Im Rahmen der Akademischen Abschlussfeier am 15. Juli 2016 im historischen Park der Hochschule Geisenheim wurde den beiden Absolventen Johannes Kolonko und Peter Mößner der mit jeweils 1.000 Euro dotierte Karl-Bayer-Preis verliehen. Mit diesem Preis wird die bestbewertete Abschlussarbeit im Rahmen des deutsch-italienischen Doppel-Bachelorabkommens der Hochschule Geisenheim mit den drei Partnerinstitutionen – den Universitäten Trient und Udine sowie des Agrarinstitutes San Michele all´Adige – prämiert. Die Auszeichnung wurde nach dem langjährigen Dekan des damaligen Fachbereiches, Professor Karl Bayer benannt, welcher diese auch in diesem Jahr höchstpersönlich überreichte.
Johannes Kolonko, dessen Arbeit während der Veranstaltung von Frau Prof. Dr. Annette Reineke, Institutsleiterin Phytomedizin, vorgestellt wurde, hat sich in seiner Bachelor-Thesis mit der Wirkung von homöopathischen Präparaten auf das Wirtwahlverhalten des Gefurchten Dickmaulrüsslers (Otiorhynchus sulcatus) an Weinreben befasst. Hierzu wurden Topfreben mit verschiedenen Präparaten behandelt und erwachsenen Käfern als Wirtspflanze angeboten. Die Käfer hatten dabei die Wahl, sich zwischen behandelten und unbehandelten Pflanzen zu entscheiden. Insgesamt wurde das Verhalten von 266 Käfern untersucht, wobei sich zeigte, dass eines der fünf untersuchten Präparate eine signifikant repellente Wirkung gegenüber den Käfern aufwies. Ein weiterer Test wurde mit den bodenlebenden Larvenstadien dieses Käfers durchgeführt, wobei die Larven ebenfalls die Wahl zwischen Wurzeln behandelter und nicht behandelter Pflanzen hatten. Auch hier zeigte sich z.T. eine Repellenz behandelter Wurzeln, da die Larven sich signifikant stärker in Richtung der unbehandelten Wurzeln bewegten. Da die Wirkungsweise von homöopathischen Stoffen im Pflanzenschutz bis jetzt weitestgehend unbekannt ist und nur wenige Untersuchungen vorliegen, die sich wissenschaftlich mit möglichen Reaktionswegen befassen, leistet diese Bachelor-Thesis hier einen wichtigen Beitrag.
Peter Mößner befasste sich in seiner Arbeit mit den Auswirkungen der integrierten, der biologisch-organischen und der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise auf die Laubwandstruktur und die wertgebenden Inhaltsstoffe der Traube. Die Untersuchung fand in einem etablierten Geisenheimer Weinberg mit der Rebsorte Riesling statt. Die in einer Ertragsschätzung ermittelten Werte zeigten einen geringeren Ertrag in den biologisch-dynamisch und biologisch-organisch bewirtschafteten Flächen. Die durch „Point Quadrat“ und „Erweiterte Point Quadrat Analyse“ ermittelten Werte bestätigten dies durch eine signifikant geringere Anzahl von Trauben, die eine signifikant höhere Anzahl von Beschattungsebenen in der Traubenzone zur Folge hatten. Die biologisch bewirtschafteten Varianten unterscheiden sich signifikant von der integriert bewirtschafteten Variante im hefeverwertbaren Stickstoffgehalt, °Oechsle und den pH-Werten, die im Verlauf der Reifezeit in den biologischen Varianten jeweils höher lagen. Im Gesamtgehalt von Phenolen konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Die in der Vegetationsperiode 2012 ermittelten Ertragsunterschiede in den biologisch bewirtschafteten Varianten konnten zum einen auf die geringere Wüchsigkeit sowie geringen Befall (5 % Ertragsverlust) durch Plasmopara viticola (Falscher Mehltau) zurückgeführt werden. Herr Prof. Dr. Randolf Kauer vom Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau, der zusammen mit Prof. Dr. Enrico Peterlunger die Arbeit betreute, stellte die Bachelor-Thesis des Absolventen vor und betonte, dass sich dieser die glatte 1 verdient habe.