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Geisenheimer Weinmanufaktur: Der Traum vom studentischen Weingut

Labor für die Zukunft

Semester- und fächerübergreifendes Praxisprojekt an der Hochschule Geisenheim

Ein Weingut, betrieben von Studierenden für Studierende. Eine eigene Marke, ein eigenes Konzept, Verantwortung für den Erfolg eines eigenen Produkts. Das ist der Traum, der sich hinter der Geisenheimer Weinmanufaktur verbirgt. Seit dem letzten Jahr arbeiten Studierende der Studiengänge Internationale Weinwirtschaft und Weinbau & Oenologie unter der Leitung von Prof. Dr. Robert Göbel an der Hochschule Geisenheim in kleinen Schritten an der Verwirklichung dieses Traums. Im Wintersemester 2015/16 haben die Studierenden des 5. und 6. Semesters gemeinsam mit zwanzig Studierenden der Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) zunächst vier konkurrierende Markenkonzepte entwickelt und diese dann zum Ende des Sommersemesters 2016 einer Fachjury vorgestellt.

„Allein die Idee eines eigenen studentischen Weinguts ist klasse und unterstützenswert“, sagte Ingmar Jung, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, bei der Präsentation der vier Konzepte in der VIP-Lounge des Sparda-Bank-Hessen-Stadions in Offenbach. Die Veranstaltung hatten die Studierenden selbstständig organisiert, die Öffentlichkeitsarbeit genauso gesteuert wie die technische und inhaltliche Organisation des Events. „Mein Ziel als Dozent war es, einfach nur zugucken zu dürfen“, so Göbel, der an der Hochschule Geisenheim Strategisches Management & Beratung lehrt und das Praxisprojekt betreut.

 

„Praxisorientierung ist das, was uns weiterbringt“

„Die Lehrinhalte so automatisch zu vermitteln, ist ein ganz besonderer Weg“, lobte Staatssekretär Jung. Prof. Jürgen Weber, Vorsitzender des Vorstands der Sparda-Bank Hessen eG, die das Projekt finanziell unterstützt, zeigte sich ebenso begeistert: „Wir wollen die beiden Hochschulen in ihrer Vorreiterrolle unterstützen. Mit dem Projekt haben die Studierenden die Möglichkeit, Praxis selbst zu gestalten.“

Praxisorientierung ist das, was uns weiterbringt“, betonte auch die studentische Vertreterin Annika Bauer bei der Präsentation der vier Markenkonzepte, über die sowohl eine Fachjury als auch das Publikum abstimmten. Ziel des Projekts sei es nicht nur gewesen, eine hochwertige und wettbewerbsfähige Marke zu entwickeln, sondern auch, Gespür für unternehmerisches Handeln zu entwickeln. „In das Projekt sind die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen eingeflossen“, so die Studentin der Hochschule Geisenheim.

Wissensvermittlung im Fokus

Und dieser Einfluss trug vielfältige Blüten: Die vier Konzepte für das eigene Weingut unterschieden sich optisch und inhaltlich jeweils grundlegend. Das Team der Momentum Winery setzte mit seiner Idee darauf, Erinnerungen greifbar zu machen – mit der Darstellung verschiedener Typen, die jeder aus seiner Studienzeit kennt: den Querdenker, die Diva, den Nachtschwärmer. Vor allem das Design begeisterte das Publikum, das die Momentum Winery allein dem Erscheinungsbild nach auf Platz 1 wählte. Prof. Sascha Lobe von der HfG zeigte sich beeindruckt: „Wie clever kann man bitte mit Piktogrammen umgehen?“

Beim Team WiLD, das bei der Präsentation auf die starke Wirkung verschiedener Farben und Typografien setze, lobte die Jury den Mut und das innovative Konzept. Die Campus Winery, die mit ihrem Konzept bei der Publikumsabstimmung Platz 1 belegte, rückte die Wissensvermittlung ins Zentrum: Jedes Etikett ein Informationsflyer, dazu ein digitales Wein-Tagebuch und ein Online-Quiz; die Hochschule Geisenheim sei „ein Labor für die Zukunft“, befand das Markenteam. Im Weingut, das zeigte der kurze Image-Film, sollen Studierende Praxiserfahrung sammeln können – und ihr Wissen an den Verbraucher weitergeben.

 Die Zukunft des studentischen Weinguts

In der Gesamtbewertung überzeugte die Fachjury aber die vierte Marke, das Projekt No. 1 mit dem Slogan „Change is our nature“. Für das Team standen Experimentierfreude und Neugier im Zentrum des studentischen Weinguts. Übertragen wurde diese über einen selbst entwickelten Vinograph, eine Apparatur aus einer alten Zeichenmaschine, die Eigenschaften eines jeden Jahrgangs mit Blick auf Wetter, Tätigkeit im Keller und Rebsorte in ein abstraktes grafisches Muster übersetzt. Göbel lobte, das Konzept sei unverwechsel- und weiterentwickelbar, sein Kollege von der HfG die „Kraft der originellen Kreativität“.

Doch wie geht es weiter mit der Geisenheimer Weinmanufaktur? Im kommenden Winter- und Sommersemester entwickeln Studierende Kellerei-Konzepte, die die Themen „Architektonisches und Landschaftsarchitektonisches Konzept eines Studentischen Weinguts“, „Verfahrenstechnik, Oenologie, Technik, Lager, Labor und Büro“, „Technik und externe Anbindung, Energie, Wasser und Einsparung“ sowie „Businessplan mit Investition, Betriebskosten, Arbeitskosten, Keller und Marketing“ abdecken. Das Projekt läuft im Rahmen der Lehrveranstaltungen Strategische Planung (WS) und Beratung und Kommunikation (SoSe), für die sich Studierende aus allen Studiengängen der Hochschule Geisenheim bewerben können.

youtu.be/MpbZhUn9-n0

Kategorien: International Wine Business (B.Sc.), Internationale Weinwirtschaft (B.Sc.), Weinbau und Oenologie (B.Sc.), Nachrichten

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Prof.Goebel während Vortrag
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