Das Geisenheimer Forschungsforum brachte am 11. und 12. Oktober 2018 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Forschungsbereiche der Hochschule zusammen. Die zweitätige Veranstaltung stand im Zeichen von Information und Austausch. „Wir sind hier, um Synergien zu entdecken und diese künftig zu nutzen“, so Prof. Dr. Annette Reineke, Vizepräsidentin Forschung, zu Beginn. Auch Hochschulpräsident Prof. Dr. Hans Reiner Schultz betonte in seiner Begrüßung den Wunsch und die Notwendigkeit, Synergien zu schaffen. Speziell jüngere Forschungsbereiche wie die Lebensmittelsicherheit oder Frischproduktlogistik böten zahlreiche Anknüpfungspunkte.
Um die bereits bestehenden Verbindungen zwischen den einzelnen Instituten auch den Zuhörern sichtbar zu machen, fand das Forschungsforum 2018 in neuem Format statt. Hatten sich in den letzten Forschungsforen in den Jahren vor beziehungsweise nach der Gründung der Hochschule Geisenheim noch alle Institute oder Professuren mit ihren Projekten unabhängig voneinander präsentiert, wurden Projekte und Visionen in diesem Jahr bereichsübergreifend vorgestellt.
Klimawandel und Sonderkulturen
Die globalen und regionalen Auswirkungen des Klimawandels und dessen Einfluss auf Böden, Ökosysteme, Gemüse, Obst und Wein standen im Fokus der ersten Session. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellten unter anderem die ersten Ergebnisse aus den Geisenheimer FACE-Anlagen und des Projekts CH4ScarabDetect vor. Sie gaben Einblicke in das EU-Projekt GoodBerry und in Projekte zu Prognosemodellen im Kontext von Bewässerungsstrategien sowie zu Stoffstromkonzepten zur Einhaltung des 2°-Ziels.
Nachhaltige Produktion
Die folgende Session rund um Nachhaltigkeit in Produktion, Verwendung und Vermarktung von Zierpflanzen, Lebensmitteln und Getränken zeigte diverse Zielkonflikte auf. Umfragen zeigten eine hohe theoretische Kauf- und Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Produkte – diese spiegele sich aber nicht in den Umsatzzahlen wider. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten hier verschiedene Lösungsansätze.
Digitalisierung und Technik
Modellierung, Simulation und die Digitalisierung der Weinwirtschaft sowie der Technik, speziell im Wein- und Gartenbau, standen am Nachmittag des ersten Forumstags im Fokus. Die Vorträge und die anschließende Diskussion zeigten deutlich den wachsenden Einsatz von und steigenden Bedarf an intelligenten Sensor- und Prognosemodellen. Es sei auch vor diesem Hintergrund entscheidend, die Digitalisierung in der Lehre zu etablieren sowie die Daten- und Digitalkompetenz von Studierenden zu fördern.
Landschaft und urbane Räume
Der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis fand auch bei der Vorstellung von Projekten aus dem Bereich Landschaft und urbane Räume besondere Beachtung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Hochschule Geisenheim erforschen das Nutzungsverhalten von Menschen in Freiräumen, entwickeln derzeit eine Methodik zur Evaluierung der städtischen Freiraumgestaltung und betreiben vermehrt Wirkungsforschung. Speziell in der Kulturlandschaftsentwicklung ergeben sich daneben Schnittmengen mit den Bereichen Ökologie und Weinbau.
Züchtung und genetische Ressourcen
Gewissermaßen als Zirkelschluss zur ersten Session des Tages beschäftigten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Ausklang des Forumstages damit, inwiefern Züchtung und gezielte Mutagenese Pflanzen hervorbringen können, die auch unter den zu erwartenden veränderten klimatischen Bedingungen hohe Qualität und Erträge bringen. Thema war zudem die züchterische Veränderung von Wuchsformen zur Steigerung der Effizienz in der Produktion.
