Obwohl sie nur wenige Mikrometer groß sind, haben Hefen eine enorme Bedeutung in der Nahrungs- und Getränkeherstellung beispielsweise bei der Herstellung von Wein, Brot und Bier. Damit aus Trauben Wein wird, verwandeln sie während der Gärung u. a. Zucker in Alkohol. Auch hängt die Qualität der Produkte von der Wahl der Hefen ab. Von Natur aus sind sie zwar bereits auf den Weintrauben vorhanden, jedoch gibt es auch Hefearten und -stämme, die eher negative Eigenschaften wie die Bildung von Fehlaromen im Wein mit sich bringen. Um dies zu vermeiden, arbeiten viele Oenologen mit sogenannten Reinzuchthefen, bei denen es sich um selektionierte und gezüchtete Weinhefen handelt, und nicht, wie bei den natürlich vorkommenden Hefen, um eine Vielzahl verschiedener Arten und Stämme.
Als erste Einrichtung zur Erzeugung von Hefereinkulturen in Deutschland wurde die Hefereinzuchtstation 1894 von Dr. Julius Wortmann, basierend auf den Arbeiten von Prof. Dr. Louis Pasteur und Prof. Emil Christian Hansen, mit Unterstützung des „Deutschen Weinbauvereins“, begründet und geleitet. Institutionen aus der ganzen Welt folgten diesem Vorbild. Heute ist die Geisenheimer Hefereinzuchtstation Teil des Instituts für Mikrobiologie und Biochemie der Hochschule Geisenheim. Über die letzten Jahrzehnte wurden eine Reihe von Reinzuchthefen gesammelt, auf ihre Fermentationseigenschaften getestet und für die Praxis empfohlen. Neben den Hefen wurden außerdem Gärvorgänge intensiv auch auf potentielle Fehlaromen und deren Ursachen untersucht. Auch in Zukunft sollen diese Arbeiten weitergeführt und auf neue Arbeitsgebiete über nicht-konventionelle Hefen ausgedehnt werden.
Die Jubiläumsfeier zum 125-jährigen Bestehen der Hefereinzuchtstation Geisenheim wird Hefen im Wandel der Zeit sprichwörtlich genauer unter die Lupe nehmen. Der ehemalige Leiter des Instituts für Mikrobiologie und Biochemie, Prof. Dr. Manfred Großmann, wird feierlich verabschiedet. Er, sowie sein Nachfolger, Prof. Dr. Jürgen Wendland, werden über die Geisenheimer Forschung referieren, außerdem Prof. Dr. Sakkie Pretorius von der Macquarie University, Sydney, als Gastredner.
Ein weiteres Highlight wird die Präsentation des Wissenschaftsfilms „Abenteuer der Hefezellen“ sein. Studierende selbst verkörperten Hefezellen bei der Most-Fermentation und hauchten ihnen so lebendige Dramaturgie ein. Das gemeinsame Medienprojekt der Hochschule RheinMain und der Hochschule Geisenheim wurde unter Leitung von Prof. Dr. Andrea Gschwendtner, Media Management, mit Prof. Dr. Manfred Großmann inszeniert. Das Projekt, mit dem Ziel, mikrobielle Abläufe bei der Weinbereitung optisch darzustellen, arbeitete auf drei Ebenen: Realfilm, Studiofilmszenen und Trickfilm. Die Dreharbeiten fanden unter anderem in Geisenheim im Weinberg, im Labor sowie im Keller des Instituts für Oenologie statt.
Anmelden können Sie sich bis zum 24. Mai 2019 unter: https://www.hs-geisenheim.de/hochschule/mitteilungen-veranstaltungen-termine/veranstaltungen-und-termine/detail/n/125-jahre-hefereinzucht-1/
Dort finden Sie auch das vollständige Programm der Veranstaltung.
Tina Kissinger