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Wie kommt der Wein in die Blockchain? Branche diskutiert an der Hochschule Geisenheim

Michael P. Kramer (l.) mit Referent Mike Tango Bravo vom Weingut Costaflores Organic Winery in Mendoza, Argentinien © Michael P. Kramer

Im Jahr 2008 veröffentlichte eine Person oder eine Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Jakamoto das Whitepaper zum Bitcoin-Protokoll mit dem Ziel, die Grundlage für eine freie und unabhängige digitale Währung zu schaffen. Das Bitcoin-Protokoll arbeitet mit algorithmischem Vertrauen anstelle einer zentralen und koordinierenden Instanz. Bitcoin ermöglicht, dass Transaktionen zwischen Handelnden direkt, also Peer-to-Peer, durchgeführt werden. Bitcoin nutzt seine eigene Blockchain und dennoch findet sich interessanterweise der Begriff Blockchain nicht im Whitepaper; dieser Terminus wurde erst später geschaffen. Blockchain ist jedoch nicht nur die Basis für digitale Währungen, sondern auch eine Technologie für die fälschungssichere Dokumentation von Prozessen und Transaktionen.

Am 15. Juli 2022 fand das Forum „Blockchain in der Weinwirtschaft“ an der Hochschule Geisenheim statt. Veranstaltet wurde dieses Branchentreffen vom Bund Deutscher Oenologen e.V. (BDO) und der Hochschule Geisenheim. Das Ziel des ganztägigen Forums war, bestehende und praxisnahe Blockchain-Anwendungen vom Anbau bis zur Vermarktung sowie wissenschaftliche Forschungsergebnisse vorzustellen. Nach den Grußworten von Prof. Dr. Erik Schweickert, Präsident des BDO, und Prof. Dr. habil. Jon H. Hanf, Professor für International Marketing Management an der Hochschule Geisenheim, unterstrich Letzterer in seinem Referat die Bedeutung von Daten als elementare Ressource in der Weinindustrie, die Wettbewerbsvorteile schafft und gestaltet.

In der ersten Keynote des Tages zeigte Felix Hosse von der Blockchain Founders Group wichtige Perspektiven hinsichtlich des Energieeinsatzes von Blockchain-Technologie, dargestellt am Beispiel Bitcoin, auf. Angereist aus Mendoza Argentinien präsentierte Mike Tango Bravo, Gründer und Eigentümer von Costaflores Organic Winery und OpenVino, die Vorteile eines transparenten Ökosystems in der Weinwirtschaft. In einem weiteren Anwendungsbeispiel wurde die Tokenisierung von Wein mittels Non Fungible Token (NFT) dargestellt. Mit Blockchain-Anwendungsbeispielen aus der deutschen Weinindustrie, wie bspw. der Sicherung der Authentizität von Weinen mittels der vinID-Technologie, dem ersten WeinCoin vom Weingut Sanders und Sanders oder auch dem Videobeitrag zum aktuellen NFT des Weingutes Dreissigacker konnten die Teilnehmenden einen Eindruck der bestehenden Anwendungen gewinnen. Bereits gut in der Getränke-, konkret in der Kaffeeindustrie, positioniert ist FarmerConnect. Neben der digitalen Wallet farmerid zur Durchführung von Transaktionen beeindruckte auch connecthub, eine Applikation, die Transparenz über die gesamte Lieferkette darstellt. Neben den praktischen Anwendungen trugen auch wissenschaftliche Forschungsergebnisse, unter anderem von Dr. Nino Adamashvili von der University of Foggia, Italien, zum Erkenntnisgewinn bei.

So brachte das in hybrider Form durchgeführte Forum Unternehmen, Akteurinnen und Akteure aus der Weinwirtschaft sowie Innovatorinnen und Innovatoren und die Wissenschaft zusammen und diente als Networking-Event, bei dem sich die Gäste über Ideen, Konzepte und Anwendungen austauschen.

Möglicherweise können NFTs heute schon als Gateway zum Metaverse betrachtet werden und so wie die Einführung des World Wide Web Anfang der 90er Jahre ganz neuartige internetbasierte Geschäftsmodelle ermöglichte, so könnte die Einführung des Metaverse gegebenfalls die Entwicklung ganz neuartiger blockchain-basierter Geschäftsmodelle ermöglichen.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Michael Paul Kramer, Doktorand an der Professur für International Marketing Management.

Ein Beitrag von Michael Paul Kramer

Kategorien: FORSCHUNG, Wissenschaftlicher Nachwuchs, Wein- und Getränkewirtschaft, Nachrichten