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Nachruf auf Herrn Prof. em. Dr. Paul Claus

Bildquelle: Archiv der Hochschule Geisenheim

Die Hochschule Geisenheim trauert um den ehemaligen Direktor der damaligen Forschungsanstalt Geisenheim, Prof. em. Dr. Paul Claus, der am 16. September 2020 nur wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag verstorben ist.

1920 in Niederorschel, Eichsfeld, als Sohn einer Bauernfamilie geboren, arbeitete der promovierte Agrarwissenschaftler in den 50er Jahren in der landwirtschaftlichen Abteilung der BASF und später als Leiter der dortigen Weinberatungsstelle. Am 14. März 1966 übernahm er das Amt des Direktors der Hessischen Lehr- und Forschungsanstalt, wie sie noch bis 1971 heißen sollte. Seine erste Amtszeit dauerte bis 1972, ihr folgte eine weitere bis 1978. In den ersten Jahren seines Handelns kam es 1967 zur Fertigstellung des neuen Institutsgebäudes für die Bereiche Gemüsebau, Zierpflanzenbau und Botanik sowie zu einer Neugliederung der gesamten Institutsstruktur der Forschungsanstalt. Ab 1968 dominierten die sog. Fachhochschulgesetze und deren Umsetzung die Arbeit von Prof. Dr. Claus, die letztlich formal die Trennung von Forschung und Lehre am Standort Geisenheim auslösten und viele Zukunftsfragen des Standorts aufwarfen. Er vertrat den Standpunkt, dass am Standort Geisenheim eine eigenständige Hochschule entstehen solle, was dann aber nicht gelang. Der Lehrbereich wurde an die damalige Fachhochschule Wiesbaden ausgegliedert und die Forschungsanstalt gegründet. Gleichzeitig stellte der Wissenschaftsrat die Forschung in Geisenheim in Frage. „Prof. Dr. Claus mobilisierte alle damaligen Institutsleitungen und erstellte eine umfangreiche Dokumentation der Geisenheimer Arbeiten und schließlich lenkte der Wissenschaftsrat ein. Dazu gehörte vor allem Beharrlichkeit und Ausdauer, ansonsten wäre die Entwicklung ganz anders gelaufen“, so Prof. Dr. Hans Reiner Schultz, Präsident der Hochschule Geisenheim. Von 1979 bis 1983 leitete er bis zu seiner vorgezogenen Pensionierung das Fachreferat "Schadstoffe in der Nahrungskette" im hessischen Umweltministerium. 1968 war er Initiator der Rheingauer Weinseminare und 1971 Mitbegründer des Rheingauer Weinkonvents. Das Wirken von Prof. Dr. Claus hat sich in einem umfassenden Schrifttum von mehr als 200 Veröffentlichungen niedergeschlagen.

Im Ruhestand beanspruchte den Geisenheimer die Arbeit in wissenschaftlichen Gesellschaften und Vereinen. Dazu gehörte unter anderem der Vorsitz von 1971 bis 2003 im wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft für Geschichte des Weines e.V., deren Geschäftsführung er 1984 übernahm, mitprägte, und viele Schriften selbst beisteuerte. Voller Ideen fühlte sich der Naturfreund bis ins hohe Alter stark der Wissenschaft, der Rheingauer Weinkultur sowie der Heimatforschung verpflichtet. Seit der Gründung im Jahr 1992 leitete er zusammen mit Josef Staab das "Rheingau Forum", Zeitschrift für Wein, Geschichte und Kultur, deren Redaktionsleiter er noch bis zum Jahr 2008 war. Claus, Ehrenmitglied der Rheingauer Heimatforscher, gründete den Förderkreis Kulturdenkmäler Geisenheim und erkundete die historischen Gemarkungsgrenzen anhand alter Grenzsteine. Dokumentiert ist dies in einem durch ihn initiierten Band "Beiträge zur Kultur und Geschichte der Stadt Geisenheim", in welchem er auch den Gründer der heutigen Hochschule Geisenheim, Eduard von Lade, würdigte. Dank seines Engagements wurden Kapellen und Bildstöcke restauriert. Er schrieb über Marienbilder der Gotik im Rheingau und Persönlichkeiten der Weinkultur und arbeitete außerdem am Ausbau des Rheingauer Rieslingpfads zwischen Rüdesheim und Kaub mit. Für seine Leistungen ist der Geisenheimer 1997 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, dem goldenen Lindenblatt und mit dem Ehrenteller in Geisenheim ausgezeichnet worden. Der Rheingauer Weinbauverband verlieh ihm 1983 das goldene Rieslingblatt.

Unsere Gedanken und unser tief empfundenes Mitgefühl sind in diesen schweren Zeiten bei seiner Frau, seinen Söhnen und seinen Angehörigen. Durch seine vielen Werke hat er insbesondere für die Geisenheimer so viel Gutes und Bleibendes hinterlassen. Seinen Verdiensten und seiner großartigen Persönlichkeit werden wir immer ein besonderes Andenken erhalten.

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