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frische Säfte direkt vermarkten – eine Innovation aus Brasilien

der Laden und Besitzer
der Laden

Wie schon vor längerer Zeit im Artikel „Neue Trends auf Brasiliens aftmarkt“ angekündigt wurde, erscheinen jetzt zwei weitere kurze Portraits innovativer Safthersteller aus Sao Paulo, Brasilien. Vor allem für die Getränketechnologen ist sicherlich der hier in Deutschland völlig unbekannte Ansatz zur Herstellung und Vermarktung nicht pasteurisierter Frischsäfte interessant.

Die junge Firma Press Juice Brasil gründete sich vor ca. einem Jahr mit dem ambitionierten Ziel, Marktführer im Segment Frischsäfte zu werden. Finanzstarke Investoren standen ihnen zur Seite und so konnte eine längere Planungs- und Evaluationsphase gemeistert werden, bis dann im Juni 2014 das erste Fachgeschäft eröffnet wurde. Dieses befindet sich in unmittelbarer Nähe der berühmten Avenida Paulista mitten im Zentrum der 20 Mio. Einwohner zählenden Metropole. Dort, in den elitären und wohlhabenden Vierteln, hofft die Firma auch ihre verhältnismäßig sehr teuren Getränke verkaufen zu können.

Typischerweise werden Säfte im Haushalt, wie in Europa auch, entweder über spezielle Zentrifugalentsafter oder aber mit dem Mixer zubereitet, wobei letzteres Verfahren in Brasilien am weitesten verbreitet ist und je nach Frucht zwingend die Zugabe von Wasser und Zucker erfordert.

Die beiden Gründer Patricia Russo und Thiago Pestana, beide Anfang 30, lernten bei einer New-York-Reise die sogenannten Detox-Säfte kennen, die in den USA sehr verbreitet sind. Es handelt sich dabei um funktionelle Saftmischungen unpasteurisierter Fruchtsäfte, denen jeweils bestimmte gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden. Der Name Detox leitet sich dabei vom englischen wie auch portugiesischen Begriff Detoxification bzw. Detoxificaçao ab, soll also für eine Entgiftung des Körpers sorgen. Wissenschaftlich ist die Wirkung zwar noch nicht einwandfrei bestätigt worden, unbestritten sind jedoch die gesundheitsfördernden Eigenschaften des Konsums von rohem, unbehandeltem Obst und Gemüse.

Da auch in Brasilien ein sehr starkes Gesundheitsbewusstsein vor allem in der sogenannten „neuen Mittelschicht“ einsetzt, steigt damit auch die Nachfrage nach entsprechenden Produkten. Es gab in Sao Paulo schon einige Saftereien, die kaltgepresste Detox-Säfte anboten, doch keine von ihnen hatte einen eigenen Laden. Pestana und Russo kamen so auf die Idee, eine Mischung aus Saftbar und Laden zu eröffnen, in dem neben frischgemixten Smoothies (sehr lecker ist der „Cookies“-Smoothie mit Banane, Stückchen der Kakaofrucht, Kokoszucker, Äpfeln, Agavensaft und Mandelmilch) auch die eigenen Säfte sowie Trockenfrüchte und Vollkorngebäck angeboten wird.

Schwerpunkt sind und bleiben vorerst aber die Saftmischungen. Sie werden in einem direkt an den Laden angeschlossen Raum hergestellt, in dem 5 Mitarbeiter in Nachtschichten Säfte pressen, welche dann am nächsten Tag unter Einhaltung der Kühlkette verkauft werden. Angeboten werden die Säfte in PET-Flaschen zu 250 und 520 ml. „Eigentlich wollten wir von vornherein auf Glasflaschen setzen, doch leider war kein Hersteller bereit, für die kleinen Mengen, welche wir anfangs benötigten, Glasflaschen herzustellen, daher haben wir uns für BPA–freie PET-Fläschchen entschieden.“, so Russo.

Täglich werden bis zu 1000 Flaschen mit Saft befüllt. Die beiden Gründer rechnen jedoch mit einer Verdopplung innerhalb weniger Monate. Preislich bedient die Firma das Luxus-Segment. Die 520 ml-Flasche kostet 19,90 brasilianische Reais, umgerechnet zum aktuellen Wechselkurs entspricht das einem Literpreis von 12 €. Die Nachfrage sei jedoch größer als das Angebot, soviel Saft wie die Kunden ihnen aus den Händen reißen, könne gar nicht produziert werden, so Russo. In absehbarer Zeit sind daher weitere Läden geplant, die im Franchise-System geführt werden sollen.

Nächstes großes Thema für die beiden engagierten Unternehmer ist die Nutzung des anfallenden Tresters. Da das Obst alles aus ökologischem Anbau stammt, kann der Trester ohne Probleme weiterverarbeitet werden. Eine befreundete Bäckerei nutzt bereits einen kleinen Teil der Reste, um Müsliriegel herzustellen. Russo und Pestana selbst haben aus Trester und weiteren Zutaten zu Hause bereits Kekse und anderes Gebäck hergestellt und hoffen, irgendwann keinen Abfall mehr zu produzieren. Tolle Idee!

Wer Lust hat, kann ja einige der Säfte zu Hause nachmachen. Meine persönliche Top 3 sind die folgenden Kreationen. Wer keinen Entsafter hat, macht sich die Säfte entweder im Mixer und siebt sie ab oder kauft fertige, gepresste Säfte und mischt sie zu Hause (dann ist das Getränk jedoch leider nicht mehr roh).

  • Ananas, Apfel, Zitrone, Minze
  • Rote Bete, Möhre, Ananas, Birne, Zitrone, Ingwer
  • Apfel, Zitrone, Ingwer, Cayennepfeffer

Weitere Infos unter www.pressjuicebrasil.com.br

Nächste Woche folgt der Artikel: „Frauenpower im Saftbusiness: wie Brasiliens Gründerinnen eine ganze Branche dominieren“.

Kategorien: Getränketechnologie (B.Sc.), International, Getränkeforschung, Nachrichten

Bilderreihe

leckere Säfte
leckere Säfte
Saftküche
Saftküche (leider durfte ich nicht mehr Fotos machen)
frisches Mandelmus
frisches Mandelmus
Nüssespender
Nüssespender