Wir verlieren einen Kollegen der den deutschen und internationalen Obstbau nachhaltig beeinflusste und prägte, der als Dozent mit seiner mitreißenden und humorvollen Art viele Generationen von Studierenden für den Obstbau begeisterte und zukünftige Führungspersönlichkeiten in diesem Feld formte.
Prof. Jacob wurde 1940 in Leipzig geboren. Von 1946-1954 besuchte er die Grundschule in Leipzig. Von 1954-1957 absolvierte er eine Gärtnerlehre im Fach Baumschule in Leipzig-Markkleeberg. Danach schloß sich der Besuch der Oberschule in Leipzig von 1957-1958 an. Im gleichen Jahr flüchtete er in die Bundesrepublik.
Von 1959-1960 vervollständigte er seine Kenntnisse weiter in einem Baumschulbetrieb in Schweden. 1960 schrieb er sich an der damaligen Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt Geisenheim zum Gartenbaustudium ein und machte 1963 den Abschluß als Gartenbauingenieur mit dem Hochschulreifevermerk.
Von 1963 - 1967 folgte ein Studium an der Technischen Hochschule Hannover an der Fakultät für Gartenbau und Landeskultur, das er als Diplomagraringenieur mit der Vertiefungsrichtung Pflanzenbau und Phytopathologie abschloss. Während des Studiums absolvierte er zusätzlich ein Praktikum in Michigan, USA.
Nahezu konsequent folgte die Promotionstätigkeit am Institut für Phytopathologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) von 1967-1970 mit dem Thema "Untersuchungen zur Thermotherapie von Steinobstvirosen".
Von 1970-1972 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent und Dozent am Institut für Obstbau der JLU.
1978 übernahm Prof. Jacob die Leitung des Instituts für Obstbau an der Forschungsanstalt Geisenheim.
Bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 2005 entfaltete Prof. Jacob eine viel beachtete wissenschaftliche Tätigkeit. Seine Leitlinie war sich mit allen anbaurelevanten Obstarten zu befassen, wobei die Produktionstechniken, Ausschaltung von Anbaurisiken, die Auswahl regional angepaßter Sorten und Unterlagen für die unterschiedlichsten Ansprüche sowie die Selektion und Züchtung robuster und leistungsfähiger Pflanzen im Zentrum der Arbeiten standen. Als besonders wichtige Aufgabe sah er die Ausbildung und Lehre im damaligen Fachbereich Gartenbau an. Hierzu zählte auch der Wissenstransfer in den praktischen Obstbau. Er war wesentlich beteiligt als die Forschungsanstalt die "Tage der offenen Tür" einführte. Sein Fachgebiet entwickelte sich dabei zu einem wahren Mekka für Praktiker des Obstbaus und obstbaubeflissener Hobbygärtner, die von ihm durch die Versuchsanlagen geführt werden wollten, um die neuesten Erkenntnisse über Anbau und Sorten zu erhalten. Mit seinem unermüdlichen Einsatz verschaffte er der Kleingartenbewegung besonders im Südwestdeutschen Raum einen ungeahnten Aufschwung. Dabei konnte er mit seiner unvergleichlichen Art und Ausstrahlung Menschen, gleichgültig ob jung oder alt, für eine Sache begeistern.
Eine andere, eher unbekannte Seite, war der beharrlich arbeitende und stille Züchter, der ohne großes Aufheben seit 1979 drei erfolgreiche Pflaumen/Zwetschgensorten, je eine Sauerkirsch-, Birnen- und Quittensorte dem heimischen Obstbau zur Verfügung stellte. Hinzu kamen die Zwergwuchs-induzierenden Unterlagssorten Pyrodwarf für Birnen und Pumiselekt für Pfirsiche/Nektarinen, die mittlerweile auch internationale Anerkennung erfuhren. Hier fühlte sich Prof. Jacob in der Tradition der früheren Geisenheimer Obstzüchtung verpflichtet, deren Sorten noch heute im praktischen Obstbau und Hausgarten präsent sind.
Prof. Jacob zeichnete sich vor allem auch durch sein Engagement in Ausbildung und Lehre aus. So übernahm er das Amt des Dekans im damaligen Fachbereich Gartenbau und Landespflege der Fachhochschule Wiesbaden (Standort Geisenheim) und von1989-1997 war er Präsident der Vereinigung Ehemaliger Geisenheimer. Letzteres zeigt, dass ihm Geisenheim und das Netzwerk der Ehemaligen sehr wichtig war, dient es doch der beruflichen Weiterbildung und der Festigung der Verbindung zur Ausbildungsstätte. Zusätzlich übernahm er von 1990-2001 das Amt des stellvertretenden Direktors der Forschungsanstalt.
Auch im internationalem Bereich hinterließ Prof. Jacob Spuren. Seine Expertise als Obstbaufachmann führte ihn nach Südamerika, wo er vor allem in Brasilien und Argentinien tätig war. Indien und China waren genauso an seinem Wissen interessiert und es versetzte ihn immer mit einem großen Glücksgefühl, wenn in diesen Ländern neuestes Wissen und Techniken direkt an die Praxis vermittelt und umgesetzt werden konnte.
Mit Prof. Helmut Jacob verlieren wir einen hoch engagierten Kollegen, der dem deutschen Obstbau wichtige Impulse gegeben hat und der vielen Studierenden eine solide Basis für ihren zukünftigen Beruf vermittelte.
Wir werden seinen wertvollen Rat und seine herzliche, humorvolle und lebensbejahende Persönlichkeit vermissen und die Angehörigen der Hochschule Geisenheim und ihre ehemaligen Studierenden werden ihm ein ehrendes Andenken erweisen.
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.
Prof. Dr. Hans Reiner Schultz Prof. Dr. Klaus Schaller
- Präsident- - Direktor der Forschungsanstalt Geisenheim a.D. -