Brennen gehört sicherlich nicht zu den Maßnahmen, an die man bei der Renaturierung von Lebensräumen zuerst denkt. Trotzdem kann es - auf geeigneten Flächen und zur richtigen Zeit angewendet - eine Methode zur Wiederherstellung artenreicher Offenlandlebensräume sein.
Viele Magerrasen und Heiden wachsen durch Nutzungsaufgabe aktuell zu und verlieren so ihren Wert als Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen. Eine dieser Arten ist die Heilpflanze Arnika. Untersuchungen der Hochschule Geisenheim, der Universität Marburg und des Botanischen Gartens Marburg im Projekt ArnikaHessen haben gezeigt, dass Arnika-Samen nur keimen können, wenn Offenboden zur Verfügung steht. Der Grund ist, dass Arnika und andere gefährdete Arten zum Keimen auf Licht angewiesen sind. Viele Flächen weisen aber dichten Gras- und Moosfilz am Boden auf, was zum starken Rückgang zahlreicher Arnika-Bestände in Hessen geführt hat. „Bisher wurde häufig der Boden abgetragen, um die Regeneration der Arten zu unterstützen, was aufwändig und teuer ist“ erläutert Prof. Dr. Ilona Leyer vom Institut für angewandte Ökologie der Hochschule Geisenheim. „Die Frage ist, ob kontrolliertes Brennen, wie es früher häufig zur Entfernung von Streu angewendet wurde, eine praxistaugliche und kostengünstige Alternative zum Oberbodenabtrag sein kann. Mehrere Beobachtungen in Deutschland und angrenzenden Ländern deuten darauf hin“, so die Expertin.
Im Rahmen eines Projektes, das vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gefördert wird, hat die Hochschule Geisenheim Ende Februar 2019 in kleinen Teilbereichen von verbrachten Naturschutzflächen im Lahn-Dill-Kreis dichte Streuschichten durch Brennen entfernt. „Wichtig ist, dass im Vorfeld alle relevanten Stellen eingebunden und informiert sind, vom Bürgermeister der Gemeinden über die Naturschutzbehörden und Anwohner bis zu den Leitstellen der Feuerwehr. Und natürlich müssen Besitzer und Bewirtschafter der Flächen zustimmen. Eine große Hilfe war dabei das Team des ansässigen Landschaftspflegeverbandes“, so Projektleiterin Leyer. Geschulte Mitarbeiter einer Spezial-Firma für Naturschutzbrände aus Halle haben am Brandtag die Maßnahme durchgeführt, sodass auch die Brandsicherheit gewährleistet war.
Im Frühjahr werden in einem nächsten Schritt Arnika-Samen und Jungpflanzen auf die Flächen gebracht und ihre Entwicklung beobachtet. Durch den Vergleich mit nicht gebrannten Kontrollflächen sollen in den nächsten Jahren die Auswirkungen des Brandes auf die Vegetation und den Boden untersucht werden. Die Ergebnisse münden in einen Leitfaden, in dem geeignete Landschaftspflegemaßnahmen zur Erhaltung von Arnika und ihren Lebensräumen zusammengefasst sind.
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Hochschule Geisenheim University
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