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We are one?

Es fing schon mit Bud Spencer und Terence Hill in „Vier Fäuste gegen Rio“ aus den achtziger Jahren an. Die Hauptprotagonisten, allesamt Brasilianer, hatten spanische Namen. Die Aussprache der Orte, zumindest in der deutschen Synchronisation, erfolgte komplett in Spanisch. Dabei spricht man in Brasilien portugiesisch. Vor einigen Jahren dann kam „The Fast and the Furious 5“ in die Kinos, der wiederum in Rio de Janeiro spielte. Der Titelsong, welcher auch unabhängig vom Film ein großer Erfolg wurde, war hauptsächlich auf Spanisch aufgenommen, bis auf einen kleinen Part eines portugiesischen Kuduro-Rappers.

Welche Sprache spricht man nochmal in Brasilien?

Nun startet in wenigen Tagen die WM und es gibt einen offiziellen und einen inoffiziellen internationalen WM-Song. Beide sind von US-amerikanischen Produzenten und Studios entwickelt worden. „We are One“ heißt der offizielle Song, der auch bei der Eröffnungsfeier live gespielt werden soll. Rapper Pitbull, Jennifer Lopez und Claudia Leitte, die in Brasilien ein Superstar ist, singen zusammen. Zum Großteil auf Englisch, ein wenig auf Spanisch und dann ganz zum Schluss darf Claudia Leitte noch zwei Zeilen auf Portugiesisch beisteuern. Gedreht wurde in Florida!

Shakira, die die zweite WM-Hymne singt, will wohl an ihren Erfolg bei der letzten WM anknüpfen und hat in Werbepartnerschaft mit Danone einen Song kreiert, welcher stark an Waka-Waka erinnert. Dass Danone mit von der Partie ist und sogar das World Food Programme unterstützt, ist angesichts der weltweiten, unter anderem in Bolivien und auch in Brasilien stattfindenden Privatisierungen von Trinkwasserquellen durch den französischen Konzern einfach nur blanker Hohn und gehört boykottiert.

Warum werden zu den Fußballweltmeisterschaften US-amerikanische Künstler engagiert? Fußball hat in den USA ungefähr den Stellenwert wie American Football bei uns, um es mal ein bisschen zuzuspitzen. Warum werden nicht ausnahmslos heimische Künstler, zumindest als Hauptacts, ausgesucht? Internationale Unterstützung ist sicher wünschens- und lobenswert, doch untergräbt sie in diesem Fall die kulturelle als auch sportliche Identität des Gastgeberlandes.

Hier vor Ort sind beide Songs übrigens nicht sehr populär und werden als I-Tüpfelchen der Arroganz der Fifa zur gesamten WM-Organisation aufgefasst.

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