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Pflanze und Architektur

Erfolgreiches 16. Symposium „Pflanzenverwendung in der Stadt“ an der Hochschule Geisenheim

Die Potenziale und Herausforderungen von Stadtbegrünung standen im Fokus des 16. Symposiums „Pflanzenverwendung in der Stadt“ am 26. und 27. September 2018 an der Hochschule Geisenheim. Über 150 Expertinnen und Experten aus ganz Europa diskutierten ihre Erfahrungen in der Planung, Etablierung und Pflege nachhaltig begrünter Gebäude und Retentionssysteme. Ein Thema, das die Hochschule Geisenheim nicht nur in Forschung und Lehre beschäftigt, wie Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz bei seiner Begrüßung betonte. Auch bei der baulichen Campusentwicklung spiele die Gebäudebegrünung eine große Rolle. Mit den Fachleuten des Forums war er dabei ganz auf einer Linie: Pflanzenverwendung in der Stadt, das funktioniere nur, wenn das Grün auch von den Architekten von Anfang an mit in den Bau eingeplant würde, so der Konsens.

Hochkarätige Referentinnen und Referenten, darunter Dr. Piet Oudolf und Prof. Dr. James Hitchmough, stellten im zweitägigen Symposium ihre nationalen und internationalen Projekte und Forschungsergebnisse vor. Die Themen reichten von innovativen Dach- und Fassadenbegrünungskonzepten in der Schweiz, den Niederlanden und den USA über neue Möglichkeiten der Moosbegrünung an Gebäuden bis hin zum „UPFARMING“ auf Dächern und wechseltrockenen, mit Stauden bepflanzten Retentionssystemen. Prof. Dr. Alexander von Birgelen, Professor für Pflanzenverwendung, der das Symposium gemeinsam mit Prof. Cassian Schmidt, Honorarprofessor für Staudenverwendung an der Hochschule Geisenheim, und dem Geisenheimer Institut für Weiterbildung (GIW) organisierte, präsentierte Ausschnitte aus seiner Forschungsarbeit. Bei der Entwicklung einer textilbasierten begrünten Vorhangfassade steht er vor diversen Herausforderungen: Zwischen der begrünten Fassade und der normalen Hauswand herrschen Temperaturunterschiede von bis zu 20 Grad. Auch sind die begrünten Fassaden – wie viele Gärten – im Winter weniger attraktiv. Im Sommer dagegen würde, was im Winter noch einen kompletten Kahlschlag erfährt, umschwirrt von Insekten wieder schön blühen.

Eine große Aufgabe der (Landschafts-)Architekten sei deshalb auch ein gewisses Erwartungsmanagement: Nachhaltig begrünte Fassaden können in unseren Klimazonen nicht rund um das Jahr perfekt aussehen. Derartige Projekte, die der breiten Öffentlichkeit heute schon bekannt seien, seien vielmehr Kunstwerke – Pflanzen werden hier bei Bedarf einfach ausgetauscht. Ein Luxus, den sich Städte und Gemeinden weder ökologisch und ökonomisch in größerem Maßstab leisten können. Es gehe deshalb in erster Linie darum, langfristig tragfähige Lösungen zu entwickeln und Kunden seriös zu beraten; groß propagierte Projekte, die dann nicht funktionierten, könnten den an sich zukunftsweisenden Ideen schaden.

Lebenswerte, zukunftsfähige Städte benötigen ein ausreichendes Maß an grüner Infrastruktur. Sie dient der Erholung, Luftreinigung und Temperaturregulierung des Stadtklimas sowie als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Besonders in den hochverdichten Zentren verschmelzen die Grenzen zwischen der klassischen Hochbau- und Freiflächenplanung bei der Gestaltung von neuem urbanen Grün. Entsprechend verändern sich die räumlich-funktionalen und gestalterischen Anforderungen an die Pflanzenverwendung. Die Experten sind überzeugt, dass ein Baustein allein nicht reicht, um ausreichend qualitatives Grün in die Städte zu bringen. „Wir werden einen Mix aus verschiedenen Systemen brauchen“, so von Birgelen. Die wandgebundenen Fassadenbegrünungssysteme stellen jedoch eine wichtige Ergänzung zu altbewährten Begrünungen mit wildem Wein und anderen Rankpflanzen, Stadtbäumen und Staudenrabatten dar – die aber wiederum Bodenkontakt brauchen, um ihre Wurzeln zu entwickeln. Neben der Entwicklung innovativer Systeme und Technologien gilt es den Experten zufolge deshalb, das Bewusstsein von Standplanerinnen, Architekten und nicht zuletzt den Hausbesitzern für dieses komplexe Zusammenspiel zu wecken. Denn die Kombination Pflanze und Architektur gelingt nicht ohne das Bindeglied Mensch.

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