Institut für Angewandte Ökologie

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Im Kampf gegen den Klimawandel

Bildquelle: Prof. Dr. Claudia Kammann

Biochar und PyCCS (pyrogene Kohlenstoffbindung und –speicherung) werden vom Weltklimarat erstmalig in die Reihe der Negativen Emissionstechnologien mit größerem Potential aufgenommen.

Zum ersten Mal wurde Biochar (zu dt. Pflanzenkohle) als vielversprechende Negative Emissionstechnologie (sog. NET) im Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) zum 1,5°C Ziel vom 08. Oktober 2018 genannt und hält damit Einzug in die internationale Arena der Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels. Zwar ist der Bericht insgesamt mehr als alarmierend, doch die Nennung von Biochar im Zusammenhang mit der Klimaentwicklung ist ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel und für die Förderung von Forschung zur Materialnutzung von pyrogenem Kohlenstoff.

Der IPCC-Sonderbericht zum 1,5°C Ziel hat einen ernsten Hintergrund: Das gesetzte Ziel, eine globale weitestgehend klimaneutrale Energieversorgung bis 2050 zu erreichen, kann nicht allein durch die Verringerung von Treibhausgasemissionen (um mindestens 90 Prozent) umgesetzt werden. Vielmehr sind Negative Emissionstechnologien zur gezielten Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre zusätzlich notwendig.

Trotz allmählicher Forschungsfortschritte bei einer großen Bandbreite verschiedener negativer Emissionstechnologien ist die Photosynthese von Landpflanzen, Algen und anderen Photosynthese treibenden Organismen bislang die effizienteste Methode, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen.

Der Vorteil der Erzeugung und Nutzung von Pflanzenkohle im Gegensatz zu anderen NETs ist jedoch, dass die Technik (a) bereits heute einsetzbar ist und (b) in ihrer Größenordnung an die jeweiligen Biomassemengen und Stoffströme anpassbar ist. Andere NETs hingegen benötigen großindustrielle Infrastrukturen, Biomasseplantagen und lange Transportwege oder sie sind technologisch noch nicht ausgereift genug, um heute bereits eingesetzt zu werden.

Während des Pyrolyseverfahrens wird Biomasse in einer sauerstoffarmen Umgebung auf Temperaturen von 350 zu 900 Grad erhitzt. Dadurch wird die Biomasse in einen Feststoff (Biochar), einen Flüssigstoff (Bioöl) und brennbare permanente Pyrogase umgewandelt. Je nach Prozessführung werden häufig auch nur der Feststoff (Materialnutzung) und die permanenten Pyrogase (thermische Nutzung) verwendet.

Mit der Erwähnung von Biochar als NET im Sonderbericht des Weltklimarates und aufgrund des Pariser Abkommens – die EU ist verpflichtet, Forschung zu Negativen Emissionstechnologien zu fördern – kann jedoch in Kürze mit mehr Unterstützung für Forschung und Entwicklung von ökonomisch und ökologisch sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten für Biochar gerechnet werden.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

https://www.hs-geisenheim.de/forschung/institute/angewandte-oekologie/professur-fuer-klimafolgenforschung-an-sonderkulturen/

https://www.biochar-journal.org/en/ct/94

 

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