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Tausendundeine Produktkennzeichnung: Geisenheimer Wissenschaftlerinnen informieren über Lebensmittellabel

In Zusammenarbeit mit dem Fair-Handelsunternehmen El Puente brachten Julia Brunck, M.Sc., und Dr. Mira Lehberger vom Institut für Frischproduktlogistik bei einem Online-Vortrag Licht in den Label-Dschungel. Die Veranstaltung, zu der sich gut 60 Studierende, Mitarbeitende und externe Interessierte zuschalteten, bildete den Auftakt einer neuen Geisenheimer Veranstaltungsreihe rund um Nachhaltigkeit und Fairen Handel.

Nachhaltigkeit ist im Trend, Bio-Lebensmittel zu kaufen gehört schon fast zum guten Ton und fairer Handel ist – selbstverständlich! – erstrebenswert. Doch wissen wir eigentlich, was hinter diesen Begrifflichkeiten und Konzepten steckt? Immerhin: Bei einer Umfrage 2019 hielten nur 43 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher das offizielle EU-Bio-Siegel für glaubwürdig.

Anlass genug für die Hochschule Geisenheim, mit Unterstützung des Handelsunternehmens El Puente am Dienstag, 23. Februar 2021, in der öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Durch den Label-Dschungel“ Licht ins Dunkle zu bringen. Der Austausch bildet den Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe an der Hochschule Geisenheim, die im Zuge des Zertifizierungsprozesses der Einrichtung als „Fairtrade-University“ entstanden ist. Ziel sei es, durch Information und Vernetzung einer möglichst breiten Zielgruppe das Bewusstsein für die regionale wie globale Bedeutung von Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz und Fairer Handel zu stärken, erläuterte Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz in seiner Einführung.

Fast 60 Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten bei der Reise durch das Labyrinth der Produktkennzeichnungen, die Dr. Mira Lehberger und Julia Brunck, M.Sc., vom Institut für Frischproduktlogistik der Hochschule Geisenheim leiteten, Aha-Momente im Minutentakt: Schätzungsweise 1.000 Label und Siegel gibt es auf dem Lebensmittelmarkt in Deutschland derzeit. Ein Label kann – im Prinzip – jeder und jede entwickeln. Gerade der Lebensmitteleinzelhandel hat in jüngerer Vergangenheit zusätzliche Logos und Kennzeichnungen auf Bio-Lebensmittels eingesetzt. Die allerdings versprechen nur genau das, was auch das EU-Siegel und das offizielle deutsche Bio-Label als Standard vorgeben. Immerhin auf eines können sich Verbraucherinnen und Verbraucher verlassen: Wo „Bio“, „biologisch“ oder „ökologisch erzeugt“ draufsteht, muss auch Bio drin sein!

Weniger klar geregelt ist dagegen der Begriff „fair“. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist es deshalb wichtig, die einzelnen Siegel näher unter die Lupe zu nehmen: Gibt es transparente und überprüfbare Kriterien, deren Einhaltung regelmäßig kontrolliert werden? Mindestens 50 Prozent der Rohstoffe von Produkten im fairen Fachhandel sollten wirklich fair gehandelt sein, so der Geschäftsführer der El Puente GmbH Martin Moritz. Sein 1972 gegründetes Unternehmen strebt einen Anteil von 70 bis 100 Prozent an.

Dabei gelte es, Fairness weit über rein monetäre Aspekte hinaus zu garantieren, erläuterte seine Kollegin Anna Ritgen. Die zehn Grundsätze des fairen Handels umfassten unter anderem auch Aspekte wie Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern oder Angehörigen verschiedener gesellschaftlicher Schichten, ebenso den fairen, also nachhaltigen Umgang mit Umwelt und Ressourcen, Transparenz, sichere Produktionsbedingungen sowie eine klare Haltung gegen Zwangs- oder ausbeuterische Kinderarbeit.

Für ihren Prozess der Zertifizierung als „Fairtrade-University“ rät Moritz der Hochschule Geisenheim, bei der Beschaffung wann immer möglich auf fair gehandelte Produkte zu setzen. Dies sei für die Produzierenden der nachhaltigste Mehrwert. Ebenso solle die Hochschule ihren Ansatz, sich auf den verschiedenen Ebenen der Hochschule, aber auch in den verschiedenen Forschungs- und Studienbereichen kontrovers und intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, weiterverfolgen.

Kategorien: Nachhaltigkeitsbüro, Frischproduktlogistik, Nachrichten

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