Ziel ist eine Begrünung der Böschungen, die Erosion verhindert und artenreiche Lebensräume bietet. 2018 wurden verschiedene Saatmischungen mit unterschiedlichen Techniken auf die kahlen Böschungen von neu geschobenen Terrassenweinbergen im Mittelrheintal aufgebracht. Nun sorgen die ersten Ergebnisse für Aufmerksamkeit bei Winzern und Besuchern im Mittelrheintal.
Die Doktorandin Vera Wersebeckmann der Hochschule Geisenheim freut sich, dass immer wieder Wanderer vor ihrem Versuchsweinberg am Höllenberg in Assmannshausen stehen bleiben und die Kamera hervorholen. Das Motiv: Eine üppige Blütenpracht aus blauen, gelben, weißen und roten Tupfen inklusive einer großen Zahl an Hummeln, Bienen und Schmetterlingen. Auch wenn die Studie erst in drei Jahren abschließend ausgewertet wird, ist der Erfolg der Begrünung schon jetzt deutlich sichtbar. Projektleiterin Ilona Leyer, Professorin am Institut für angewandte Ökologie der Hochschule Geisenheim: „Nach der Einsaat letztes Jahr kam die große Trockenheit und dann im Juni ein extremes Starkregenereignis. Wir hatten Sorge, dass die Ansaat zusammen mit dem Boden der steilen Böschungen runtergespült würde. Doch allen Widrigkeiten zum Trotz waren letzten Sommer deutlich die Rosetten der aufgelaufenen Stauden erkennbar und auch die Erosion war im Vergleich zu in Falllinie gepflanzten Jungfeldern gering. Dies lässt erwarten, dass Terrassenweinberge bei den zu erwartenden Klimaveränderungen gut aufgestellt sind“.
Im Rahmen des Forschungs- und Umsetzungsprojektes „BioQuiS“, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, werden die begrünten Querterrassenweinberge von drei Weingütern als Praxispartner bewirtschaftet. Die hessischen Staatsweingüter, das Weingut Laquai in Lorch und das Weingut Ratzenberger in Bacharach zeigen sich von der neuen Blütenpracht in ihren Weinbergen begeistert. Bei diesem Projekt geht es aber nicht nur um die biologische Vielfalt. Mitprojektleiter Manfred Stoll, Professor am Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau der Hochschule, weist auf andere offene Fragen hin: „Die im Vergleich zur Anlage in Falllinie veränderte Zeilenorientierung in Terrassenweinbergen zieht Veränderungen des Mikroklimas nach sich. Was dies für Inhaltsstoffe und das Aroma der Beeren, aber auch für die Rebengesundheit bedeutet, sind Aspekte, die Mitarbeiter Timo Strack in seiner Doktorarbeit untersucht“.
Weitere Themen des Projektes, das auf drei Jahre angelegt ist, betreffen u.a. die Fördermöglichkeiten für die Anlage von Querterrassenweinbergen und die Böschungspflege. Sozio-ökonomische Fragestellungen sind ebenfalls ein Thema. Schließlich muss der Weinbau wirtschaftlich tragfähig sein, damit Winzer auch zukünftig Steillagen bewirtschaften werden. Die wissenschaftlichen Ergebnisse, die praktischen Erfahrungen der Praxispartner und daraus ableitbare Handlungsempfehlungen werden Ende nächsten Jahres auf einer Abschlussveranstaltung und in einem Leitfaden für die Akteure in Weinbau, Naturschutz und Politik zusammengefasst.
Kontakt an der Hochschule Geisenheim:
Prof. Dr. Ilona Leyer,
Institut für angewandte Ökologie
ilona.leyer@hs-gm.de
Prof. Dr. Manfred Stoll,
Institut für allgemeinen und ökologischen Weinbau
manfred.stoll@hs-gm.de
Weitere Informationen finden Sie unter: www.BioQuiS.de