Mein Name ist Lilia Khachatryan. Ich komme aus dem wunderschönen Land Armenien und studiere in erstem Semester Weinbau und Oenologie an der Hochschule Geisenheim. Armenien ist ein kleines Land mit großer Weinbaugeschichte, mit vielen bekannten und vielen unentdeckten heimischen Rebsorten. „Areni Cave 1“, die älteste bis dato gefundene „Höhlenkellerei“ der Welt, zeigt, dass die Weinkultur in Armenien bereits 6.100 Jahre v. Chr. „boomte“. Auch heute hat Armenien ein unglaubliches, aber wenig genutztes Potenzial was klimatische Bedingungen, Böden und Vermarktungsmöglichkeiten anbelangt.
Vor zehn Jahren hatte ich während meines Studiumss Versicherungswesen und Ökonomie erstmals Kontakt mit dem Weinbusiness. Schnell war ich fasziniert und habe dank mehrerer Stellen in Vertrieb und Vermarktung von Weinen, oenologischen Produkten und Dienstleistungen tieferen Einblick in die Branche bekommen. 2014 begann ich an der Enotria Sommelier Schule in Moskau eine Ausbildung. 2015 habe ich mich an der EVN Wine Academy in Eriwan, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Hochschule Geisenheim aufgebaut wurde, in das Zertifikatprogramm „Oenologie und Winebusiness“ eingeschrieben. Diplom-Oenologe Josef Watzl – ein Geisenheimer – hat die ersten Vorlesungen in Weinbau und Kellerwirtschaft gehalten und mich für den Beruf des Weinmachers begeistert.
Während des Studiums hatte ich die Möglichkeit, ein Traineeprogramm in einem GIZ-Projekt zu absolvieren. Wir haben mehrere Kellereien in Armenien unterstützt und dabei auch den gewaltigen Bedarf an Fachkräften erkannt. Verschiedene Kollegen entschieden sich daraufhin für kürzere Praktika im Ausland, aber Josef Watzl hat mir die „Ochsentour“ empfohlen: Winzerlehre in Deutschland und anschließend Studium in Geisenheim. Ich hatte das Glück, meine Ausbildung in zwei tollen Betrieben im schönen Baden machen zu dürfen, Weingut Fritz Wassmer und Weingut Dr. Heger. Die Lehre war am Anfang sehr hart für mich Stadt- und Büropflanze. Aber je mehr ich die Zusammenhänge begriff, desto sicherer wurde ich, dass dies die richtige Entscheidung war. Als Autodidaktin in Deutsch war die Lehre perfekt, um Fachbegriffe zu lernen und zu verstehen; den Vorlesungen kann ich jetzt gut folgen. Ich bin auch sicher, dass mir die Fähigkeiten und Erfahrungen, die ich in der Lehre erworben habe, helfen werden, in meinem Studium die Theorie zu verstehen und die vertiefenden Erkenntnisse zielgerichtet in die Praxis umzusetzen.
Ich freue mich sehr, dass ich es aus eigener Kraft bis hierhin geschafft habe und deshalb noch viel mehr auf die Zeit in Geisenheim. Ich möchte die erste armenische Geisenheimerin in Armenien sein und an der Renaissance der armenischen Weinkultur mitarbeiten.
Enge Kooperation der Hochschule Geisenheim mit Armenien
Die Hochschule Geisenheim beteiligt sich seit 2015 in der Lehre des 18-monatigen Ausbildungsprogramms der EVN Wine Academy, Eriwan, an dessen curricularer Ausgestaltung sie unter Leitung von Prof. Dr. Jon Hanf mitgewirkt hat. Die EVN Wine Academy ist Teil des International Center for Agribusiness Research and Education (ICARE), mit dem die Hochschule Geisenheim einen intensiven Austausch pflegt. Im Rahmen des von der EU finanzierten Erasmus+ Programms „Mobilität mit Partnerländern“ kooperiert sie seit 2015 überdies erfolgreich mit der Armenian National Agrarian University (ANAU). Dabei zeigt sich, dass sich auch Geisenheimer Studierende verstärkt für Armenien interessieren. Die intensive Kooperation mit Armenien beflügelt aber nicht nur den Studierendenaustausch, sondern zieht auch Studierende an, die sich ganz für ein Studium in Geisenheim entscheiden. Dies zeigt das Beispiel von Lilia Khachatryan.