Ungefähr zwei Drittel der Menschen zwischen 16 und 29 Jahren trinken gar keinen Wein. In der Gruppe der 30 bis 40-jährigen liegt der Anteil von Nicht-Weintrinkern nur noch bei 40 Prozent und in der Altersgruppe über 50 Jahren lediglich bei gut einem Drittel. Beim Bierkonsum lässt sich hingegen feststellen, dass die Altersgruppen bzgl. der Konsumhäufigkeit keine großen Unterschiede aufweisen. Man darf hier aber nicht den Fehler machen und denken, früher sei es anders gewesen. Wein ist ein Kulturgetränk, ein gehobenes Genussmittel, das gewisse Erfahrung seitens der Konsumenten voraussetzt. In die spezielle Kategorie „Wein“ muss man hineinwachsen und das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Gerade in Regionen, wo Weintradition nicht besonders ausgeprägt ist, werden eher andere alkoholische Getränke präferiert.
Die markanten Unterschiede zwischen den Alterskohorten sieht man sofort. Das Alter beeinflusst signifikant die Präferenz des Weinkonsums. Jüngere Konsumenten trinken beispielweise mehr Weiß- und Roséwein, entsprechend ist der Rotweinanteil verglichen mit den anderen Altersgruppen geringer. Rotweine zu verstehen und zu genießen fällt allein schon wegen der Gerbstoffe schwerer, außerdem ist der durchschnittliche Preis höher. Rosé dagegen ist günstiger und verfügt über eine ansprechende jugendliche Farbe und Aromatik. Auch Weißweine, die sich durch eine Stilistik von Frische und Aromen tropischer Früchte auszeichnen, sind unter Jugendlichen beliebt. Die Präferenz für Riesling ist hingegen niedriger als in den älteren Segmenten, was wahrscheinlich mit dessen markanter Säure zu tun hat. Außerdem wirkt diese Rebsorte auf junge Menschen etwas traditioneller. Jüngere Konsumenten trinken außerdem signifikant mehr liebliche Weine. Das Alter zwischen 16 und 29 Jahren kann als Kennenlernphase von alkoholischen Getränken bezeichnet werden. Hier spielen Alkoholika mit höherem Zuckergehalt eine deutliche wichtigere Rolle, da Süße zu angeborenen Geschmackspräferenzen gehört. Darüber hinaus beeinflusst das Alter die Herkunftspräferenz: Mit steigendem Alter wird mehr Wein aus Deutschland getrunken, während der Anteil von Importweinen bei den jüngeren Generationen signifikant höher liegt. Für die Theorie zum „Hinwachsen in die Welt des Weins“ im jüngeren Alter spricht auch das mit dem steigenden Alter verbundene höhere Interesse für und Wissen über Wein. Aufgrund des niedrigeren Durchschnitteinkommens jüngerer Menschen ist es nicht überraschend, dass diese Konsumenten ihren Wein vor allem in Discountern und sonstigen LEHs einkaufen. Hier finden sie Weine, die mit niedrigerem Preisrisiko verbunden sind. Die Nutzung von Weinfachgeschäften und der Einkauf direkt beim Winzer sind unter jungen Konsumenten noch relativ selten.
Um tiefere Einblicke in die Konsummotive der jüngeren Generation zu gewinnen wird im Sommersemester 2020 im Rahmen der Lehrveranstaltung „Projekt Marktforschung“ gemeinsam mit dem Deutschen Weininstitut und dem Fachmagazin „Weinwirtschaft“ ein Projekt zum „Konsumverhalten von jungen Erwachsenen bei alkoholischen Getränken“ durchgeführt. Die Erkenntnisse der Studie sollen dabei helfen das Verhalten der jüngeren Konsumenten und die Position von Wein unter den alkoholischen Getränken besser zu verstehen.
Ein Bericht von Prof. Dr. Gergely Szolnoki, Institut für Wein- und Getränkewirtschaft