Rhenanen feiern in Rot-Gold-Grün / die moderne Studentenverbindung ist wichtiger Bestandteil des Campus

06.06.2011 – Wiesbadener Kurier, von Thorsten Stötzer

Traditionelle Rituale prägen den Festkommers der Geisenheimer Studentenverbindung Rhenania, die ihr 125. Stiftungsfest feiert. Foto: RMB/Margielsky

JUBILÄUM Studentenverbindung begeht 125. Stiftungsfest / Jung: Geisenheim wird nicht Fachbereich der Uni Gießen

Sogar die Strahler, die sonst Disco-Licht erzeugen, werfen an diesem Abend die Farben Rot, Gold und Grün an die Wand. Das sind die Farben der Geisenheimer Studentenverbindung Rhenania, die ihr 125. Stiftungsfest im Domzentrum feiert. Im Saal bietet sich ein buntes und archaisch anmutendes Bild. Zahlreiche, meist grüne, Samtkappen sind zu sehen, und dreifarbige Bände spannen sich über den Hemdbrüsten.

Traditionelle Rituale prägen den Festkommers. Die Abordnungen befreundeter Verbindungen tragen Fahnen und präsentieren beim Einmarsch zu Klaviermusik die Schläger genannten Hiebwaffen ohne Spitze. Zwischen Wimpeln und Fuchsschwänzen sind aber auch Piercings und lange Haare bei den Mitgliedern zu entdecken. Alle singen die Nationalhymne und Lieder wie „Gaudeamus Igitur“ und „O alte Burschenherrlichkeit“.

Sogar aus Berlin, dem Harz, Bayern sowie Österreich und der Schweiz sind Korporierte zum Stiftungsfest gereist. Walter Zimmer gibt ihnen als Präside des Alte-Herren-Verbandes der Rhenania einen Überblick über deren Geschichte seit der Gründung am 24. Juli 1886. Schwierig waren die Anfänge, denn „man durfte nicht so, wie man wollte“. Das führte zu Auflösungen der Verbindung, Jahren im Untergrund und Neugründungen.

Heute sind die Verhältnisse auf dem Campus in dieser Hinsicht entspannter. Dass die Studenten sich heute jedoch mit neuen Problemen plagen, verdeutlicht Christopher Seybold in seiner Rede, der als „Senior der Aktivitas“ auf einem Lederstuhl mit hoher Lehne beim Kommers präsidiert. „Zeitnot ist ein Problem der Studentenverbindungen“, stellt er zum Werben um Nachwuchs fest. Seybold streift den Bologna-Prozess, berichtet von bis zu acht Prüfungen in einer Woche und dem Griff zu Koffein-Tabletten bei manchem Gestressten. Bei allem fröhlichen Biertrinken – der Nachschub lässt manchmal auf sich warten – besitzt der Festkommers der Rhenanen auch eine politische Note, zumal Staatssekretär Ingmar Jung (CDU) aus dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst die Festrede hält. Die künftige Entwicklung am Campus Geisenheim ist sein Thema. Er moniert eine „pure Verweigerungshaltung aus Rheinland-Pfalz“ nach der Kündigung des Staatsvertrags vonseiten des Nachbarlandes. Nach der Landtagswahl dort habe es auch von der neuen Regierung keine seriöse Antwort gegeben. „Wir stellen uns dem Wettbewerb gerne als hessische Hochschule“, betont Jung.

„In Geisenheim gehören Forschung und Lehre unter ein Dach“, fährt er fort. In den nächsten Wochen werde eine Entscheidung über die Strukturen fallen. Der Staatssekretär schließt bereits aus, dass Geisenheim zum Fachbereich der Uni Gießen wird oder sich zum reinen Forschungsinstitut wandelt. Hinzu kommt: „Kostenlose Beratung für alle Weinbaugebiete Deutschlands wird es in Zukunft nicht mehr geben.“

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