Poster-Speed-Presentation der Doktorandinnen und Doktoranden
Im Anschluss an die Sessions des ersten Forumstages rückten die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Hochschule Geisenheim in den Fokus. Auf 26 Postern stellten die Doktorandinnen und Doktoranden der Hochschule Geisenheim beziehungsweise ihre Betreuerinnen und Betreuer Forschungsprojekte – darunter auch die ersten zwei Promotionsvorhaben am neu etablierten Institut für Frischproduktlogistik – vor.
Böden, Erträge und Schädlinge im FACE, die Blüteninitiation bei Erdbeeren, begrünte Fassadenkacheln, Ökologie und Wirtschaftlichkeit von Steillagen, Landschaftsschutz bei der Umsetzung von Infrastrukturgroßprojekten oder moderner Gewächshausbau: „Die Vielfalt und Qualität der Projekte hier ist enorm! Toll!“, so Prof. Dr. Hans Reiner Schultz im Rahmen der Präsentation beeindruckt.
Ökologie, Naturschutz und Biodiversität
Der erste Block am zweiten Tag des Forums zu den Themen Ökologie, Naturschutz und Biodiversität offenbarte große Schnittstellen im Bereich Modellierung. Die Forschungsinfrastruktur und -flächen in Geisenheim böten vielfältige Möglichkeiten speziell für diese Themenfelder und seien ein Alleinstellungsmerkmal, das die Hochschule Geisenheim künftig noch mehr außen tragen müsse, so die Diskutantinnen und Diskutanten.
Märkte, Logistik und Ökonomie
Der verhältnismäßig neue Bereich Finance und Controlling, der am Institut für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule angesiedelt ist, muss in den kommenden Jahren intensiviert werden. Dies war Konsens in der nächsten Session zu den Themen Märkte, Logistik und Ökonomie. Es zeigte sich zudem, dass die Forschungsschwerpunkte der Professur für Logistikmanagement über die bisherige Vernetzung an der Hochschule hinaus vielfältige Anknüpfungspunkte auch und gerade an den Forschungsbereich Weinwissenschaften bieten. Weitere Vorträge drehten sich um nachhaltiges Handeln in gartenbaulichen Wertschöpfungsketten, Weintourismus und die Wirtschaftlichkeit von Weinbaubetrieben.
Inhaltsstoffe, Produktqualität und -sicherheit
Die letzte Session des Geisenheimer Forschungsforums 2018 widmete sich dem Schwerpunkt Inhaltsstoffe, Produktqualität und -sicherheit. SO2-freie Weine waren genauso Thema wie Verpackungstechnologien, prozessbedingten Veränderungen im Elementgehalt sowie verschiedene chemometrische Verfahren. Speziell in der Analytik verfüge die Hochschule Geisenheim über eine enorme Bandbreite an Methoden, die in der deutschen Hochschullandschaft ihres Gleichen suche. Moderne Analytik und innovative Technologien seien große Stärken des Standorts, so die Expertinnen und Experten.
Geisenheimer Forschungsfazit
Die Teilnehmenden des Geisenheimer Forschungsforums betonten im Abschlussplenum, wie wichtig es sei, das Gesamtpaket an Forschungsansätzen und Projekten zu stärken. Die an der Hochschule Geisenheim vorhandene Methodenkompetenz gepaart mit der bestehenden Infrastruktur, die es ermögliche, z.B. Versuche aus Klimakammern in Feldversuche zu übertragen, sei einmalig. Die Forschungsschwerpunkte der Hochschule Geisenheim sind von jeher visionär; schon die Arbeit an den Vorgängerinstitutionen zielte auf zentrale Ziele der United Nations Sustainable Development Goals ab, die 2015 beschlossen wurden. Wesentlich sei auch deshalb, so die einhellige Meinung, den Wissens- und Technologietransfer in die Branchen weiter zu intensivieren. Das Geisenheimer Forschungsforum soll künftig in einen regelmäßigen Turnus überführt und abgeleitete Formate als regelmäßige Plattformen für Information und Austausch geschaffen werden.