweit einzigartige Zeitreihe von fast 25 Jahren darstellen. Das Projekt wird seit vielen Jahren vom Land Rheinland-Pfalz finanziell unterstützt.
In seinem Grußwort schaute Dr. Haupt vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz auf die Entwicklung des Projektes seit seiner Anfangszeit zurück. Die Wirtschaftlichkeit der Weingüter ist aus seiner Sicht heute noch bedeutender als vor einigen Jahren. Der ungebremste strukturelle Wandel der Branche erfordert, dass Weingüter weiterwachsen und die dafür notwendigen Investitionen wirtschaftlich nachhaltig stemmen können. Seit Beginn des Projektes sind 772 Betriebe analysiert worden, wovon einige von Anfang an treu dabei sind. Für die letzten Jahre liegen Vergleichsdaten zur Wirtschaftlichkeit von jährlich ungefähr 400 Betrieben vor. Neben dem individuellen Betriebsvergleich haben die Daten der Geisenheimer Unternehmensanalyse Zeit ihres Bestehens Antworten auf wichtige Fragen der Wirtschaftspolitik im Weinsektor geben können.
Passend zum Jubiläum der Geisenheimer Unternehmensanalyse stellte das derzeitige Team von Projektleiterin Larissa Strub, Iris Wewer, Brunhilde Schanowski, Prof. Dr. Andreas Kurth und Prof. Dr. Simone Loose die digitale Neukonzeption des Projektes vor. Nach Übertragung aller bestehenden Daten in eine Datenbank erhalten die Winzerinnen und Winzer jetzt eine vollkommen neu gestaltete graphische Auswertung bestehender und neuer Kennzahlen der Wirtschaftlichkeit ihres Betriebes in zeitlicher Entwicklung über die letzten fünf Wirtschaftsjahre (Details siehe auch Beitrag im Oenologen Ausgabe 2/19).
Die neue Auswertung soll den teilnehmenden Betrieben schnell und intuitiv einen Vergleich ihres Weinguts zum Durchschnitt aller und den erfolgreichsten Unternehmen ermöglichen. Damit kann das Weingut neben dem Trend der eigenen Entwicklung weitere Verbesserungspotentiale erkennen. Ein besonderer Fokus der neuen Auswertung liegt auf der Berücksichtigung eines angemessenen Familienlohns für die nicht angestellten Familienarbeitskräfte des Weinguts. Dieser wurde auf der Tagung von den Betrieben stark diskutiert und voll und ganz befürwortet. Betriebe sind nur dann zukunftsfähig und attraktiv für Nachfolger, wenn sie ein ausreichend hohes Einkommen abwerfen.
Die an der Tagung teilnehmenden Betriebe waren durchweg begeistert. „Kompliment für den sehr informativen und sehr interessanten Tag in Geisenheim!“ „Die Teilnahme und die weite Anfahrt bei Schnee und Regen haben sich für mich absolut gelohnt.“ Am Projekt interessierte Betriebe können sich bei Larissa Strub oder per E-Mail unter Unternehmensanalyse@hs-gm.de melden.
Simone Loose, Larissa Strub, Andreas Kurth