Nachrichten

Chardonnay – Rebsorte des Jahres 2014?

Zeichnung

… in der Pfalz ja. 

Generelle Informationen

Die Rebsorte Chardonnay kommt ursprünglich aus dem Burgund und ist eine Kreuzung aus Pinot und Gouais Blanc/Heunisch.

Seit 1994 ist sie auch in Deutschland zu gelassen und Geisenheim wurde sogar als erster Erhaltungszüchter für Chardonnay eingetragen. Ist die Rebsorte Chardonnay schon vom Aussterben bedroht?

Länder & Regionen

Eigentlich nicht, weltweit gibt es ca 175.000 ha Anbaufläche, davon liegen 1.230 in Deutschland.

Erstplatzierter ist die USA mit Kalifornien (44.500 ha), danach kommen Frankreich (35.000 ha) und Australien (22.500 ha) *

* Die Hektarzahlen stammen aus einer Erhebung der Website: www.chardonnay-du-monde.com/Fr/80_chard/index.fr.html

Marktbedeutung

Nach dem Judgment of Paris 1976 kam es zu einem regelrechten „Chardonnay Gold Rush“ : Weinhändler Steven Spurrier veranstaltete eine Blindverkostung in Paris, bei der erstaunlicher Weise die kalifornischen Chardonnays besser bewertet wurden als die französischen – ein Skandal!

Der Chardonnay ist aber auch vom „ABC“-Phänomen betroffen – Anything But Chardonnay, welches sich in letzter eher zum „ABBC“-Phänomen – Anything But Barrique Chardonnay gewandelt hat.

Zur zukünftigen Entwicklung ist zu sagen, dass wir davon ausgehen, dass es immer eine große Menge Chardonnay auf dem Markt geben wird. Chardonnay gehört zu den „Big Five“ der Rebsorten, die den normalen Trendschwankungen unterlegen sind, aber nie verdrängt werden.

Önologische und sensorische Merkmale

Die Chardonnay-Rebe stellt hohe Ansprüche an Boden und Klima und spiegelt dadurch gut den Charakter einer Weinbergslage wider.

Bei ungenügender Traubenreife wird der Wein mitunter dünn und grasig.

Daher findet man oft sehr hohe Alkoholgehalte im Chardonnay um das fehlende Aroma auszugleichen.

In kühlen Gegenden (z.B. Chablis, Carneros, Tasmanien) hat der Wein apfelfrische Aromen, ist lebendig und spritzig, weist zum Teil hohe Säurewerte auf.

Große Weine bespielsweise aus dem Burgund sollten aufgrund dieser hohen Säurewerte erst nach 5-10 Jahren Flaschenreifung getrunken werden, wenn eine Milderung der Säure erwünscht ist.

Chardonnay-Weine werden oft im Barriquefass ausgebaut, weil sie dadurch mehr Komplexität erlangen, der Wein wird cremiger und hat nussig-rauchiche Aromen, wie Mandeln, Nüsse und Steinobst.

In heißerem Klima (z.B. Südafrika, Kalifornien, Australien) bilden sich oft exotische Fruchtaromen. Hier gibt es eher einen fetteren, üppigeren Weinstil und hohe Alkoholgehalte.

Die Verkostung der Weine

Die Weine wurden blind in 6 Flights mit jeweils 2 Weinen.

11 Chardonnays und ein Standardwein wurden verkostet.

Aus dem hochpreisigen Segment (>15 €) kamen 4 Weine, im mittelpreisigen Segment (5-15 €) waren 3 Weine vertreten und 4 Weine kamen aus dem unterpreisigen Segment (<5 €).

1. Flight:

Kaya Chardonnay, Overhex Wines, 2012, Südafrika, 3,99 €

Chardonnay, Mario Collina, 2013, Italien, 2,19 €

2. Flight:

Hainfelder Letten Reserve, Weingut Bernhard Koch, 2011, Deutschland, 14,00 €

Don David Finca Las Mercedes #35, Weingut Michel Torino, 2012, Argentinien, 13,99 €

3. Flight:

Red Shoulder Ranch, Weingut Shafer, 2011, Kalifornien, 51,00 €

Upper Barn, Weingut Stonestreet, 2010, Kalifornien, 65,25 €

4. Flight:

Charmes Dessus, Weingut Domain Vincent Girardin, 2007, Frankreich, 59,00 €

Girardin Puligny Montrachet Vieilles Vignes, Weingut Domaine Vincent Girardin, 2009, Frankreich, 42,00 €

5. Flight:

Chardonnay Spätlese, Weingut Laubenstein, 2013, Deutschland, 5,20 €

L.Tenere Spätlese Barrique, Weingut Laubenstein, 2008, Deutschland, 10,60 €

6. Flight:

Riesling Classic, Weingut der Hochschule Geisenheim, 2012, Deutschland, 6,80 €

Riesling/Chardonnay, Reh Kendermann, 2013, Deutschland, 2,19 €

Die Franzosen verwechseln bei der Blindverkostung den kalifornischen mit dem französischen Chardonnay …

… und das Rheingauer Herz und mancher Profi verwechseln schonmal den Chardonnay vom Laubenstein mit dem Riesling. 

Die TOP 3 nach DLG-Punkten der Verkostung

Wein No.1: Hainfelder Letten Reserve, Weingut Bernhard Koch, 2011, Deutschland, 14,00 €

„tropische Früchte, Quitten, reife kandierte Zitronenschale, Rosinen, Honig, Karamell, schmelzig, rauchig, buttrig, gut eingebundenes Holz, es wurde vermutet, dass er aus Frankreich oder der Neuen Welt stammt“

Wein No.2: Red Shoulder Ranch, Weingut Shafer, 2011, Kalifornien, 51,00 €

„überreife Birne, Ananas, Banane, Maracuja, rauchig, nussig, getrocknete Kräuter, ausgewogenes Holz, vermutlich aus Kalifornien, Neuer Welt, USA, Neuseeland, oder Frankreich“

Wein No.3: L.Tenere Spätlese Barrique, Weingut Laubenstein, 2008, Deutschland, 10,60 €

„schöne golden-gelbe Farbe, fruchtig, ölig, Melone, Ananas, Honig, vermutet wurde, dass er aus Australien kommt“

Unnützes Wissen

Fakten, die man im Gedächtnis behält, obwohl man sie sich nicht zu merken braucht.

Eine kleine Auswahl:

  1. Chardonnay gibt es bald auch bei Starbucks zu kaufen.
  2. Der Film Bridget Jones hat den Briten die Lust auf Chardonnay versaut.
  3. Kalifornische Schafe essen am liebsten Chardonnay Trauben.

Storecheck

Bemerkenswert war, dass der Chardonnayanteil am Gesamtsortiment sowohl beim Discounter, Einzelhandel, Onlinehandel und Ab Hof Verkauf bei ca. 3-5 % liegt.

Meistens gibt es Chardonnays aus Frankreich, Italien oder Kalifornien zu kaufen.

 

Dirk Boeger, Carl-Julius Cromme, Britta Giese, Rieke Loose, Barbara Richter, Claire Sertznig,

Kategorien: Weinbau und Oenologie (B.Sc.), Nachrichten

Bilderreihe

Netzdiagramm